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1. BUNDESLIGA – Saison 2003/2004
 

Mit Dauerschach gewinnt man keine Mannschaftskämpfe
Gunter Sandners Bericht zum Wochenende in Rottach-Egern

Zum letzten Wochenende gibt es meiner Meinung nach noch einige Ergänzungen zu Steffen Bandts Pressebericht, der auch auf unserer Homepage www.koenig-plauen.de veröffentlicht ist. Vor allem muss ich wohl klarstellen, wo nach Ansicht der Partien denn ein Punktgewinn für Plauen gegen Neukölln möglich gewesen sein soll. Aber lassen Sie mich der Reihe nach berichten.

Schon vor Saisonbeginn war uns klar, dass diesmal beide Nachwuchskräfte irgendwann zum Einsatz kommen würden. Weil Stephan Haskamp und Roland Pfretzschner lange vor dem Termin schon abgesagt hatten, war der Einsatz Lion Pfeufers für mich kein Problem. Ein wenig schlucken musste ich nach Tomek Markowskis kurzfristigerer Absage. "I have to stay at home this time" schrieb er Ende Januar. Waren seine unbefriedigenden Leistungen in Bad Zwesten und Dresden schuld? Das Aeroflot-Open kann es nicht gewesen sein, denn da sind auch einige Bundesligaakteure vom Wochenende am Start. Mal sehen.

So kam Vito Priehoda zu einem unvorhergesehenen Einsatz für Plauens Farben, Stefan Kindermann rückte wieder ans Spitzenbrett.

Am Freitag Nachmittag entschuldigten sich die Mannschaftsführer vor Spielbeginn gegenseitig ihrer Notmannschaften. Aber Horst Leckner wollte eigentlich seine Ersatzspieler an die Bretter bringen. Die hatten aber viel zu tun, so schaffte er grade so, kein Brett freilassen zu müssen. Heraus kam freilich die Stammmannschaft( ist das so richtig geschrieben?). Damit kam ich zu meinem Wunschgegner Nr. 3. Diese Partie gehört auch in den Bereich der Mysterien. Normalerweise darf Schwarz im Benoni seine Dame bei vollem Brett nicht ungestraft im frühen Mittelspiel nach d3 stellen. Tatsächlich wurde mir nach 22.Dc1 auch recht warm. Denn Klaus konnte das vorwitzige Teil auf mehrere Arten einfangen. Letzter Trick 22...Lh6. Ich war stolz drauf, der blöde Fritz kennzeichnet das nach Sekundenbruchteilen als einzigen Zug, gleichwohl mit entscheidendem weißen Vorteil. So hatte ich die Partie schon abgehakt, Klaus wollte das schnelle Ende aber nicht. Außerdem war ich in leichter Zeitknappheit, konnte so nicht übers Aufgeben nachdenken. Nach dem Schlagen des weißen Läufers auf h6 keimte noch mal Hoffnung in mir auf. Drei Bauern für den Springer und 17 Sekunden für den 40. Zug. Ich hab ihn nicht geschafft... was mir eine schlaflose Nacht bereitete, trotz einer ansprechenden Zahl von Schlummertrunken.

Die anderen Begegnungen endeten mit dem Normalergebnis, Lutz Espig ("da spiele ich Ochse ...f6!") grummelte wie immer, Kura musste seinen letzten Trick auspacken und für Lion war Henrik Teske ("ich hab mich einfach auf den Kleinen draufgesetzt") mehrere Nummern zu groß.

 

Nun zum Neukölln-Match: Lion kam mit einem einfachen Übersehen bald in Nachteil, seine Niederlage war für mich nur eine Frage der Zeit. Weiß ich doch aus eigenem Erleben, wie knallhart Henrik Rudolf solche Positionen durchzieht. Auch Kura stand von Anfang an merkwürdig, dann von Mal zu Mal schlechter und verlor schließlich. Drumherum passierten einige Remisen: Stefan , Lutz und Thomas vor der ersten Zeitkontrolle, Uli knapp danach.

Als ich der Zeitnotphase mein Brett nicht mehr verlassen konnte (ich wollte diesmal nicht auf ZÜ verlieren), sah ich am Nachbarbrett ein Priehodasches Figurenknäuel in den Polzinschen Gefilden. Da knapp davor auch Martin Borriss gegen mich zwei Leichtfiguren gegen einen Turm plus Bauer gegeben hatte, fühlte ich mich verpflichtet, einen Sieg anzustreben, damit vielleicht einen Mannschaftspunkt zu ermöglichen. Dauerschach war mehrere Züge lang möglich. Dummerweise stellte Vito in seiner Zeitnot die Partie ein, mein vermeintlicher Totschläger Le1 entpuppte sich als Bumerang. Und nach der Zeitkontrolle entglitt mir die Sache völlig, wie ein absolut idiotisches Remisgebot 6 Züge vor der Aufgabe beweist.

