6:2 und doch zu wenig

Erfurt.

Geht die Bundesligaära für den Schachklub König Plauen zu Ende? Nach dem letzten Wochenende ist man geneigt, daran zu glauben. Denn obwohl die Vogtlandmannschaft ihre selbst gesteckten Ziele umsetzen konnte, ist man vom Erreichen der Nichtabstiegsränge weiter entfernt denn je. Die Mitkonkurrenten Wattenscheid (4:4 gegen Hamburger SK) und Erfurt (7:1 gegen Heiligenhaus) vergrößerten den Abstand zu Plauen. So bleibt nur noch die vage Hoffnung auf einen Sieg gegen den Tabellendritten Werder Bremen in zwei Wochen.

Dabei schien am Samstag gegen die in relativ starker Formation angetretenen Solinger lange Zeit ein Punktgewinn möglich. Kam doch kein Plauener von Beginn an in Nachteil, konnten vor allem die "Problembretter" 7 und 8 die ihnen nachgesagte Schwäche vergessen lassen. Bereits nach 2,5 Stunden remisierte Sven Schaller mit den schwarzen Steinen gegen Alexander Naumann, ihm folgte kurz darauf Lutz Espig gegen den Engländer John Emms. Währenddessen hatte Tomasz Markowski gegen Deutschlands verlässlichsten Nationalspieler Artur Jussupov eine zweischneidige Attacke gestartet, die ihm neben dem Gewinn eines Bauern auch ziemliche Felderschwächen rund um den eigenen König einbrachte. Damit war abzusehen, dass diese Partie den Kampf entscheiden würde. Bei Joel Lautier (Frankreich) gegen Alexander Beliavsky, Uwe Bönsch gegen Predrag Nikolic (Bosnien-Herzegowina) und Markus Schäfer (Solingen) gegen Ulrich Dirr wurde die Remisbreite nie überschritten und so endeten alle Partien ohne Sieger und Besiegte. Anders bei Klaus Bischoff gegen Jeroen Piket (Niederlande). Hier kam Klaus nach der Eröffnung in gewissen Nachteil, konnte aber mittels eines Tricks ausgleichen und einige Gewinnchancen erarbeiten. Aber nach einer mehr oder weniger erzwungenen Zugfolge blieb ihm auch davon nichts mehr übrig, obwohl er bis zuletzt alles versuchte. Gleichzeitig hatte der (über)mutige Tomasz Markowski einen zweiten Bauern verspeist, dadurch aber seine Dame weit ins Abseits manövriert, sah sich der Attacke der gesamten Jussupovschen Streitmacht gegenüber. Da halfen alle Beschwichtigungsversuche nichts mehr, die beiderseitige Zeitnot tat ihr übriges. Und als Tomasz sich sein Reich wieder in aller Ruhe betrachten konnte, blieb ihm nichts mehr, als die Fahnen zu senken. Ein weiteres Dilemma war der Ausgang der Partie zwischen Laurent Fressinet (Frankreich) und Stefan Kindermann. Der Solinger hatte in der Eröffnung neue Wege beschritten, aber damit nichts Konkretes erreicht. Er blieb aber am Drücker und zwang Kindermann zu ständiger Konzentration, die zwangsläufig in beiderseitige Zeitnot mündete. Als Stefan seinen 38. Zug ausführte war seine Stellung durchaus intakt, die Bedenkzeit aber abgelaufen. Also noch eine Niederlage und das Endergebnis von 3:5. Gleichzeitig besiegte der Erfurter Schachklub die Heiligenhäuser mit 7:1, also musste am zweiten Tag für Plauen ein ähnliches Ergebnis her, wollte man den Abstand auf die Thüringer bewahren. Denn Toppen schien unmöglich.

Man sah auch schon kurze Zeit nach Beginn an einigen Brettern den Klasseunterschied. Besonders Lutz Espig hatte bereits nach einer Spielstunde alle Trümpfe auf dem Brett in seiner Hand und führte seine Position zielstrebig zum Sieg. Allerdings gelang ihm damit nur der Ausgleich, denn ein völlig indisponierter Sven Schaller musste sich noch etwas eher geschlagen geben. Solche Partien passieren selbst Profispielern von Zeit zu Zeit, leider wog die Null auf dem Ergebnisbericht in der Plauener Situation doppelt schwer. Alle anderen Plauener erreichten nach und nach bessere Stellungen. Während Uwe Bönsch, Klaus Bischoff und Stefan Kindermann diese auch in volle Punkte umsetzen konnten, gelang dies Tomasz Markowski aufgrund des stark reduzierten Materials nicht mehr. Nach der Zeitkontrolle kämpften noch Alex Beliavsky und Uli Dirr in unklaren Positionen um den vollen Punkt. Uli gelang das am Ende nicht mehr, aber Alexander stellte seinen Gegner dauernd vor praktische Probleme. Der belgische internationale Meister van Mil wehrte sich aber hervorragend und man musste auch hier von einer Punkteteilung ausgehen. Doch kurz vor Ende ließ seine Konzentration für einen Zug nach und das reichte Alexander für den Sieg. Am Ende stand ein 6:2 für Plauen, in der Höhe verdient und doch zu wenig.

In zwei Wochen biegt die Bundesliga auf die Zielgerade ein. Die Gegner der Vogtländer werden der Tabellendritte Werder Bremen und Schlusslicht Königsspringer Hamburg sein. Weil der SK König ein viel schlechteres "Torverhältnis" gegenüber Wattenscheid und Erfurt aufweist, zählt nur ein Sieg gegen beide Teams. Während das gegen die Königsspringer machbar erscheint, stehen die Chancen gegen Werder schlecht. War man doch in den beiden letzten Spielzeiten chancenlos gegen die Macht von der Weser. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt...

 

Gunter Sandner

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 07. August 2002.