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Chance zur Sensation nicht genutzt
Mario Tunger wird zum
tragischen Helden
"Normalerweise müsste es gegen
Dresden-Leuben noch schwerer werden, als gegen Wilkau-Haßlau",
konstatierte Mannschaftsleiter Jochen Bandt am Freitag
vor dem Punktspiel. In der Tat spielten die Landeshauptstädter
1995 noch in der Oberliga und auch heuer brachten die
Plauener im Schnitt 200 DWZ-Punkte weniger an die
Bretter. Dazu kam der obligatorische Aderlass an die
beiden höherklassigen Teams, weshalb wieder ein
"Grand ohne 4" daraus wurde. Daher klar die
Devise "frei aufspielen und jeden Punkt mitnehmen".
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Persönlicher Erfolg: Christian Hörr
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Um ein Debakel zu verhindern, waren mit
Dieter Kunz und Peter Luban wieder zwei "alte Hasen"
an Board geholt worden. Dieter, der gesundheitlich immer
noch angeschlagen ist, steuerte sein Boot als erster
in den Remishafen - nach nur einer Stunde vielleicht
etwas zu früh. Daniel Butzke war am Spitzenbrett
sichtlich überfordert und wurde im Königsinder
platt gewalzt. Christian Hörr hingegen schien die
Lektion aus der 1. Runde gelernt zu haben und stellte
sich in der dritten Englischpartie der Saison erneut
solide auf. Nach 16 Zügen hatte er vollends ausgeglichen
und kam zum verdienten Remis gegen den fast 2200 Elopunkte
schweren Günter Weidlich.
Die Niederlage an Brett 1 schien Mario
Tunger ausgleichen zu können, denn er hatte inzwischen
einen Bauern der Gegenpartei verspeist und die weitaus
aktivere Stellung. "Vielleicht ist ja was drin",
meinte Jochen Bandt zu diesem Zeitpunkt, "ich stehe
ja auch nicht schlechter." - Eine Fehleinschätzung,
wie sich kurz danach herausstellte. In dem verwickelten
Spiel wurde ihm seine exponierte Position des Königs
zum Verhängnis und bescherte ihm nach über
drei Jahren die erste Punktspielniederlage. Als der
Kampf scheinbar gelaufen war, riskierten Stephan Buschmann
und Peter Luban auch nicht mehr als nötig und steuerten
zwei weitere Weißremisen bei. 4:2 für Leuben.
Nicos Schwarzpartie mutete phasenweise
nicht gerade elegant an, denn da war er wieder, der
Minutenschlaf. Fünf Minuten vor Ultimo erwachte
er jedoch aus seinem Dornröschenschlaf und schickte
sich an, die restlichen 20 Züge zu vollbringen.
Tatsächlich verteidigte er sich umsichtig und Olaf
Hiller fand kein probates Mittel, die gedrückte
Stellung zum Sieg zu verwerten. Auch er investierte
nun viel Zeit und sah sich bald mit einem Bauern in
Nachteil. Aber vorher kam Marios Auftritt: In gegnerischer
Zeitnot meinte er, Dame für Turm und Springer gewinnen
zu können, musste aber seine restliche Bedenkzeit
investieren, um einen Ausweg aus dem Mattnetz zu finden.
Wahrscheinlich wählte er sogar die korrekte Fortsetzung,
bei der er eine weitere Figur verlor, jedoch selber
zu Mattdrohungen kam. Hätte er jetzt h4-h5 gefunden
nebst h5-h6 matt, wäre nach ein paar Zügen
die Partie zum 4:3 beendet worden. Auch simples Dauerschach
war Mario zuwenig und bereits nach der Zeitkontrolle
übersah er stattdessen einen zweizügigen Damenverlust.
Nico konnte seinerseits in den verbleibenden Minuten
auch keinen Gewinnweg mehr finden und einigte sich doch
noch auf Remis.
SK König Plauen
III
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SV Dresden-Leuben
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2½
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:
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5½
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Butzke,
Daniel |
1876
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Leitermann,
Thomas |
2116
|
0
|
:
|
1
|
Bandt,
Jochen |
1996
|
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Franz,
Karsten |
2216
|
0
|
:
|
1
|
Hörr,
Christian |
1779
|
|
Weidlich,
Günter |
2162
|
½
|
:
|
½
|
Tunger,
Mario |
1966
|
|
Häßler,
Reiner |
2029
|
0
|
:
|
1
|
Kunz,
Dieter |
2014
|
|
Lehmann,
Wolfgang |
2035
|
½
|
:
|
½
|
Buschmann,
Stephan |
1768
|
|
Knaak,
Joachim |
2000
|
½
|
:
|
½
|
Leonhardt,
Nico |
1792
|
|
Hiller,
Olaf |
1951
|
½
|
:
|
½
|
Luban,
Peter |
1853
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Grund,
Erwin |
1924
|
½
|
:
|
½
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Wie schön wäre es gewesen,
wenn man ausgerechnet den Sachsenliga-Absteigern von
Dresden-Leuben einen Punkt abgeknöpft hätte!
Marios Gewinnpartie und viele der vorteilhaften Remisstellungen
hätten das 4:4 bringen können! Zwar ist das
Ergebnis am Ende viel zu hoch ausgefallen, doch sollte
man gerade nach dieser erneut ordentlichen Leistung
nach vorn blicken und die wichtigen Spiele gegen die
direkten Konkurrenten gewinnen. In dieser Liga sind
noch längst nicht alle Messen gelesen!
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