Aber noch mal zurück zu Poldauf - Kuraszkiewicz. Der arme Kura hatte in seiner Verzweiflung seine Bedenkzeit nach dem 37. Zug bis auf zwei Sekunden herunterlaufen lassen. Drei Züge in zwei Sekunden waren laut seiner Bulletterfahrungen aber noch machbar. Dann "krönte" Dirk seine saubere Partie mit 38.Dxg7 und Kura war so fertig, dass er die Zeit überschritt. Die Partie wäre wahrscheinlich mit 38...Txg7 39.Te8 weitergegangen und was wäre dann passiert? Wie hätte der Schiedsrichter den Regelverstoß Poldis geahndet? Hätte er Poldi zwei Minuten abgezogen? Oder Kura zwei Minuten dazu gegeben? War überhaupt ein Schiedsrichter an diesem Brett? Ich weiß es nicht mehr genau. Fakt ist, dass Kura die Dame MIT SCHACH schlägt, 39.Lxg7 und Kxg7 sind erzwungen. Fakt ist aber ebenfalls, dass 38.Dxg7 neben einer ausreichenden Zahl von Fragezeichen mindestens genauso viele Ausrufezeichen verdient, denn er gewann umgehend die Partie. Der Zug schien dem Partieeingeber jedenfalls so suspekt, dass er ihn wohl für einen Schreibfehler gehalten haben muss und durch das korrekte 38.Lxg7 ersetzt hat. Das wurde aber so nicht gespielt. Und aus diesen Gründen erlaubte ich mir, uns einige Chancen auf Punktgewinn in diesem Kampf zu geben.

Ähnliche Aufreger gab es am Sonntag dann nicht. Stefan wollte sich nicht Almasis Macht hinter der Berliner Mauer zeigen lassen und entschuldigte sich schon vor der Partie für seine Eröffnungswahl. Remis nach einer halben Stunde. Hinten zog Stefan Löffler unseren Junior einigermaßen korrekt ab, Vito überschritt wieder mal die Zeit, war zu diesem Zeitpunkt aber von Raj schon an die Wand gespielt worden. Uli verwechselte in der Eröffnung die Züge und befand sich ab da auf dem absteigenden Ast. Der Rest hielt recht ordentlich gegen, wenn Sie meine Partie nachspielen sollten, ich hatte schon einige Befürchtungen um mein Heil. Aber weder Ralf noch ich sahen was konkretes.

Abschließend möchte ich Horst Leckner und seinem Team für die gewohnt sehr guten Bedingungen am Tegernsee danken. Bloß das Wetter hätten sie ein wenig schöner machen können. So erwies sich der Besuch des Wendelsteins als echter Flop. Aber wir kommen ja wieder... in knapp drei Wochen. Und dann jagen wir Ailton an unserer Geheimwaffe Schalck-Golodkowski vorbei den Wallberg hoch.

Gunter Sandner

 

Drei Niederlagen für den SK König Plauen
Plauener Bundesligaspieler kehren ohne einen einzigen Sieg vom Tegernsee zurück

Ohne Mannschaftspunkt und ohne einen Partiegewinn musste der Schachklub König Plauen die Heimreise vom verlängerten Punktspielwochenende in Rottach-Egern antreten. Gegen den gastgebenden TV Tegernsee sowie die beiden Berliner Mannschaften Schachfreunde Neukölln und SC Kreuzberg setzte es klare Niederlagen. Kreuzberg wie auch die Sportfreunde Katernberg (Siege gegen Hofheim und St. Ingbert) konnten die Plauener in der Tabelle überholen. Aber auch die neben Plauen am meisten vom Abstiegskampf betroffenen Mannschaften (St. Ingbert, Hofheim und Stuttgart) blieben ohne Punktgewinn, so dass der SK König vorerst dennoch auf einem Nichtabstiegsplatz in der Bundesligatabelle steht.

