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Texas Hold'em nad Labem
10 Tage Schach-Party
in Mitteltschechien
"Your opponent applies three
times same position." "Sorry, I don't
understand. I just speak French, but no Czech."
"Okay, but do you speak Russian?"
"No." "Remis, trois positiones!"
"No, I don't believe it's true."
Pardubice das ist schon seit Jahren
ein Synonym für lockeres und dennoch intensives
Sommerschach, sozusagen ein einigermaßen günstiger
Urlaub mit Beschäftigungstherapie. Pardubice bietet
alles: Perfekt organisierte Turniere für jede Spielstärke,
die Möglichkeit, eine Elo zu erspielen, DWZ-Auswertung,
gutes, preiswertes Bier, reichliches Essen, Multikulti,
optische Leckerbissen besonders an den warmen Tagen
und leider auch hier und da markante Düfte
nicht nur an den warmen Tagen ...
Am 21. Juli war es wieder soweit. Die
ersten von sieben Plauener Autos fuhren die Hochgeschwindigkeitslandstraßen
in Richtung Prag, um dann nach weiteren 80 Kilometern
Pampa die Provinzhauptstadt pünktlich zum Start
des A- und B1-Turniers zu erreichen.
Das Großmeister-Open war dieses
Mal leider nicht ganz so stark besetzt, weshalb man
häufiger unbekannte IMs an den vorderen Brettern
sah. Dennoch wurde attraktives Schach gezeigt, wenngleich
das Charisma der vergangenen Jahre irgendwie fehlte.
Lutz Espig hatte im Mittelfeld viel mit osteuropäischen
Newcomern zu kämpfen und blieb am Ende mit 5 aus
9 gerade noch so im Soll.
In weiser Voraussicht hatten sich Peter
Luban und Lion Pfeufer nur für das B1-Turnier angemeldet,
denn auch dort wurden schon Züge gemacht, die das
Verständnis des gemeinen Bezirksligaspielers übersteigen.
Peters Ziel, 9 Remisen in 9 Partien, wurde ausgerechnet
von Lions Gewinndrang in Runde 4 bombardiert. Nachdem
eine Partie später ihm derselbige eine weitere
Niederlage bescherte, besann er sich und kam durch ein
Konglomerat aus deutscher Blockadepolitik, (zu) hoher
Elo und internationaler Erfahrung immerhin zu 7 (Remisen)
aus 9. Für Lion (4), Jochen (4) und Daniel (3½)
lief das B1-Turnier letztlich im Rahmen der Erwartungen,
wenngleich es für alle drei ruhig ein halber Punkt
mehr hätte sein können. (Das dachte sich wahrscheinlich
auch IM Henryk Dobosz, der mit 7 aus 9 nur Siebter wurde.)
Einzig Matthias Hörr, zuletzt mit
FIDE-meisterlicher Performance in Chemnitz, nahm den
Schwung aus der Algebra-Prüfung mit und brachte
so manchen gestandenen Spieler in Verlegenheit. So sehr,
dass sich ein französischer Titelträger plötzlich
der dreimaligen Stellungswiederholung nicht mehr erinnern
konnte, immer auf der Suche nach den richtigen Worten
aus dem indoeuropäischen Sprachraum. Nach furiosem
Beginn (3 aus 4) folgte die große Rochade, und
es spricht für Matthias' Moral, das Turnier danach
noch mit zwei komplizierten Endspielsiegen zu beenden.
Im B2-Turnier war Party-Poker angesagt.
Christof Beyer, als Chip-Leader ins Turnier gestartet,
wollte eigentlich nur sein Vorjahres-Ergebnis (2 aus
8) toppen. Doch die Auslosung der 1. Runde zwang ihn
sofort zum Drop nach 8. Zügen stieg er gegen
Johannes Titz aus, Remis! Derweil hatte Christian Hörr
Glück, denn sein Bluff hatte ebenfalls Erfolg.
In hochgradig verlorener Stellung und eigener Zeitnot
gewann er binnen dreier Züge einen Bauern und zwei
Springer nebst verheerendem Mattangriff zurück,
dem Bullet-Entzug zum Trotz.
