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Oberliga: Erste zieht durch

Der Terminplan der Oberliga sieht es vor, dass wir nach unserem glücklichen Doppelschlag in Magdeburg zunächst gegen zwei vermeintlich weniger erfahrene Teams antreten müssen. Zum ersten der beiden Termine fuhren wir bekanntlich einen hohen und ungefährdeten Sieg gegen Dessau ein, der auch die erwünschte Tabellenführung einbrachte. Der zweite Streich sollte gegen die gerade im Nachwuchs sehr quirligen Coswiger gelingen. Unsere U20 hatte tags zuvor bereits an gleicher Stelle wichtige Punkte gesammelt und notgedrungen auch unserem Fahrdienst detailreiche Ortskenntnisse beschert. Das musste reichen, um die abermals löchrige Aufstellung zu kompensieren – das Unterhaus speiste sich aus den begehrten Filetstücken der Zweiten und Dritten.

Jochens Partie war beizeiten beendet. Als Schwarzer hatte er eine passive Stellung eingenommen und lud seinen Gegner damit ein, ordentlich Druck zu machen. Das gelang diesem zwar auf dem Brett, nicht jedoch auf der Uhr. In Anbetracht der noch zahlreichen bis zur Zeitkontrolle ausstehenden Züge willigte er in Jochens Remisgebot ein und ersparte diesem so, die Festigkeit seiner Verteidigung unter Beweis stellen zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Dinge an den anderen Brettern schon prächtig entwickelt. Ich konnte zunächst eine kleine Eröffnungsungenauigkeit meines Gegners nicht sofort bestrafen und führte die Partie mit schematischen Zügen wieder sehr schnell in ausgeglichene Gewässer. Doch just in dem Moment, als die Verwicklungen einsetzten, konnte ich von einem erneuten Patzer profitierten. In sieben Zügen verließen 12 Figuren das Brett, wobei mein Gegner zweimal weniger schlagen durfte als ich und folglich aufgab. Allgemein fielen in diesen Minuten an allen Brettern die wichtigen Entscheidungen.
Tomasz hatte im frühen Mittelspiel einen Bauern stibitzt, tauschte die Dame gegen zwei Türme und konnte nun seine Stellung konsolidieren, was einen gefahrlosen Punkt einbrachte. Schon aus früheren Begegnungen wusste er, dass die schwarze Initiative ihrem optischen Eindruck nicht gerecht wird. Ähnlich besonnen zeigte sich Lutz. Uns Aushilfskräften fielen zwei Veränderungen in seiner Spielweise aus: Die Zeiteinteilung war vorbildlich und der Sizilianer erwies sich als ungewöhnlich fest. Lutz parierte ein Figurenopfer, ohne in Schwitzen zu geraten. Geraucht wurde bereits auf der Hinfahrt, weshalb selbst hier keine Probleme auftraten und sein Gegner mit Minusfigur letztlich auch noch seinen König in aussichtsloser Position wiederfand. Besitzstandswahrung kann offenbar so leicht sein, wenn es sich nur um schwarze und weiße Planquadrate handelt. Opferfreudig ging es auch bei Christof zu, der seinen Läufer thematisch auf h6 einschlagen ließ. Diese Effektivität beeindruckte seinen Gegner derart, dass er die angebotene Figur verschmähte und stattdessen selbiges Motiv anwandte – nur dass es Christof leicht fiel, seinen Laden zusammenzuhalten und das Material zu verwerten.
Sven ging ebenso zielstrebig zu Werke. Die Kiebitze waren sich post mortem uneins, welche Seite zwischenzeitlich ein Remisgebot in die Ring warf. In jedem Fall wurde es abgelehnt (von wem auch immer) und Sven holte den ganzen Punkt. Seine Türme und Läufer hatten dankbare Ziele an der Basis der gegnerischen Bauernkette. In der Folge fiel auch noch eine Qualität, die Sven im Schlussstreich zurückgab, um dann einen seiner Bauern ungefährdet über den Rubikon zu führen.
Letzteren hatte Roland leichtfertig überschritten. In einem Kampfgeschehen, welches das gesamte Brett in Anspruch nahm, übersah er einen simplen Einschlag, der ihn klar in Nachteil brachte. Roland konnte sich im Anschluss zwar nochmals durch die Fluten schlagen, ließ sich dann aber erneut überrumpeln – und gegen Matt hilft leider kein Schwimmabzeichen. Der Spieltag war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon lang gelaufen. Zu guter Letzt trug noch Mathias zum Torverhältnis bei. Seine theoretische Beflissenheit übertrumpfte heute selbst die manches Großmeisters. Selbstsicher hechelte er keine schwachen Bauern hinterher, sondern setzte zunächst seine Figuren schön in Szene, um die Faulenzer erst danach abzuräumen. Im Endspiel behielt er dann nicht nur einen Mehrbauern, sondern auch noch den zweischneidigen Vorteil des Turm-Läufer-Tandems gegenüber dem Turm-Springer-Paar. Der Rest der Mannschaft musste nicht mehr lang warten, da sich die Stellung bei klarem Vorteil zusehends vereinfachte.

