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Die besseren Amateure kommen aus
Plauen
SK König schlägt
Stuttgart in spannendem Wettkampf mit 6:2
Wow, was für ein Nachmittag! Endlich
mal wieder eine Live-Übertragung in der Bundesliga
und Plauen ist dabei! Durch das beispielhafte Engagement
von Thilo Gubler im Namen des SC Baden-Oos ist unter
der Mithilfe der Grenke Leasing AG wieder einmal tolle
Werbung für den Schachsport gemacht worden. Im
badischen Kurort waren neben dem Gastgeber die Mannschaften
vom Tegernsee, aus Stuttgart und Plauen zugegen und
sollten sich schon am heutigen Samstag einen sehenswerten
Kampf liefern.
Um 14:00 Uhr ging es los, auf Ooser Seite
sah man mit Anand und Shirov absolute Weltklasse spielen.
Plauen diesmal immerhin mit drei GMs und "hinten
dran" mit der bewährten vogtländischen
Amateurgemeinschaft. Gegen 16:00 Uhr dann der erste
Check im Internet: Ach, Anand-Khenkin schon remis?!
Nun gut, Plauen-Stuttgart noch 0:0. Dabei waren Tomasz
Markowski und Eckhardt Schmittdiel schon im totremisen
Turmendspiel angekommen. Na wenn das mal kein vergeigtes
Potential ist! Oh, und Uli Dirr schon nach 10 Zügen
mit Qualität im Nachteil - das kann ja niemals
gut gehen!
Nach ein bisschen Kaffee und Kuchen gab
es dann ab 17:00 Uhr den komprimierten Alfred Hitchcock.
Michael Kuraszkiewicz stand mit Schwarz nicht sonderlich
aktiv, aber eben trotzdem solide und kam zum verdienten
Remis. An Brett 1 sah man dann auch ein, dass das bauerngleiche
Turmendspiel nur zur Punkteteilung reicht. Bei Lutz
Espig war gleiches zu beobachten: 1,5:1,5.
Doch nun begann der Wettkampf erst richtig.
Gunter Sandner hatte im Pirc vorbildlich einen Bauern
geopfert und machte am Damenflügel mit der Unterstützung
des Läufers auf g7 ordentlich Dampf. FM Severin
Papa klammerte sich zu lange an den Mehrbauern und sollte
bereits arg in Zeitnot den folgenden Figurenverlust
nicht mehr verhindern können. Stark gespielt vom
Teamchef, der für seinen heutigen Bundesligasieg
mit Schwarz nur 21 Züge brauchte!
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Ulrich
Dirrs Kamikazeschach wurde nicht belohnt
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Bei Uli Dirr, Stephan Haskamp und Roland
Pfretzschner brannte aber inzwischen die Luft. Uli bekam
durch die Minusqualität mörderische Kompensation
und zog ein elegantes Figurenspiel auf. Die gegnerischen
Legionen wollten vor Angst nicht mehr von der Grundreihe
weg. Doch Material bleibt Material und Uli musste viel
Zeit investieren, um den Angriff am rollen zu halten.
Dann die entscheidende Phase: Stephan opferte im 19.
Zug einen Springer und Uli wollte alles. Nach 20...d5??
wäre 21.Txf6+!! der endgültige Knockout für
den gegnerischen König gewesen (+12.00), doch unser
Chessgatemitarbeiter fand nur die zweit- oder drittbeste
Fortsetzung. "Nur" mit Mehrfigur ging es ins
Endspiel, wo noch weit über den 40. Zug hinaus
geblitzt wurde. In der Hektik kam der einzige schwarze
Freibauer bis nach e2, wo er gerade noch rechtzeitig
auf Kosten der Mehrfigur geschlagen wurde. Remis - wie
ärgerlich!
Stephan hatte eine gute Druckstellung
aufgebaut, die wohl ebenfalls den geopferten Springer
kompensierte. Auch er hätte wahrscheinlich mehrmals
eher das Match entscheiden können, nahm aber unnötigerweise
den Umweg über das Endspiel mit zwei verbundenen
Freibauern. Die Zeitkontrolle schaffte er locker mit
komfortablen 11 Sekunden auf der Uhr ...
Rolands Stellung an Brett 8 war ebenfalls
recht mulmig. Zeitweise mit zwei Bauern im Nachteil
hatte er dennoch ständig Gegenchancen. Dann in
der Zeitnotphase gelang ihm ein Figurengewinn auf Kosten
gegnerischen Figurenspiels. Den vorgerückten Freibauern
konnte er nur durch ein Qualitätskonteropfer aufhalten.
Sein eigener auf e3 blieb aber übrig. Mit zwei
Figuren gegen Turm ging es nach der Zeitkontrolle im
Endspiel weiter. Warum Roland nicht mit 42.Tb2! alles
klar machte, wird wohl vorerst sein Geheimnis bleiben.
So musste er sich mit der Mehrfigur im Endspiel noch
arg quälen.
Fast unbemerkt wurde während der
Zeitnotgefechte die Partie an Brett 2 entschieden. Stefan
Kindermann hatte da die Stellung für das Läuferpaar
öffnen können. Eine weise Entscheidung, wie
sich bald herausstellte, denn IM Berezovsky schaffte
zwar den 40. Zug mit reichlichen 7 Sekunden auf der
Uhr, gab aber gleichzeitig auf, da Stefans c-Bauer ruckzuck
zur Dame aufgestiegen wäre.
Stuttgarter SF
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SK König Plauen
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2
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:
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6
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GM
Schmittdiel, E. |
2489
|
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GM
Markowski, T. |
2610
|
½
|
:
|
½
|
IM
Berezovsky, Igor |
2444
|
|
GM
Kindermann, St. |
2538
|
0
|
:
|
1
|
IM
Steingrimsson, H. |
2396
|
|
GM
Espig, Lutz |
2418
|
½
|
:
|
½
|
FM
Papa, Severin |
2372
|
|
FM
Sandner, Gunter |
2311
|
0
|
:
|
1
|
FM
Reuss, Andreas |
2359
|
|
FM
Haskamp, Stephan |
2308
|
0
|
:
|
1
|
GM
Lorscheid, G. |
2334
|
|
FM
Kuraszkiewicz, M. |
2304
|
½
|
:
|
½
|
FM
Heinatz, Thomas |
2332
|
|
FM
Dirr, Ulrich |
2299
|
½
|
:
|
½
|
FM
Vuckovic, A. |
2321
|
|
FM
Pfretzschner, R. |
2222
|
0
|
:
|
1
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Alles in allem ein wohltuender 6:2-Sieg,
der in der Höhe absolut verdient ist. Verlor man
im letzten Jahr noch folgenschwer mit 3½:4½,
könnte das dieses Jahr der erste wichtige Schritt
in Richtung Klassenerhalt gewesen sein - und das trotz
der bestehenden Elodefizite. Das "Schaulaufen"
morgen gegen die Meisterkandidaten von Baden-Oos wird
sicher bloß für die eine oder andere persönliche
Statistik wichtig sein. Dieser kam im parallelen Vergleich
nur zu einem mühsamen 4½:3½ über
Tegernsee, weil sich die Wertzahlunterschiede nicht
auszahlten. Ausgerechnet an Brett 8 wurde die Partie
mit dem letzten Bauern zugunsten der Ooser entschieden.
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