Die Erste musste heute zeigen, dass sie trotz des Abstiegs im letzten Jahr das Gewinnen nicht verlernt hat. Gerade in dieser Situation empfing uns die USG Chemnitz, die fraglos zu den Top-Teams unserer Oberligastaffel gehört. Der Kontrast zum Vorjahr fiel also gar nicht so stark aus.
Dessen unbeschadet konnten wir schon frühzeitig ordentlich Fahrt aufnehmen. Mir schlug die Ereignislosigkeit der letzten Monate derart aufs Gemüt, dass ich meinen Gegner wild anging, noch bevor die letzten Leichtfiguren die Grundreihe verlassen hatten. Es dauerte jedoch nur eine Handvoll Züge, bis auch diese Aufgabe abgearbeitet war und stattdessen die gegnerischen Leichtfiguren ihre Grundreihe säumten. Angesichts der nicht mehr vorhandenen Koordination war es kein Problem, entscheidend Material zu gewinnen, was umgehend auch den vollen Punkt bedeutete.
Schnell fertig war auch Jolanta, die mit den weißen Steinen aus der Eröffnung nicht viel herausholen konnte und deswegen zeitig ins Remis einwilligte. Erfolgreicher ging Tomasz zu Werke, der Manuel Feige schon früh heftige Probleme bereiten konnte, die dessen Zeiteinteilung durcheinander brachten, sich aber selbst angesichts dieser Investitionen als zu hartnäckig herausstellten. Tomasz gewann so in überlegener Stellung auf Zeit. Gleich darauf konnte auch Kura punkten. Durch sehr feinfühlige Manöver gelang es ihm, einen in seine Stellung vorgedrungenen Läufer wieder zu vertreiben, woraufhin er aufgrund des überwältigenden Raumvorteils seine Figuren völlig harmonisch in Szene setzen konnte. Die Dame-Läufer-Batterie auf der langen Diagonale bescherte ihm dann auch schnell einen ungefährdeten Sieg.
Mit 3,5 Punkten im Rücken war der Kampf im Wesentlichen gelaufen. Um die Zeitkontrolle remisierte unser griechischer Neuzugang Dimitrios Mastrovasilis gegen Mathias Womacka, dem er die Festigkeit der Berliner Mauer demonstrierte. Den fehlenden halben Punkt steuerte Roland bei. Nach jahrelangem Suchen gelang es ihm endlich, die letzte Lücke seines Eröffnungsrepertoires zu schließen. Seine aktive Spielweise brachte einen optisch höchst ansprechenden Kampf aufs Brett. Nachdem sich der Rauch gelichtet hatte, verblieb er mit einem Mehrbauern im Endspiel, den er aber aufgrund des Punktestandes noch nicht einmal mehr zu verwerten brauchte.
Zu diesem Zeitpunkt war schon lang abzusehen, dass Christof am letzten Brett nichts holen würde. Gewohnt theoriefest tat er sich ebenso gewohnt schwer, die zweit- und drittstärksten Züge seines Gegners zu parieren, dessen Angriff sehr überzeugend über Zentrum und Königsflügel rollte. Im entstandenen Turmendspiel hatte Weiß dann eine Schwerfigur mehr zur Verfügung, was unseren Präsidenten dazu veranlasste, seine Partieanalyse noch am bespielten Brett unterzubringen. Als letzter kämpfte noch Lutz um Zählbares. Sein König bekam im Laufe des Mittelspiels sehr viel Luft und fand sich bald in einer hoffnungslosen Lage wieder; ein einziger Zug hätte seinerseits die Aufgabe erzwungen. Die Partie ging stattdessen in die Verlängerung, wo anscheinend beide Kontrahenten nochmals fehlgriffen. Zum Schluss befand sich Lutz in einer eigenartigen Zugzwangstellung, in der letztlich sein Turm die Verteidigungslinie verlassen musste und im Anschluss seinem König nicht mehr beispringen konnte. Am Mannschaftssieg änderte dies selbstredend nichts. Trotz des knapp anmutenden 4,5:3,5 waren beide Punkte nie in Gefahr.