Mit Dauerschach gewinnt man keine
Mannschaftskämpfe
Gunter Sandners Bericht
zum Wochenende in Rottach-Egern
Zum letzten Wochenende gibt es meiner
Meinung nach noch einige Ergänzungen zu Steffen
Bandts Pressebericht, der auch auf unserer Homepage
www.koenig-plauen.de veröffentlicht ist.
Vor allem muss ich wohl klarstellen, wo nach Ansicht
der Partien denn ein Punktgewinn für Plauen gegen
Neukölln möglich gewesen sein soll. Aber lassen
Sie mich der Reihe nach berichten.
Schon vor Saisonbeginn war uns klar,
dass diesmal beide Nachwuchskräfte irgendwann zum
Einsatz kommen würden. Weil Stephan Haskamp und
Roland Pfretzschner lange vor dem Termin schon abgesagt
hatten, war der Einsatz Lion Pfeufers für mich
kein Problem. Ein wenig schlucken musste ich nach Tomek
Markowskis kurzfristigerer Absage. "I have to stay
at home this time" schrieb er Ende Januar. Waren
seine unbefriedigenden Leistungen in Bad Zwesten und
Dresden schuld? Das Aeroflot-Open kann es nicht gewesen
sein, denn da sind auch einige Bundesligaakteure vom
Wochenende am Start. Mal sehen.
So kam Vito Priehoda zu einem unvorhergesehenen
Einsatz für Plauens Farben, Stefan Kindermann rückte
wieder ans Spitzenbrett.
Am Freitag Nachmittag entschuldigten
sich die Mannschaftsführer vor Spielbeginn gegenseitig
ihrer Notmannschaften. Aber Horst Leckner wollte eigentlich
seine Ersatzspieler an die Bretter bringen. Die hatten
aber viel zu tun, so schaffte er grade so, kein Brett
freilassen zu müssen. Heraus kam freilich die Stammmannschaft(
ist das so richtig geschrieben?). Damit kam ich zu meinem
Wunschgegner Nr. 3. Diese Partie gehört auch in
den Bereich der Mysterien. Normalerweise darf Schwarz
im Benoni seine Dame bei vollem Brett nicht ungestraft
im frühen Mittelspiel nach d3 stellen. Tatsächlich
wurde mir nach 22.Dc1 auch recht warm. Denn Klaus konnte
das vorwitzige Teil auf mehrere Arten einfangen. Letzter
Trick 22...Lh6. Ich war stolz drauf, der blöde
Fritz kennzeichnet das nach Sekundenbruchteilen als
einzigen Zug, gleichwohl mit entscheidendem weißen
Vorteil. So hatte ich die Partie schon abgehakt, Klaus
wollte das schnelle Ende aber nicht. Außerdem
war ich in leichter Zeitknappheit, konnte so nicht übers
Aufgeben nachdenken. Nach dem Schlagen des weißen
Läufers auf h6 keimte noch mal Hoffnung in mir
auf. Drei Bauern für den Springer und 17 Sekunden
für den 40. Zug. Ich hab ihn nicht geschafft...
was mir eine schlaflose Nacht bereitete, trotz einer
ansprechenden Zahl von Schlummertrunken.
Die anderen Begegnungen endeten mit dem
Normalergebnis, Lutz Espig ("da spiele ich Ochse
...f6!") grummelte wie immer, Kura musste seinen
letzten Trick auspacken und für Lion war Henrik
Teske ("ich hab mich einfach auf den Kleinen draufgesetzt")
mehrere Nummern zu groß.
Nun zum Neukölln-Match: Lion kam
mit einem einfachen Übersehen bald in Nachteil,
seine Niederlage war für mich nur eine Frage der
Zeit. Weiß ich doch aus eigenem Erleben, wie knallhart
Henrik Rudolf solche Positionen durchzieht. Auch Kura
stand von Anfang an merkwürdig, dann von Mal zu
Mal schlechter und verlor schließlich. Drumherum
passierten einige Remisen: Stefan , Lutz und Thomas
vor der ersten Zeitkontrolle, Uli knapp danach.
Als ich der Zeitnotphase mein Brett nicht
mehr verlassen konnte (ich wollte diesmal nicht auf
ZÜ verlieren), sah ich am Nachbarbrett ein Priehodasches
Figurenknäuel in den Polzinschen Gefilden. Da knapp
davor auch Martin Borriss gegen mich zwei Leichtfiguren
gegen einen Turm plus Bauer gegeben hatte, fühlte
ich mich verpflichtet, einen Sieg anzustreben, damit
vielleicht einen Mannschaftspunkt zu ermöglichen.
Dauerschach war mehrere Züge lang möglich.
