Liberec, wir kommen wieder!
Plauener Quartett spielt
gelungenes Turnier in Tschechien
Lange in der Planung, aber erst in diesem
Jahr durch die etwas späteren Herbstferien möglich
geworden, ging eine kleine Plauener Delegation beim
Open im tschechischen Liberec an den Start. Um es gleich
vorweg zu nehmen, der Bruch mit Erlanger Gewohnheiten
hat sich voll und ganz gelohnt. Abgesehen vom moderaten
Startgeld, den äußerst geringen Übernachtungskosten
und der überaus leckeren Küche in unserem
Nachbarland ...
Gleich am Anreisetag hatten wir, das
heißt, ich als Autofahrer sowie Berichterstatter,
Hashem Schweiger, Sandra und Stephan Meyer das einzige
wirkliche Problem - das Finden der Unterkunft. Mit den
inzwischen fast "perfekten" Tschechischkenntnissen
und der selbstlosen Hilfe der freiwilligen Feuerwehr
des Liberecer Vorortes Vratislavice konnten wir schließlich
mit Einbruch der Dunkelheit unser Quartier in Augenschein
nehmen. Von außen fühlten wir uns dabei fast
wie in Schilbach, eine tolle Villa mit einem Riesenpark
dazu, alles höchst feudal. Die ruhige Lage und
das Ambiente für 6 Euro pro Tag (ohne Frühstück)
waren auf jeden Fall die bessere Wahl, als gleich im
Hotel Liberec zu schlafen, auch wenn dort Unterbringung
und Spiellokal unter einem Dach gewesen wären.
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Es soll auch nicht verschwiegen werden,
dass drinnen noch leicht sozialistische Verhältnisse
herrschten, aber bei dem Preis ist das durchaus zu verschmerzen.
Und in Colditz und Erlangen musste glatt das Doppelte
hingeblättert werden ...
Den Sonnabend nutzten wir neben der Einschreibung
zu einem kleinen Stadtbummel und etwas Sightseeing.
Einen kleinen Schreck bescherte dann der Blick auf die
Auslosung: Jochen Bandt gegen Stephan Meyer! Ein kurzes
Gespräch mit dem österreichischen Schiedsrichter
Otto Gutdeutsch (ohne Hintergedanken) führte dann
zu zwei neuen Ansetzungen, da auch zwei belgische Schachfreunde
aus Ostende eigentlich gegeneinander hätten spielen
müssen. Hier begann dann Stephans Glück zum
Turnierbeginn. Nun gepaart mit dem Belgier Steven Beuselinck
(Elo 2165) sah es anfänglich nicht so gut aus -
sogar etwas weniger Material auf seiner Seite. Doch
mit dem Glauben an den sicheren Sieg wurde der Belgier
leicht nachlässig und auf einmal verfügte
Stephan über einen recht gesunden Mehrbauern. Frei
nach dem Motto "Fragen kostet nichts!" wurde
nun in Anbetracht der beträchtlichen
Wertzahlunterschiede ein Remisangebot auf den Weg gebracht,
was Beuselinck ohne Diskussion annahm. Für die
zweite Runde wurde dann ein Remiswilliger für IM
Ladislav Kotvan (2364) gesucht, der aus irgendwelchen
Gründen am Sonntag nicht antreten konnte. Dieser
Versuchung konnte natürlich Stephan nicht wiederstehen,
denn vielleicht war ja so etwas wie eine Halbelo drin.
Da drei Elogegner folgten, wenn auch ohne eigene Punkte,
schien dieser Gedanke nicht so abwegig. Zumindest hat
der FIDE-Performance-Rechner für die fünf
Elopartien 1823 ausgespuckt.
Auch Hashem und Sandra spielten nicht
schlecht, ihre Gegner mussten ziemlich kämpfen,
um ihnen ganze Punkte abzunehmen. In der 3. Runde kam
es dann zum ersten Plauener Duell zwischen beiden. Zwar
endete die Partie remis, aber Sandra hatte zum Schluß
wohl doch eine ziemlich verheißungsvolle Stellung
inklusive Mehrbauern.
Derweil hatte ich nach recht starkem
Beginn so meine Probleme. Einem Auftaktsieg folgten
zwei Nullen. Vor allem in der zweiten Runde gegen die
Nummer 10 der Setzliste war wohl mehr drin. Ein Fakt
der mich derart grämte, dass ich in der Folge dreimal
Remisgebote in verschiedenen Partien ablehnte und alle
drei Partien verlor. Mit Weiß 1 aus 4 spricht
Bände und um wenigstens auf 50 Prozent zu kommen,
waren die Schwarzpartien ziemlich aufwändig.
Auch
dank Doping mit Babynahrung ging es dann bei Hashem
und Sandra aufwärts. Und auch die Partievorbereitungen
wurden immer ausgefeilter. Jedenfalls wurden wir ab
Runde 6 auf den mit 500 Kronen dotierten Jugendpreis
aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt hatten Hashem 2½,
Stephan 2 und Sandra 1½ Punkte auf ihrem Konto.
Während die Buben im darauffolgenden Durchgang
mit leeren Händen dastanden, machte Sandra mit
dem nächsten Remis weiter Boden gut. Runde 8 hätte
dann eine Vorentscheidung bringen können. Stephan
und Sandra luchsten ihren Gegnern wiederum einen halben
Zähler ab und Hashem stand verdammt gut. Aber nacht
acht Runden anstrengendem Schach steigt eben auch die
Fehlerquote und manchmal fehlt auch ein bisschen Glück
- Hashem verlor und nun war das Rennen vollkommen offen.
Fünf U16-Spieler verfügten über 2½
Punkte und Stephan, der so glücklich in das Turnier
gestartet war, über eine Riesenwertung. Als dann
auch noch die Ansetzung für den Schlussdurchgang
Sandra gegen Stephan lautete, kam es, wie es kommen
musste. Stephan gewann, sicherte sich sein Riesenpreisgeld
und Hashem durfte sich mit seinem Schlusssieg über
Rang 3 in dieser Spezialwertung freuen, was immerhin
mit Fritz 8 belohnt wurde.
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Siegerehrung
nicht wundern, für Hashem nahm Sandra den Preis
entgegen
Reminiszens zum Turnier:
Es war super!!! Zum einem gab es jede Menge zu sehen,
die Möglichkeit, etwas zu unternehmen, ist grenzenlos.
Neben einem Ausflug an die Skiflugschanze von Harrachov
waren wir zweimal auf dem Liberecer Hausberg Jested
(bei leicht unterschiedlichen Wetterverhältnissen).
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Harrachov
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Ultimatives
Gipfelfoto
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ICH war
auch dabei
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Sandra
und das Bauwerk des Jahrhunderts
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Zumindest wurde der zweite Gipfelbesuch
mit einer Supersicht bis ins Riesengebirge belohnt.
Mit etwas Fantasie war sogar die Schneekoppe (70 km
entfernt) sichtbar - eigentlich sogar sehr gut. Ein
Zoobesuch und eine ultimative Abfahrt auf der Sommerrodelbahn
rundeten die ganze Sache ab. Für das nächste
Jahr sind die Pläne schon geschmiedet, denn neben
einem ganz angenehmen Schachturnier gibt es noch jede
Menge zu erkunden. Auffallend war auch die ungemeine
Herzlichkeit, Gemütlichkeit, die es bei Großveranstaltungen
wie in Pardubice so nicht gibt. Also - es war wirklich
super und vielleicht kommen nächstes Jahr ja ein
oder zwei mehr mit ...
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