Brutus auf dem Weg zum Schafott
Plauener Teams beim
Blitzen in Kesselsdorf nur in der Beobachterrolle
"Jetzt beruhigen Sie sich doch
mal, es geht doch um nichts."
"Na doch, ich will gewinnen."
"Aber doch nicht so hektisch!"
"Mit dem Zeitvorteil kann man den Gegner
aber besser unter Druck setzen. Als Jungspunt habe ich
auch immer so ruhig gespielt."
"War wahrscheinlich auch besser so, wenn ich mir
die Haare auf Ihrem Kopf so angucke."
.oO("Die freche Sau, da muss ich doch gleich
mal eine Figur einstellen für diese Frechheit,
also sowas Respektloses, Mensch schon eine Minute vorbei,
keine Ideen, was denkt der sich eigentlich, achso ich
wollte ja die Figur ...")
Mit Katerstimmung, einem Rest Urlaubsstress
und nur einer Mütze voll Selbstbewusstsein fuhr
ein letztes Plauener Aufgebot zum sächsischen Mannschaftsvergleich
im Blitzschach nach Kesselsdorf bei Dresden. Da sich
die I. Mannschaft wieder erfolgreich gedrückt hatte,
würde es selbst für die hochkonzentrierte
Agglomeration der Plauener Blitzschachkunst höchstens
zu einem Platz im vorderen Mittelfeld reichen. Also
ganz klar: "Let's have some fun today" war
das Motto, denn Englisch avancierte diesen Tages zur
Kommunikationssprache Nr. 1 im international geprägten
Oktett.
Acht Chinesen ohne Kontrabass.
Schnell wurde die "starting four"
gekürt logisch, dass die Erste die Zweite
war und umgekehrt, denn ... ja warum eigentlich? Tomas
Zeleny als Abräumer und Schneepflug ganz vorn,
dahinter an Brett 2 Mario Tunger in gewohnter Position,
kräftig unterstützt von Lion Pfeufer und Christof
Beyer auf dem Tender der Lokomotive. Zwar sollte das
zweite Quartett um die Hörr-Brüder, sowie
Daniel Butzke und Dresden-Legionär Frank Gerbeth
kein lästiges Anhängsel sein, doch für
Ruhm und Ehre würde es aller Voraussicht nach nicht
reichen zumindest auf dem Schachbrett nicht.
400 Züge
in 5 Minuten. Und die Uhr verzeiht's.
Hier spielt der designierte SVS-Ex-Präsident IM
Myroslav Shvarts gegen Tomas Zeleny.
Frank Gerbeth
& Co. hatten mit ihrem Viertelstundenschach nur
selten Erfolg.
Pünktlich mit 20 Minuten Verspätung
begann dann das Gemetzel unter den wachsamen Augen von
Wertzahlguru Dr. Andreas Herold und Jochen "Opa
Hoppenstedt" Richter. Plauen gegen Plauen, zum
Auftakt ein 3:1 für die Zweite ... äh Erste.
Der Rest ist schnell erzählt. Während Plauen
II mit Siegen gegen Hoyerswerda I und andere gestandene
Blitzer noch einige Highlights setzen konnte, verkrampfte
der unerfahrene Vierer Plauen I im Kampf gegen die Uhr
und die 25-Prozent-Hürde. Erst im letzten Spiel
beim 3:1 gegen Freiberg gab's das Sahnehäubchen,
Leipziger Hyperventilation zum Trotz.
Wie das Gekloppe ausgegangen ist? Wissen
wir nicht. Jochen Richter weiß es bestimmt, aber
ist das nicht alles völlig belanglos? Viel mehr
von Belang sind doch die folgenden Erkenntnisse eines
so furchtbar normalen Schachsonntags:
- Frank Gerbeth gönnt sich auch in den Semesterferien
das akademische Viertel.
- Große Teile Ostdeutschlands sind noch nicht
in der Marktwirtschaft angekommen.
- Tankstellen führen keinen gekochten Schinken
(dafür aber rohen).
- Die Höhle des Löwen ist manchem noch nicht
heiß genug.
- Die DIN für den Abstand von Sichtschutzen zwischen
Pissoirs ist praxisuntauglich.
Einsnull, zweinull, zwoeins, dreieins.
Rhythmisch wippt das Metronom.
Einzelergebnisse
(20 Runden)
SK König Plauen II |
16:24 (35,0)
|
(1) Tomas Zeleny |
11
|
(2) Mario Tunger |
10
|
(3) Lion Pfeufer |
4
|
(4) Christof Beyer |
10
|
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SK König Plauen I |
7:33 (21,0)
|
(1) Matthias Hörr |
5
|
(2) Christian Hörr |
6
|
(3) Daniel Butzke |
4½
|
(4) Frank Gerbeth |
5½
|
|