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In der Höhe Rettungsversuch,
Unsinn
Plauener Meisterschaft:
Steffen Bandt über das Remis an sich und im Besonderen
"Rede, damit ich sehe."
(Sokrates)
Ohne große Sensationen ging die
58. Plauener Schachmeisterschaft am späten Freitagabend
(10. September) zu Ende Viktor Gavrikovs Start-Ziel-Sieg
war nie in Gefahr. Die (obligatorische) Fahrkarte zur
Sachsenmeisterschaft löste Ulrich Rehm, mit einem
einigermaßen hart erkämpften Remis gegen
Lion Pfeufer im finalen Durchgang.
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Großmeister
Viktor Gavrikov: Plauener Meister 2004.
32 Teilnehmer, wie im Vorjahr, darunter
22 vom SK König, die vorübergehende Namensänderung
vor Beginn des Turniers erzielte Beliebtheitswerte knapp
unter Hartz IV, während der VSC Plauen auch 2004
durch weitgehende Abwesenheit glänzte.
Dass Jochen Bandt seinen Titel wohl nicht
würde verteidigen können, war klar, nachdem
die Teilnahme von Viktor Gavrikov (Scores: ½:1½
gegen Kasparow, 5:7 gegen Karpow) feststand. Der Großmeister
tat exakt das, was zum Turniersieg erforderlich war,
fünf Runden lang siegte er problemlos, Ulrich Rehm
machte dabei in Runde fünf die beste Figur. Die
beiden abschließenden Remisen gegen Lion Pfeufer
und Jochen Bandt reichten. Lions Remisquote in den übrigen
sechs Runden lag bei 50%, das brachte den fünften
Platz. Sein erstes Unentschieden (gegen Eva-Maria Wilfert)
zählte zu den für mich nur zwei echten Überraschungen
des Turniers. Eigentlich war es die einzige, wenn man
weiß, dass Jochen Bandt bei seiner Auftaktniederlage
von Schmerzen im Bauchbereich geplagt wurde, und alsbald
den Tannhäuser vor sich hin summend
die Heimreise antrat. Anschließend zeigte sich
der bis zu seinem 43. Geburtstag amtierende Meister
kampfeslustig, gewann fünf Mal in Folge, um dann
mit Schwarz gegen Viktor Gavrikov Spaß am Schach
zu demonstrieren, was den Favoriten nach etwas mehr
als zwei Stunden zu einem Remisgebot veranlasste, auch
ich hätte den Friedensvertrag schnellstmöglich
unterschrieben, obwohl die Schlussstellung von den meisten
Beobachtern sogar als angenehmer für Schwarz gesehen
wurde, vor allem aber als zweischneidig. Dass der Kapitän
der dritten Mannschaft auf dem zweiten Rang einkam,
war auch der Tatsache zu verdanken, dass Ulrich Rehm
mit einem Minusbauern das Unentschieden gegen Lion Pfeufer
verteidigte. Der dritte Platz ging verdientermaßen
nach Treuen, weil Ulrich Rehm von den drei Spielern
mit 5 aus 7 der beständigste war, die Wertung entschied
gegen Marco Schaarschmidt.
Vor allem Jochen Bandt strahlte bei Einbruch
der Nacht wie ein Schneekönig, weil ein Remis gegen
einen Ex-UdSSR-Einzelmeister für einen "gewöhnlichen"
Vereinsspieler naturgemäß etwas Besonderes
ist. (Jeder weiß um die hohe Meinung, die ich
schon immer von meinem großen Bruder hatte - da
kommt jetzt noch richtig Stolz dazu.) Jochen nach der
Punkteteilung: " ... dem Favoriten reichte das
Remis, er hatte am folgenden Tag die Fahrt zum nächsten
Turnier im Terminplan, hätte bei Notwendigkeit
die Partie wohl auch noch gewonnen ...", übte
er sich einen Tag später in Bescheidenheit, wie
sie allen Galionsfiguren der vogtländischen (nicht
der deutschen) Schachlandschaft gut täte.
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Jochen Bandt kann
zu Recht stolz sein auf seinen Vizemeistertitel.
Auch Lion machte übrigens nicht
den Eindruck, abzuheben, wird auf dem Weg nach oben
aber weiter an einem Absenken seiner Remisquote arbeiten
müssen, oder besser: endlich damit anfangen.
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Lion Pfeufer landete
trotz des Remis gegen Gavrikov nur auf Rang 5.
Epilog
Die unten sind, sich aber oben wähnen,
leben gefährlich, werden kurzatmig, obwohl doch
ausreichend Sauerstoff vorhanden wäre, bis das
Blut rauscht, die orale Defäkation nicht mehr aufzuhalten
ist, zum Leidwesen aller, kein Kraut ist dagegen
gewachsen.
Obacht: "Das Recht auf Dummheit
wird von der Verfassung geschützt. Es gehört
zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit."
(Mark Twain) Rettungsversuch: Unsinn.
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