Dummerweise stellte Vito in seiner Zeitnot die Partie
ein, mein vermeintlicher Totschläger Le1 entpuppte
sich als Bumerang. Und nach der Zeitkontrolle entglitt
mir die Sache völlig, wie ein absolut idiotisches
Remisgebot 6 Züge vor der Aufgabe beweist.
Aber noch mal zurück zu Poldauf
- Kuraszkiewicz. Der arme Kura hatte in seiner Verzweiflung
seine Bedenkzeit nach dem 37. Zug bis auf zwei Sekunden
herunterlaufen lassen. Drei Züge in zwei Sekunden
waren laut seiner Bulletterfahrungen aber noch machbar.
Dann "krönte" Dirk seine saubere Partie
mit 38.Dxg7 und Kura war so fertig, dass er die Zeit
überschritt. Die Partie wäre wahrscheinlich
mit 38...Txg7 39.Te8 weitergegangen und was wäre
dann passiert? Wie hätte der Schiedsrichter den
Regelverstoß Poldis geahndet? Hätte er Poldi
zwei Minuten abgezogen? Oder Kura zwei Minuten dazu
gegeben? War überhaupt ein Schiedsrichter an diesem
Brett? Ich weiß es nicht mehr genau. Fakt ist,
dass Kura die Dame MIT SCHACH schlägt, 39.Lxg7
und Kxg7 sind erzwungen. Fakt ist aber ebenfalls, dass
38.Dxg7 neben einer ausreichenden Zahl von Fragezeichen
mindestens genauso viele Ausrufezeichen verdient, denn
er gewann umgehend die Partie. Der Zug schien dem Partieeingeber
jedenfalls so suspekt, dass er ihn wohl für einen
Schreibfehler gehalten haben muss und durch das korrekte
38.Lxg7 ersetzt hat. Das wurde aber so nicht gespielt.
Und aus diesen Gründen erlaubte ich mir, uns einige
Chancen auf Punktgewinn in diesem Kampf zu geben.
Ähnliche Aufreger gab es am Sonntag
dann nicht. Stefan wollte sich nicht Almasis Macht hinter
der Berliner Mauer zeigen lassen und entschuldigte sich
schon vor der Partie für seine Eröffnungswahl.
Remis nach einer halben Stunde. Hinten zog Stefan Löffler
unseren Junior einigermaßen korrekt ab, Vito überschritt
wieder mal die Zeit, war zu diesem Zeitpunkt aber von
Raj schon an die Wand gespielt worden. Uli verwechselte
in der Eröffnung die Züge und befand sich
ab da auf dem absteigenden Ast. Der Rest hielt recht
ordentlich gegen, wenn Sie meine Partie nachspielen
sollten, ich hatte schon einige Befürchtungen um
mein Heil. Aber weder Ralf noch ich sahen was konkretes.
Abschließend möchte ich Horst
Leckner und seinem Team für die gewohnt sehr guten
Bedingungen am Tegernsee danken. Bloß das Wetter
hätten sie ein wenig schöner machen können.
So erwies sich der Besuch des Wendelsteins als echter
Flop. Aber wir kommen ja wieder... in knapp drei Wochen.
Und dann jagen wir Ailton an unserer Geheimwaffe Schalck-Golodkowski
vorbei den Wallberg hoch.
Drei Niederlagen für den SK
König Plauen
Plauener Bundesligaspieler
kehren ohne einen einzigen Sieg vom Tegernsee zurück
Ohne Mannschaftspunkt und ohne einen
Partiegewinn musste der Schachklub König Plauen
die Heimreise vom verlängerten Punktspielwochenende
in Rottach-Egern antreten. Gegen den gastgebenden TV
Tegernsee sowie die beiden Berliner Mannschaften Schachfreunde
Neukölln und SC Kreuzberg setzte es klare Niederlagen.
Kreuzberg wie auch die Sportfreunde Katernberg (Siege
gegen Hofheim und St. Ingbert) konnten die Plauener
in der Tabelle überholen. Aber auch die neben Plauen
am meisten vom Abstiegskampf betroffenen Mannschaften
(St. Ingbert, Hofheim und Stuttgart) blieben ohne Punktgewinn,
so dass der SK König vorerst dennoch auf einem
Nichtabstiegsplatz in der Bundesligatabelle steht.