Nach Addition der Ergebnisse ergab sich also ein sehr überzeugender 6,5-1,5-Sieg. Ein Resultat, das dem Spielverlauf gerecht wird, wenngleich es doch unerwartet hoch ausfiel. Auch die übrigen Spiele meinten es gut mit uns. Leipzig II und die stark aufspielenden Hoyerswerdaer kamen nicht über ein Remis hinaus. Noch ist der Vorsprung aber zu klein, um sich einen Patzer erlauben zu können.


Zweite Mannschaft ist glücklicher Tabellenführer

Vor fast 100 Jahren übte Emanuel Lasker eine bemerkenswerte Kritik an den Regeln des Schachs. Diese enthielten derart verschrobene Paragrafen, dass man das königliche Spiel überhaupt nicht als Abbild einer realen Auseinandersetzung begreifen könne. Lasker hatte hier neben dem Rochaderecht vor allem das Spielziel im Sinn. Nicht die kanonische Prämisse des Raumgewinns bei grenzenlosem Spielfeld entscheidet über den Ausgang der Partie, sondern gekünstelte Matt- und Pattkonstruktionen. Im Spitzenspiel der 1. Landesklasse hatte unsere zweite Mannschaft gegen Riesa großes Glück, dass die Schachregeln hinreichend entartet gestaltet wurden, um auch dem streunenden Hund noch eine vage Hoffnung auf ein Fresserchen zu bieten.
Trotz der Anwesenheit von sieben Stammspielern begann der Kampf katastrophal im Sinne aller klassischen Kriterien. Lars hatte gerade erst die zweistelligen Zugzahlen erreicht, als ein simpler Doppelangriff sofort eine Figur einbüßte. Warum kein Springer auf c3 die Diagonale mehr blockierte, blieb nach der Partie genauso ungeklärt, wie die Motivation, den weißfeldrigen Läufer nicht auf b3 zu verankern. Auf c4 fiel er jedenfalls einem Damenschach auf b4 zum Opfer. Christian traf es ähnlich hart, wenn auch nicht ganz so früh: Die nicht ausufernd mondäne Zugfolge seines Gegner brachte sein Konzept durcheinander, was bald zu Schwächen auf beiden Flügeln führte und nach dem Eindringen der weißen Krieger auch schnell eine Figur kostete. Ganz ähnliche Löcher konnte Mathias sein Eigen nennen. Zwar gelang es ihm, den Morra-Bauern behaupten – allerdings auf Kosten einer Qualität. Ich hatte selbstbewusst früh das Zentrum geöffnet, um dann feststellen zu müssen, dass das gegnerische Läuferpaar die fehlende Koordination mehr als ausglich. Auch Roland fühlte sich von zwei Läufern gegängelt. Der Verzicht auf einen Bauern schien ihm noch die besten Möglichkeiten auf ein Remis zu