"Fischer machte Schach einfach zu einer aufregenden Sache,
wann immer er sich ans Brett setzte." (Raymond
Keene)
Robert James Fischer wurde am 9. März
1943 in Chicago, Illinois geboren. Sein Vater, Gerhard Fischer, war ein
aus Deutschland eingewanderter Physiker, seine Mutter, Regine Wender, eine
aus der Schweiz stammende Lehrerin. 1945 trennten sich seine Eltern und
Bobby blieb mit seiner sechs Jahre älteren Schwester Joan bei seiner
Mutter. 1948 zogen sie nach Mobile, Arizona. Ein Jahr später zogen sie
nach Brooklyn, New York um. Hier arbeitete Bobbys Mutter als
Kinderpflegerin. Die beiden Kinder blieben oft allein. Joan war dem sehr
an ihr hängenden Bruder nicht nur Spielgefährtin, sondern auch
Aufseherin. Diese Aufgabe bewältigte sie, indem sie den Bruder mit
verschiedenen Spielen vertraut machte und ihm auch mancherlei Rätsel
stellte, ausgezeichnet.
Bobby zeigte für alles Neue große Begeisterung. Als ihm aber die
Schwester einmal ein Schachspiel schenkte, beschränkte sich sein
Interesse einzig darauf. Zunächst schob er die Figuren auf dem Brett
umher wie andere Kinder. Als er später auch noch ein Schachbuch erhielt,
vertiefte er sich immer öfter darin.
Mit acht Jahren beteiligte er sich an einer Simultanvorstellung,
die der Meister Max Pavey veranstaltete. Er musste sich allerdings
schon nach 15 Minuten geschlagen geben. Diese Partie lenkte die
Aufmerksamkeit des Sekretärs des Brooklyner Chess Clubs, Carmine Nigro,
auf ihn. Dieser begann ihm, zusammen mit seinem Sohn, Schachunterricht zu
erteilen.
Seit 1953 spielte Bobby in verschiedenen Lokalturnieren mit. 1955
belegte er im Turnier des Brooklyner Chess Clubs schon den 3.-5. Platz. Im
Sommer desselben Jahres beteiligte er sich in Lincoln (Nebraska) an der
Jugendmeisterschaft der Vereinigten Staaten. Aus 10 im Schweizer System
ausgetragenen Runden erreichte er 5 Punkte und musste sich bei zwanzig
Teilnehmern mit dem 11.-20. Platz begnügen.
1955 erzielte er im Washington Square Park, ein Turnier nach
Schweizer System, 4½:3½ Punkte bei 32 Teilnehmern. 1955 wurde er
Mitglied des berühmten New Yorker Manhattan Chess Clubs.
Bei der Greater New York City Meisterschaft 1956, belegte er den
5.-7. Platz und gewann die Class B Trophy. Fischer war auch Mitglied des
New Jersey Log Cabin Chess Club.
Im März 1956 reiste er mit diesem Club nach Kuba und gab eine
Simultanvorstellung im Capablanca Chess Club. Seine U.S. Chess Federation
Wertung war zu dieser Zeit 1726.
Im April 1956 wurde er 21. bei der US-Amateur-Meisterschaft in
Asbury Park, New Jersey.
1956 gewann er die Class A Trophy Meisterschaft des Manhattan Chess
Club. Im Juli 1956 gewann er in Philadelphia mit 8½:1½ die
Jugendmeisterschaft der Vereinigten Staaten.
Seine USCF-Wertung betrug zu dieser Zeit 1830. Mit 13 Jahren und
vier Monaten war er der jüngste Spieler, der jemals die
US-Jugendmeisterschaft gewinnen konnte. Im Sommer 1956 errang er in der in
Oklahoma ausgetragenen offenen Meisterschaft der USA den 8. und einen
Monat später in der kanadischen offenen Meisterschaft den 12. Platz.
Vom 6. bis 24. Oktober 1956 beteiligte er sich am 3.
Rosenwald-Gedenkturnier und erreichte mit 4½ Punkten den 8.-9. Platz.
Seine Gewinnpartie gegen Donald Byrne erhielt einen Schönheitspreis
und wurde "Partie
des Jahrhunderts" genannt.
Bei der Eastern States Open Meisterschaft in Washington D.C.,
erreichte er im November 1956 den 2.-5. Platz. Bei der Manhattan Chess
Club Meisterschaft 1956/57 erreichte Fischer den 4. Platz.
Im März 1957 spielte Fischer einen Wettkampf mit Ex-Weltmeister Max
Euwe
in New York und verlor mit ½:1½. Im April 1957 gewann er die
Metropolitan League in New York.