In der Folge spielte Johannes zu defensiv
und kam bei sechs Remisen mit 1 ins Ziel. Auch
die Reh-Schwestern ließen zuviele Möglichkeiten
aus, um einen wirklich guten Eindruck zu machen. Da
hatte wohl die deutsch-marokkanisch-italienische Völkerverständigung
keiner Seite einen Vorteil gebracht, aber am Ende zählt
ja sowieso nur gens una sumus. Peter Paul, zunächst
im hinteren Drittel um halbe Punkte kämpfend ("Die
können froh sein, dass die nicht meinen Kampfgeist
herausfordern!"), spielte sich locker-flockig nach
vorn und beendete das Turnier dank eines gegnerischen
Turmeinstellers bei ordentlichen 5 aus 9. Lars Hernla,
der sich mit einer bescheidenen Zahl von 1536 sogar
ins B2 eingekaufen musste, landete mit anschaulichen
Weißpartien immerhin bei 3 Zählern.
Der Streit um die Poker-Krone spielte
sich also nur noch zwischen Christof und Christian ab,
beide ohne Verlustpartie durch das Turnier gekommen.
Letzterer führte aufgrund besserer Wertung bis
zur vorletzten Runde, doch das Blatt im Schlussdurchgang
war einfach zu schlecht. Christof ging mit den weißen
Steinen All-In und sicherte sich den Pot mit 6 aus 9.
Christian blieb der Trost, dass er als Wertungsbester
mit 5½ Punkten nur 6 Plätze hinter dem Plauener
Top-Scorer einkam.
Das C- und D-Turnier fand im "Puma-Käfig",
dem IDEON statt. Für unsere Steppkes ging es vor
allem um Spielpraxis, internationale Erfahrung und die
Steigerung der eigenen Wertzahl. Die 1. Runde lief dahingehend
sehr vielversprechend. Bis zur Halbzeit konnte jedoch
nur Martin Müller im Mittelfeld mitspielen. Am
Ende wurde ausgerechnet Stephan Meyer, der Jüngste
und nominell Schlechteste im Sextett, mit 50% bester
Plauener. Dahinter schaffte Peter Dietzsch mit 4 Punkten
ebenfalls eine positive Überraschung. Martin Müller
hingegen wird seine Lehren aus dem feucht-fröhlichen
Daniel-Butzke-Geburtstagsabend gezogen haben. Sah er
gegen 3:45 Uhr noch am frischsten aus, war der Akku
am nächsten Morgen völlig leer.
Katerstimmung
im "Bazalka"
Schon jetzt ist klar, nächstes Jahr
geht's wieder nach Pardubice, dann für den ein
oder anderen vielleicht ein Turnier höher. Damit
die Urlaubsplanung leichter fällt, haben wir die
diesjährigen Eindrücke im Pardubicer
Fotoalbum festgehalten.
Statistik
Die besten Plauener: GM Lutz Espig,
Matthias Hörr, Christof Beyer, Stephan Meyer.
A
|
127.
|
GM Lutz Espig |
2444 |
5 |
B1
|
112.
|
Matthias Hörr |
2069 |
5 |
B1
|
212.
|
Lion Pfeufer |
2004 |
4 |
B1
|
246.
|
Jochen Bandt |
2055 |
4 |
B1
|
279.
|
Daniel Butzke |
1998 |
3½ |
B1
|
304.
|
Peter Luban |
2118 |
3½ |
B2
|
39.
|
Christof Beyer |
2065 |
6 |
B2
|
45.
|
Christian Hörr |
1859 |
5½ |
B2
|
114.
|
Peter Paul |
1758 |
5 |
B2
|
167.
|
Johannes Titz |
1909 |
4 |
B2
|
225.
|
Theresa Reh |
1801 |
3½ |
B2
|
248.
|
Lars Hernla |
1536 |
3 |
B2
|
263.
|
Rebecca Reh |
1647 |
2½ |
C
|
110.
|
Stephan Meyer |
1300 |
4½ |
C
|
145.
|
Peter Dietzsch |
1435 |
4 |
C
|
150.
|
Martin Müller |
1513 |
3½ |
C
|
174.
|
Hashem Schweiger |
1558 |
3 |
C
|
180.
|
Sandra Meyer |
1489 |
3 |
C
|
196.
|
Robin Kamrla |
1457 |
2½ |
|
|