bieten. Christof hatte sich noch eher von einem Bauern getrennt, konnte dafür aber wenigstens den Kompressor in Betrieb nehmen. Olaf war hingegen wie wir anderen mehr Amboss als Hammer. Ein gegnerische Turm auf der siebenten Reihe versetzte ihm in Abstimmung mit Dame und Springer heftige Schläge. Da also einzig Lion eine solide Position erreichte, war zunächst nicht klar, wo in diesem Kampf wenigstens zwei Brettpunkte herkommen sollten.
Rolands Gegner willigte angesichts dessen in ein Remis ein. Christian verlor und Lars hatte mittlerweile ein ganzes Dorf weniger auf den Brett. Doch die vor der Zeitkontrolle einsetzende Geisterstunde meinte es gut mit uns. Mathias konnte einen gegnerischen Turm ins Abseits locken und gewann auf der Grundreihe. Olaf verteidigte sich gut und bekam im Endspiel mit ungleich farbigen Läufern sogar nochmal Höhenluft. Mein Gegner half mir dabei, meine Stellung zu konsolidieren. Trotz eines Notationsproblems ging ich mit einer Mehrfigur ins Turmendspiel und gewann dieses unmittelbar nachdem Lars keine Lust mehr verspürte. Christof wiederholte im 40. Zug zum dritten Mal die Stellung; zusammen mit dem doch nicht mehr abzuwendenden Remis von Olaf ergab sich ein Stand von 3,5-3,5, wobei Lion schon ordentlich Material gepflügt hatte. Es galt nur noch, in dem Wirrwarr von Pseudoaktivität und Pseudodeckung(!) die Übersicht nicht zu verlieren. Ein ausgelassener Elfmeter trug zur allgemeinen Unterhaltung bei – Lions prosaische Methode führte aber auch zum ungefährdeten Sieg.
Unter schamloser Ausnutzung des von Lasker bloßgestellten Irrsinns konnten wir also die Tabellenführung erringen. Zwei Leipziger Mannschaften sind uns dicht auf den Fersen, weshalb es noch zu einigen engen Topspielen kommen dürfte.


Oberliga: Rauchende Duelle in Magdeburg

Die Erste hatte am Wochenende seit langer Zeit wieder einmal das Vergnügen, ihre Kondition in einer Doppelrunde unter Beweis zu stellen. Ausdauer war dabei schon während der Anfahrt vonnöten. Im Stimmungsgefälle von Baustellen und Sackgassen im nicht allerorten grünen Streifen zwischen Greiz und Altenburg kam unserer mitgereisten Präsidentengattin gar der Gedanke, dass ihr Mann weit umgänglicher ist als so mancher Schönwetter-Ortskundiger. Erst drei Minuten vor Rundenbeginn trudelten wir im regnerischen Magdeburg ein – Zeit für Bananenkäufe blieb also nicht.

