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Politisches, Soziales und (Un)sportliches
III. Mannschaft entführt
zwei verdiente Punkte aus Wilkau-Haßlau
König Plauen hat in den höherklassigen
Ligen nicht viel zu lachen dieser Tage. Um so wohltuender
sind dann solche Ergebnisse wie sie die III. Mannschaft
im Landesklassen-Duell gegen die alten Bekannten aus
Wilkau-Haßlau einfuhr.
Das Oktett um den stets hoch motivierten
Jochen Bandt war bis auf Daniel Butzke komplett
wohl die erste Überraschung für die Gastgeber,
war Christian Hörr doch bisher nur auf Sachsenligaebene
eingesetzt worden und Tomas Zeleny nur mit Abstrichen
aktiv. Bei Wilkau fehlte allerdings das 2. Brett Frank
Spitzbarth. Dennoch gestanden die Wertzahlen den Randzwickauern
zunächst eine Favoritenrolle zu. Im neuen soziallastigen
Spiellokal an der Kirchberger Straße (Deutscher
Frauenring, Verein gegen sexuellen Missbrauch, Arztpraxis,
Schachverein) spielte man aufgrund des Großkampftages
in einer nachweihnachtlichen Kuschelatmosphäre.
Beim obligatorischen Gang zum Lokus wurde dann leider
einmal mehr bewusst, wie gut wir es doch mit dem Spielsaal
im Hotel am Theater haben.
Der Inhalt dieser
Aufklärungsbroschüre macht mehr den Eindruck
einer Einführung in das Neonazi-Dasein und den
damit verbundenen Gefahren der Strafverfolgung. Gefunden
beim benachbarten Deutschen Frauenring.
Das Match begann zunächst ruhig,
obwohl Plauen von Anfang an am Umsetzen seiner Strategie
arbeitete. Christian Hörr, der mit dem Zug aus
Chemnitz angereist war, hatte nach einem samstagabendlichen
Besuch beim Griechen die ganze Nacht am Porzellan gehorcht
und wurde bis in die Mittagstunden von unangenehmen
Knoblauchexhalationen geplagt. Die Französische
Abtauschvariante erwies sich deswegen als beste Wahl.
Nach 16 Zügen und ein bisschen Geplänkel wurde
eigentlich mehr auf Verdacht die Remiswilligkeit von
WFM Petra Schulz sondiert und schwupps war's geschehen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Johannes Titz
bereits Dame für Turm und Springer gewonnen, als
plötzlich das allseits gefürchtete Handyklingeln
im Raum vernommen wurde. Im parallelen Spiel Wilkau-Haßlau
gegen Seiffen wurde nicht viel Federlesen gemacht, der
Punkt wurde wie selbstverständlich nach Ponomariov'schem
Vorbild vom erzgebirgischen Teilnehmer einkassiert.
Dabei propagiert doch selbst die Deutsche Schachjugend
auf ihrer CD: "Fair geht vor, auch wenn man mal
verliert, denn bist du fair, erreichst du mehr."
Da offenbar selbst in den Bezirksligen Antrittsgelder
und Siegprämien ausgeschüttet werden, ist
diese Nachhaltigkeit des Gewinndrangs nur zu verständlich.
Auch diese kostenlosen
Postkarten waren im Wilkauer Spiellokal zu finden. Nicht
jeder hat sie auch gelesen.
"Bei den Großen" hatte
Johannes bald seinen Vorteil auf klassische Weise in
einen Punkt verwandelt. Umgehend konnte jedoch Bernd
Löffler gegen den außer Form spielenden Stephan
Buschmann für den Ausgleich sorgen. Etienne Engelhardt
blieb an Brett 2 gewohnt cool. Leider verpasste er eine
zugegebenermaßen ungewöhnliche Kombination,
die wohl zu entscheidendem Vorteil geführt hätte,
verspeiste aber trotzdem einen gegnerischen Angriffsbauern.
Ralph Schürer stand der Respekt vor der Plauener
Jungdynamik sichtlich ins Gesicht geschrieben, also
ging er auf das Remisangebot ein. Denn am benachbarten
Spitzenbrett hatte Uwe Schuffenhauer viel Zeit in die
Verteidigung gegen Tomas Zelenys Morra-Gambit investieren
müssen. Als sich scheinbar alles wieder beruhigt
hatte, ließ Tomas nach der Schlappe tags zuvor
seine Klasse aufblitzen und forcierte im Doppelturm-Läufer-Endspiel
mit drei, vier kraftvollen Zügen Td1-h1-h7-h1-d1
ein Matt in der Brettmitte.
Die Miene von Jochen Bandt erhellte sich
nun, als es bereits 3:2 stand und er sich auf der Siegerstraße
wusste. Jochen hat die bemerkenswerte Gabe, selbst in
einer gehaltlosen Stellung zu zündeln und seine
Gegner mit Verwicklungen in der Zeitnotphase massiv
unter Druck zu setzen. Anstatt ängstlich zu vereinfachen
nutzte er die Schmidtsche Grundreihenschwäche aus
und gewann zunächst eine Figur und bald darauf
die Partie. Damit war bereits der erste Mannschaftspunkt
gesichert, und Elmer konnte zumindest nicht mehr verlieren.
Dieser nutzte seine gute Form aus und gewann im 40.
Zug ebenfalls Figur und Partie. Dass Mario Tunger seine
zunächst ausgeglichene Stellung noch vergeigte,
ist an diesem Tag zu verschmerzen gewesen.
Lichtgestalt Elmer Pekrul: Bestechend
in Form.
SVM Wilkau-Haßlau
|
|
SK König Plauen III
|
3
|
:
|
5
|
Schuffenhauer,
Uwe |
2117
|
|
Zeleny,
Tomas |
2241
|
0
|
:
|
1
|
Schürer,
Ralph |
2026
|
|
Engelhardt,
Etienne |
1915
|
½
|
:
|
½
|
WFM
Schulz, Petra |
2083
|
|
Hörr,
Christian |
1837
|
½
|
:
|
½
|
Schmidt,
Torsten |
1963
|
|
Bandt,
Jochen |
2005
|
0
|
:
|
1
|
Löffler,
Bernd |
1956
|
|
Buschmann,
Stephan |
1826
|
1
|
:
|
0
|
Möckel,
Jens |
1939
|
|
Titz,
Johannes |
1675
|
0
|
:
|
1
|
Clauß,
Andreas |
1877
|
|
Tunger,
Mario |
1926
|
1
|
:
|
0
|
Thalwitzer,
Jens |
1708
|
|
Pekrul,
Elmer |
1798
|
0
|
:
|
1
|
Bei dieser Form waren im Nachhinein betrachtet
alle Abstiegssorgen für Team III unbegründet,
denn nun findet man sich im sicheren Mittelfeld wieder.
Bedenkt man, dass vor noch nicht all zu langer Zeit
die II. Mannschaft in der Sachsenliga Probleme gegen
Wilkau-Haßlau hatte, ist diese Entwicklung nach
der Fast-Überraschung im Vorjahr durchaus angenehm.
Mit der gleichen Motivation, Professionalität und
Ernsthaftigkeit sollte man nun auch die restlichen Spiele
der Saison bestreiten.
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