 

TV Tegernsee – SK König Plauen   6,5 : 1,5

FM Michael
Kuraszkiewicz

Die Gastgeber gingen in ihrer absoluten Bestbesetzung an die Bretter, während Plauen erneut auf seine beiden polnischen Spitzenspieler Tomasz Markowski und Jacek Gdanski verzichtete. Gunter Sandner (gegen Klaus Bischoff) und Michael Kurazkiewicz (gegen den deutschen Nationaltrainer Uwe Bönsch) hattes es mit Ex-Plauenern zu tun. Besonders Kuraszkiewicz machte es seinem Kontrahenten schwer und verteidigte zum Ende des Kampfes hartnäckig ein verdientes Remis. In der Eröffnungsphase hatte sich Kuraszkiewicz sogar derart wohl gefühlt, dass er meinte, auf Sieg spielen zu können. Diese Zielstellung relativierte sich allerdings schnell. Die Punkteteilung war auch für Sandner möglich, der gegen seinen Wunschgegner zwar frühzeitig Probleme hatte, doch Nationalspieler Klaus Bischoff (zuletzt Fünfter der Deutschen Einzelmeisterschaften) wollte offensichtlich zu viel und brachte Sandner zwischenzeitlich wieder ins Spiel. Im 40. Zug musste Plauens Mannschaftsleiter dennoch die Waffen strecken.

Stefan Kindermann kam am Spitzenbrett zu einem sicheren Remis, ebenso Viteslav Priehoda gegen den ungarischen Großmeister Zoltan Ribli. Lutz Espig war nach seinem zuletzt starken Auftritt bei der Deutschen Einzelmeisterschaft diesmal am zweiten Brett nicht in Bestform und verlor. Niederlagen gab es auch für Ulrich Dirr und Thomas Espig. Am achten Brett war Debütant Lion Pfeufer gegen Großmeister Henryk Teske naturgemäß überfordert.

 

SK König Plauen – SF Neukölln   2 : 6

 
Zweimal Remis:
Thomas Espig

Gegen den Plauener Lieblingsgegner in der Bundesliga, die Schachfreunde Neukölln, lief es am Samstag wesentlich besser, dennoch stand der SK König am Ende ebenso mit leeren Händen da. Kindermann holte seinen halben Punkt erneut sicher, Lutz Espig suchte die Aktivität, mehr als ein ebenfalls sicheres Unentschieden sprang nicht heraus. An den Brettern drei bis fünf setzte es Niederlagen für Priehoda, Sandner und Kuraszkiewicz. Da war mehr drin - besonders für Sandner. Dieser sah sich im Vorteil und ließ einen sicheren Weg zum Remis (Dauerschach) aus. Im Endspiel behielt dann doch noch der Berliner das bessere Ende für sich. Ulrich Dirr und Thomas Espig spielten stärker als am Freitag und wurden dafür mit Punkteteilungen belohnt, für Lion Pfeufer hingen die Trauben indes erneut zu hoch. Das Match gegen die Schachfreunde Neukölln, gegen welche die Plauener in der Vergangenheit schon zwei Siege und ein Unentschieden erreichen konnten, war an diesem Wochenende das einzige, in dem es bei Hälfte der Spielzeit so aussah, als könne der SK König ein 4:4 schaffen.

 

SC Kreuzberg – SK König Plauen   5,5 : 2,5

Starkes 1. Brett:
Stefan Kindermann

Auch gegen Kreuzberg reichte es "nur" zu fünf Remispartien, der Gewinn einer der 24 Partien glückte den Plauenern an diesem Wochenende nicht. Stefan Kindermann überraschte den ungarischen Großmeister Zoltan Almasi am Spitzenbrett bereits in der Eröffnung, er beendete auch seinen fünften Auftritt am ersten Brett in dieser Saison ohne Niederlage - Remis nach etwa dreieinhalb Stunden. Weitere halbe Zähler holten Lutz Espig, Gunter Sandner, Michael Kuraszkiewicz und Thomas Espig. Die besten Siegchancen hatte dabei Kuraszkiewicz, der in der entscheidenden Phase bei leichtem materiellen Vorteil aber von seinen Möglichkeiten selbst am meisten beeindruckt war und lieber den sicheren Remishafen ansteuerte. Jugendspieler Lion Pfeufer war mit seiner dritten Partie in Deutschlands Eliteliga angekommen. Er spielte mutig und versuchte viel, musste sich letztendlich aber doch der Routine seines starken Gegners beugen. Ulrich Dirr verlor als Erster, nachdem er bereits in der Eröffnung offensichtlich die Varianten verwechselt hatte. Die Punkteteilung von Thomas Espig am siebten Brett kam in Anbetracht der Situation auf dem Brett und der Lage im Mannschaftskampf etwas zu früh.

 

Am 6. und 7. März dieses Jahres treffen die Plauener (erneut in Rottach-Egern) auf die Bremer SG und den SV Werder Bremen. Die Entscheidung um den Klassenerhalt könnte dann am Wochenende 27. / 28. März im Plauener Rathaus fallen. Dann gastieren die beiden Neulinge SC St. Ingbert und SV
Hofheim.

 

Steffen Bandt
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letzte Änderung: 05.12.2022