Zunächst stand die vermeintlich leichtere Aufgabe gegen Rochade Magdeburg an. Das erste entscheidende Manöver vollführte Lutz; jedoch jenseits des Schachbretts. Eine freie Auslegung der schiedsrichterlichen Anweisung „Rauchen bitte vor der Tür!“ sicherte ihm kurze Wege. Dem entsprach auch seine Mittelspiel-Behandlung: Wenig Raum, dafür eine kraftvolle Figurenaufstellung. Sein Gegner erlag angesichts dessen der Versuchung, seine Positionen zu überdehnen und fand sich letztlich in einem aussichtslosen Endspiel mit Turm gegen zwei Leichtfiguren wieder. Kura hatte seine Partie noch etwas eher beendet. Das Verschmähen eines Gambitbauerns führte alsbald zu einer fleischlosen Stellung, bei der zu allem Überfluss fast jeder Zug den Abtausch eines Figurenpaares nach sich zog. Man einigte sich folglich schnell auf Remis.
Das gleiche Ergebnis lieferte die Partie am Spitzenbrett, nur war hier der Spielverlauf überaus hektisch. Tomasz wurde von einer Opferstafette überzogen, die ihm zwar einen höllischen Materialvorteil bescherte, letztlich aber doch die Zugwiederholung erzwang. Roland konnte hingegen überzeugend einen ganzen Punkt beisteuern. Seine Stellung entwickelte sich nach der Eröffnung prächtig; die Diagonalen gegen den schwarzen König waren so fest in seiner Hand, dass es nur noch ein Handgemenge unter Bauern bedurfte, um die Partie zu beenden. Ich selbst griff schon in der Anfangsphase zu so seltsamen Manövern, dass ich lange Zeit fürchten musste, als Erster meine Partie beenden zu müssen. Zwar gelang es mir im Mittelspiel, meiner Ruine einen gewissen Charme zu verleihen, doch mit der mir unverhofft in die Hände gefallenen Aktivität konnte ich nur wenige Züge gut umgehen. Wie schon in der Eröffnung gab ein extravaganter Zug das Spiel erneut aus den Händen. Mein Verlust blieb jedoch ohne schlimme Folgen für die Mannschaft.
Grzegorz überraschte alle Kiebitze im Bauernendspiel. Nicht der entfernte Freibauer seines Gegners, sondern seine eigene Bauernwalze am anderen Flügel entschied den Tag. Auch Jacek profitierte von einem Aussetzer, der das Gleichgewicht zu seinen Gunsten verschob. Als sich der Rauch nach der Zeitkontrolle lichtete, hatte er einen glatten Bauern mehr, der zudem noch weit ins feindliche Lager vorgedrungen war. Die Abwicklung in ein simples Endspiel war reine Formsache. Letzteres gelang Sven leider weit weniger gut. Zwar nahmen auch seine Bauern gewaltig Fahrt auf, benötigten dann aber Figurenunterstützung. Beim Zusammenführen der Kräfte unterlief ihm eine Ungenauigkeit, welche die Angelegenheit unnötig verkomplizierte. Am Ende stand sein tapferster Bauer zwar direkt vor der Umwandlung, doch seinem König war nicht mehr einzureden, von der Schaukelpartie mit der feindlichen Dame abzulassen.

Im Ganzen war der Mannschaftskampf zwischenzeitlich weit weniger klar, als es das Endergebnis von 5.5-2,5 vermuten lässt. Es war also abzusehen, dass wir am Sonntag gegen die nominell stärkeren Magdeburger von Aufbau-Elbe umso härter um Zählbares kämpfen mussten. Denen verhalf eine wundersame Wendung zu einem knappen Sieg über Chemnitz, weshalb uns ein echtes Spitzenspiel bevorstand. Selbstverständlich tat das unserem heiteren Abend keinen Abbruch. Da beide Magdeburger Mannschaften zum Sonntag anders aufstellten, wäre eine intensive Vorbereitung auch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.