TV Tegernsee SK König
Plauen 6,5 : 1,5
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FM Michael
Kuraszkiewicz
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Die Gastgeber gingen in ihrer absoluten
Bestbesetzung an die Bretter, während Plauen erneut
auf seine beiden polnischen Spitzenspieler Tomasz Markowski
und Jacek Gdanski verzichtete. Gunter Sandner (gegen
Klaus Bischoff) und Michael Kurazkiewicz (gegen den
deutschen Nationaltrainer Uwe Bönsch) hattes es
mit Ex-Plauenern zu tun. Besonders Kuraszkiewicz machte
es seinem Kontrahenten schwer und verteidigte zum Ende
des Kampfes hartnäckig ein verdientes Remis. In
der Eröffnungsphase hatte sich Kuraszkiewicz sogar
derart wohl gefühlt, dass er meinte, auf Sieg spielen
zu können. Diese Zielstellung relativierte sich
allerdings schnell. Die Punkteteilung war auch für
Sandner möglich, der gegen seinen Wunschgegner
zwar frühzeitig Probleme hatte, doch Nationalspieler
Klaus Bischoff (zuletzt Fünfter der Deutschen Einzelmeisterschaften)
wollte offensichtlich zu viel und brachte Sandner zwischenzeitlich
wieder ins Spiel. Im 40. Zug musste Plauens Mannschaftsleiter
dennoch die Waffen strecken.
Stefan Kindermann kam am Spitzenbrett
zu einem sicheren Remis, ebenso Viteslav Priehoda gegen
den ungarischen Großmeister Zoltan Ribli. Lutz
Espig war nach seinem zuletzt starken Auftritt bei der
Deutschen Einzelmeisterschaft diesmal am zweiten Brett
nicht in Bestform und verlor. Niederlagen gab es auch
für Ulrich Dirr und Thomas Espig. Am achten Brett
war Debütant Lion Pfeufer gegen Großmeister
Henryk Teske naturgemäß überfordert.
SK König Plauen SF Neukölln 2
: 6
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Zweimal
Remis:
Thomas Espig
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Gegen den Plauener Lieblingsgegner in
der Bundesliga, die Schachfreunde Neukölln, lief
es am Samstag wesentlich besser, dennoch stand der SK
König am Ende ebenso mit leeren Händen da.
Kindermann holte seinen halben Punkt erneut sicher,
Lutz Espig suchte die Aktivität, mehr als ein ebenfalls
sicheres Unentschieden sprang nicht heraus. An den Brettern
drei bis fünf setzte es Niederlagen für Priehoda,
Sandner und Kuraszkiewicz. Da war mehr drin - besonders
für Sandner. Dieser sah sich im Vorteil und ließ
einen sicheren Weg zum Remis (Dauerschach) aus. Im Endspiel
behielt dann doch noch der Berliner das bessere Ende
für sich. Ulrich Dirr und Thomas Espig spielten
stärker als am Freitag und wurden dafür mit
Punkteteilungen belohnt, für Lion Pfeufer hingen
die Trauben indes erneut zu hoch. Das Match gegen die
Schachfreunde Neukölln, gegen welche die Plauener
in der Vergangenheit schon zwei Siege und ein Unentschieden
erreichen konnten, war an diesem Wochenende das einzige,
in dem es bei Hälfte der Spielzeit so aussah, als
könne der SK König ein 4:4 schaffen.
SC Kreuzberg SK König
Plauen 5,5 : 2,5
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Starkes
1. Brett:
Stefan Kindermann
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Auch gegen Kreuzberg reichte es "nur"
zu fünf Remispartien, der Gewinn einer der 24 Partien
glückte den Plauenern an diesem Wochenende nicht.
Stefan Kindermann überraschte den ungarischen Großmeister
Zoltan Almasi am Spitzenbrett bereits in der Eröffnung,
er beendete auch seinen fünften Auftritt am ersten
Brett in dieser Saison ohne Niederlage - Remis nach
etwa dreieinhalb Stunden. Weitere halbe Zähler
holten Lutz Espig, Gunter Sandner, Michael Kuraszkiewicz
und Thomas Espig. Die besten Siegchancen hatte dabei
Kuraszkiewicz, der in der entscheidenden Phase bei leichtem
materiellen Vorteil aber von seinen Möglichkeiten
selbst am meisten beeindruckt war und lieber den sicheren
Remishafen ansteuerte. Jugendspieler Lion Pfeufer war
mit seiner dritten Partie in Deutschlands Eliteliga
angekommen. Er spielte mutig und versuchte viel, musste
sich letztendlich aber doch der Routine seines starken
Gegners beugen. Ulrich Dirr verlor als Erster, nachdem
er bereits in der Eröffnung offensichtlich die
Varianten verwechselt hatte. Die Punkteteilung von Thomas
Espig am siebten Brett kam in Anbetracht der Situation
auf dem Brett und der Lage im Mannschaftskampf etwas
zu früh.
Am 6. und 7. März dieses Jahres
treffen die Plauener (erneut in Rottach-Egern) auf die
Bremer SG und den SV Werder Bremen. Die Entscheidung
um den Klassenerhalt könnte dann am Wochenende
27. / 28. März im Plauener Rathaus fallen. Dann
gastieren die beiden Neulinge SC St. Ingbert und SV
Hofheim.
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