Recht schnell herrschte auf Jaceks Brett eine fast völlig symmetrische Aufstellung, die keinen Ansatz für eine sehenswerte Partie bereithielt und entsprechend Remis gegeben wurde. Tomasz konnte mit den schwarzen Steinen genauso wenig Unruhe stiften und gab sich mit dem gleichen Resultat zufrieden. Problematisch wurde es dann, als Lutz in Bedrängnis geriet. Für sein zielgerichtetes Auftreten vom Vortag wurde ihm das Etikett des Vandalen umgehangen, wodurch sich seine Laufwege wieder erweiterten. Auch auf dem Brett brachte ihn sein direktes Vorgehen dieses Mal in Nachteil. Die sich in der Vorwärtsbewegung befindlichen Figuren zeigten sich außer Stande, die Koordination aufrecht zu erhalten, was umgehend die Null nach sich zog. Gleichzeitig hatte es Kura versäumt, Initiative für seinen geopferten Bauern zu erzwingen und auch Rolands Position machte auf mich einen sehr gepressten Eindruck. Für einen Lichtblick sorgte erneut Grzegorz, der aus einer geschlossenen Position heraus ein wildes Ringen anstiftete und dieses auch für sich entschied. Noch heller wurde es, als Roland seinen Gegner zum organisierten bis panischen Rückzug zwang und noch vor Beendigung der vierten Stunde gewann. Für einen Sieg bedurfte es nun noch 1,5 Punkte an drei bespielten Brettern, wobei sich Kuras Perspektiven sehr rasch verdüsterten. Svens Gewinnbemühungen standen im Schatten des Stellungspechs. Ein langer Schlagabtausch führte nur aufgrund unscheinbarer Details nicht zum Durchbruch. Im Turmendspiel behauptete er zwar einen Mehrbauern, doch die Chancen, diesen zu verwerten, waren weit schlechter als am Vortrag. Mir hatte die abendliche Reinigung in Feuer und Wasser streckenweise offenbar ganz gut getan. Ähnlich wie mein Gegner am Vortag gab ich den Eröffnungsvorteil aber nach und nach wieder aus der Hand; einen simplen taktischen Gewinn lies ich großzügig aus und fand mich nach der Zeitkontrolle in einem öde anmutenden Endspiel mit Turm und ungleichfarbigen Läufern wieder.
Sven war bei seinen 170 Zügen an diesem Wochenende kein siegbringendes Glück beschieden – auch dieses Mal konnte sein Gegner sämtliche Endspieltricks abblocken und in ein technisches Remis erzwingen. Bei mir lief es besser. Unter Mithilfe der passiven Verteidigungsstrategie meines Gegners bekam ich tatsächlich nochmals den Ausklopfer in die Hand, mit dem ich die Schwächen im feindlichen Lager großflächig bearbeiten konnte. In der Endabrechnung standen also die benötigten 4,5 Punkte auf unserem Konto.

Beide Kämpfe nahmen einen engen Verlauf – am Sonntag schienen wir zwischenzeitlich mit einem Unentschieden gut bedient zu sein. Doch durch den glücklichen Sieg haben wir uns nicht nur von einem weiteren Konkurrenten absetzen können, sondern auch noch die weitesten Auswärtsspiele der Saison erfolgreich bestritten. In der Tabelle liegen wir nun punktgleich mit Hoyerswerda auf dem ersten Platz, dicht gefolgt von den beiden Leipziger Mannschaften, die bisher nur im vereinsinternen Vergleich Punkte ließen.


Oberliga: First Blood

Die Erste musste heute zeigen, dass sie trotz des Abstiegs im letzten Jahr das Gewinnen nicht verlernt hat. Gerade in dieser Situation empfing uns die USG Chemnitz, die fraglos zu den Top-Teams unserer Oberligastaffel gehört. Der Kontrast zum Vorjahr fiel also gar nicht so stark aus.

Dessen unbeschadet konnten wir schon frühzeitig ordentlich Fahrt aufnehmen. Mir schlug die Ereignislosigkeit der letzten Monate derart aufs Gemüt, dass ich meinen Gegner wild anging, noch bevor die letzten Leichtfiguren die Grundreihe verlassen hatten. Es dauerte jedoch nur eine Handvoll Züge, bis auch diese Aufgabe abgearbeitet war und stattdessen die gegnerischen Leichtfiguren ihre Grundreihe säumten. Angesichts der nicht mehr vorhandenen Koordination war es kein Problem, entscheidend Material zu gewinnen, was umgehend auch den vollen Punkt bedeutete.

Schnell fertig war auch Jolanta, die mit den weißen Steinen aus der Eröffnung nicht viel herausholen konnte und deswegen zeitig ins Remis einwilligte. Erfolgreicher ging Tomasz zu Werke, der Manuel Feige schon früh heftige Probleme bereiten konnte, die dessen Zeiteinteilung durcheinander brachten, sich aber selbst angesichts dieser Investitionen als zu hartnäckig herausstellten. Tomasz gewann so in überlegener Stellung auf Zeit. Gleich darauf konnte auch Kura punkten. Durch sehr feinfühlige Manöver gelang es ihm, einen in seine Stellung vorgedrungenen Läufer wieder zu vertreiben, woraufhin er aufgrund des überwältigenden Raumvorteils seine Figuren völlig harmonisch in Szene setzen konnte. Die Dame-Läufer-Batterie auf der langen Diagonale bescherte ihm dann auch schnell einen ungefährdeten Sieg.

Mit 3,5 Punkten im Rücken war der Kampf im Wesentlichen gelaufen. Um die Zeitkontrolle remisierte unser griechischer Neuzugang Dimitrios Mastrovasilis gegen Mathias Womacka, dem er die Festigkeit der Berliner Mauer demonstrierte. Den fehlenden halben Punkt steuerte Roland bei. Nach jahrelangem Suchen gelang es ihm endlich, die letzte Lücke seines Eröffnungsrepertoires zu schließen. Seine aktive Spielweise brachte einen optisch höchst ansprechenden Kampf aufs Brett. Nachdem sich der Rauch gelichtet hatte, verblieb er mit einem Mehrbauern im Endspiel, den er aber aufgrund des Punktestandes noch nicht einmal mehr zu verwerten brauchte.

Zu diesem Zeitpunkt war schon lang abzusehen, dass Christof am letzten Brett nichts holen würde. Gewohnt theoriefest tat er sich ebenso gewohnt schwer, die zweit- und drittstärksten Züge seines Gegners zu parieren, dessen Angriff sehr überzeugend über Zentrum und Königsflügel rollte. Im entstandenen Turmendspiel hatte Weiß dann eine Schwerfigur mehr zur Verfügung, was unseren Präsidenten dazu veranlasste, seine Partieanalyse noch am bespielten Brett unterzubringen. Als letzter kämpfte noch Lutz um Zählbares. Sein König bekam im Laufe des Mittelspiels sehr viel Luft und fand sich bald in einer hoffnungslosen Lage wieder; ein einziger Zug hätte seinerseits die Aufgabe erzwungen. Die Partie ging stattdessen in die Verlängerung, wo anscheinend beide Kontrahenten nochmals fehlgriffen. Zum Schluss befand sich Lutz in einer eigenartigen Zugzwangstellung, in der letztlich sein Turm die Verteidigungslinie verlassen musste und im Anschluss seinem König nicht mehr beispringen konnte. Am Mannschaftssieg änderte dies selbstredend nichts. Trotz des knapp anmutenden 4,5:3,5 waren beide Punkte nie in Gefahr.


SK König Plauen II – Zwickauer SC: 4,5 – 3,5

Die zweite Mannschaft musste am vergangenen Sonntag in einem für uns recht bedeutungslosen Heimspiel gegen Zwickau hart um den Sieg kämpfen. Aufgrund des wichtigen Spiels der Dritten hatten wir auf unsere üblichen Ersatzleute verzichtet und so mit Nils und Toni einen etwas jüngeren Achter auf die Beine gestellt. Unerfreulicher Weise kamen die Gäste nur als Siebener an, so dass Lions beschwerliche Anreise nicht mit einer netten Schachpartie belohnt wurde. Er konnte sich stattdessen im Öffentlichkeitsorgan der Heuschrecken über die Businesstauglichkeit von Frisuren informieren – speziell natürlich auch über die seiner eigenen.

Recht schnell kam Toni zu seinem ersten halben Punkt in der 1. Landesklasse, wobei seine spannungsgeladene Position sicherlich noch ein paar Züge hätte vertragen können. Aufregend ging es auch bei Johannes zur Sache, der es leider nicht vermochte, in einer optisch sehr ansprechenden Stellung den Verteidigungswall seines Gegners zu knacken und nach dem Frontwechsel eine traurige Haltung einnehmen musste. Die schnell verstreichende Zeit tat ihr Übriges, um die Leiden zügig zu beenden. Damit hatte Zwickau ausgeglichen und der Ausgang des Kampfes erschien höchst unklar. Olaf kam überhaupt nicht gut in die Partie und hatte schon recht früh einen Bauern für schlechtes Spiel gegeben. Die Eröffnungsbehandlung von Nils war solider, aber im Mittelspiel gelang es ihm nicht, seinen Hofstaat in gesunder Ordnung zu halten. Sein Gegner wusste dies gut auszunutzen und so kamen wir vorübergehend ins Hintertreffen.

Nur gut, dass das Oberhaus diesmal seine Ausfälle größtenteils unter Kontrolle hatte. Lediglich ich warf meinen Eröffnungsvorteil per grauenhafter und planloser Behandlung des Mittelspiels komplett weg und fand meinen König in einer äußerst bedrängten Lage wieder. Wesentlich besser machten es die beiden anderen. Mathias nutzte seinen Entwicklungsvorsprung, um im damenlosen Mittelspiel die Koordination der gegnerischen Figuren völlig zu vernichten und so einen ungefährdeten Sieg einzufahren. Das Gleiche gilt für Christof. Die profunde Theoriekenntnis hat sich seit langem mal wieder ausgezahlt. Anders als in der ersten Mannschaft sprang diesmal sogar ein ganzer Punkt heraus. Derweil hatte ich meine Ruine notdürftig sanieren können und konstruierte mit einem wahrlich gespensterhaft agierenden Läufer ein sehenswertes, aber keineswegs erzwungenes Matt. Mit 4,5 Punkten im Rücken war die Niederlage von Olaf zu verkraften. Die Versuche, im Turmendspiel nochmal hinterrücks den Zauberstab auszupacken, fanden keinen fruchtbaren Zylinder.

Mit 10:6 Punkten stehen wir sicher auf einem Nichtaufstiegsplatz und haben uns mittlerweile auch die fünf Heimspiele in der nächsten Saison gesichert. Da Wilkau II im letzten Spiel gegen Südost Leipzig ran muss, haben wir zudem noch eine kleine Chance, Staffelsieger nach Brettpunkten zu werden.


Punktspielauftakt in der 2. Bundesliga

Einen erwartungsgemäßen Eierlauf hat gestern die I. Mannschaft in Dresden hingelegt. Während die Plauener Großmeister zu Saisonbeginn noch geschont wurden, boten die Landeshauptstädter ihre bundesligaerfahrene Stammbesetzung auf. Obwohl selbst unser Unterhaus die Eröffnungsphase ungewöhnlich gut überstand, setzte sich im weiteren Turnierverlauf die Elostärke der Dresdener durch. Zu ehrenrettenden Remisen kamen Thomas Espig am achten, Christof Beyer am vierten und Lutz Espig am Spitzenbrett, der aufgrund der Großwetterlage für seine Rauchgänge vom Gastgeber einen Schirm gestellt bekam. Roland Pfretzschner bot hingegen Altmeister Uhlmann in einem schwierigen Endspiel die Möglichkeit, all seine Erfahrung auszuspielen. Von dieser hätte wohl auch Mathias Paul profitiert, der zum Schluss seiner Partie einen recht unglücklichen Bauernzug einflochte. Die übrigen Partien gingen recht deutlich verloren. Nach dem ersten Spieltag finden sich die Plauener mit nur 1,5 Brettpunkten am Tabellenende wieder, wobei die wichtigen Schlachten noch zu schlagen sind.