Im Juli 1957 wurde er Sechster in dem New Western Open in
Milwaukee, Wisconsin. 1957 gewann er die US- Jugendmeisterschaft in San
Francisco mit 8½ Punkten aus 9 Partien. Bei der 58. Offenen US-
Meisterschaft in Cleveland, Ohio, teilte er sich (10 aus 12) mit Bisguier
den 1.-2. Platz und erhielt 750 Dollar.
Seine offizielle USCF-Wertung stieg auf 2231 an und machte ihn mit
14 Jahren und 5 Monaten, zum jüngsten Spieler der Vereinigten Staaten,
der Meisterstärke erreichte.
1957 spielte Fischer in New York jeweils einen Wettkampf mit Dr.
Daniel Bennison und Rudolfo Tan Cardoso. Gegen Bennison gewann
er 3½:1½, und gegen Cardoso mit 6: 2. Fischer wurde 1957 Turniersieger
im New Jersey Open, und erreichte beim North Central Open in
Milwaukee, Wisconsin, den 6. Platz.
1957/1958 gewann Fischer mit 14 Jahren die US- Meisterschaft (galt
gleichzeitig als Zonenturnier) in New York mit 10½:2½ vor Reshevsky.
Fischers USCF-Wertung schnellte auf 2626 in die Höhe. Von nun an
gewann Fischer außer Santa Monica 1966, jedes US-Turnier an dem er
teilnahm.
Im August 1958 erreichte er den 5.-6. Platz im Interzonenturnier
zu Portoroz und erwarb sich damit den Großmeistertitel. Gleichzeitig
wurde er mit 15 Jahren und sechs Monaten der jüngste
Weltmeisterschaftskandidat aller Zeiten.
Im Januar 1959 gewann Fischer die U.S. Meisterschaft mit 8½:2½. Während
dieser Zeit besuchte Fischer die Erasmus High School, auf der auch Barbara
Streisand war. Beide wurden gute Freunde. Später verließ Fischer die
Schule und wurde Schachprofi.
Im April wurde er 3.-4. in Mar del Plata, Argentinien und im Mai in
Zürich, Schweiz hinter Michail Tal und Svetozar
Gligoric. Im September erreichte er beim Kandidatenturnier
in Bled / Zagreb und Belgrad, dass von Michail Tal gewonnen wurde, den
5.-6. Platz.
Fischers USCF-Wertung betrug danach 2636 hinter Reshevsky's 2693.
Im Januar 1960 gewann Fischer wieder die US- Meisterschaft, diesmal mit
9:2. Im April teilte er sich den 1.-2. Platz in Mar del Plata mit Boris
Spassky.
Im November spielte er für die USA am ersten Brett auf der
Schacholympiade in Leipzig und erzielte ein Score von 13:5. Seine
USCF-Wertung stieg auf 2641.
Im Januar 1961 gewann Fischer die US-Meisterschaft erneut mit 9:2.
Im Juli spielte er ein Match gegen Reshevsky das mit 5½:5½ endete,
nachdem die Verhandlungen scheiterten, dass Match bis zur nächsten
Gewinnpartie fortzusetzen. Er wurde im Oktober Zweiter, hinter Tal, im
Aljechin-Memorial in Bled, Jugoslawien.
Er führte nun in der USCF-Rangliste mit 2660.
Im März 1962 siegte er im Interzonenturnier zu Stockholm mit 19½:6½. Das war das erste Interzonenturnier, in dem
ein sowjetischer Spieler nicht den ersten Platz erreichte. Im Mai wurde er
Vierter im Kandidatenturnier zu Curacao,
dass von Petrosjan gewonnen wurde.
Später beschuldigte Fischer die Russen, dass diese ihre Partien
untereinander absprachen und ihre Partien Remis spielten. Dieses Interview
wurde in "Sports Illustrated" veröffentlicht.
Im Oktober spielte er am ersten Brett für die USA auf der
Schacholympiade in Varna und erzielte ein Ergebnis von 11:6.
Seine USCF-Wertung stieg auf 2687.
Im Januar 1963, gewann Bobby die US-Meisterschaft mit 8:3. Seine
einzige Niederlage erlitt er gegen Edmar Mednis. Fischer kündigte
an, das er alle FIDE-Turniere boykottieren würde, bis die Russen aufhören
würden, ihre Partien während eines Turniers untereinander abzusprechen.
Im Juli gewann er das Western Open in Bay City, Michigan, und im
September das New York State Open mit einem perfekten Ergebnis von 7:0. Im
November wollte er gegen 400 Gegner simultan spielen, was aber wegen des
Attentates auf Präsident Kennedy und einem Feuer im Astor Hotel abgesagt
wurde.
Am 1. Januar 1964, gewann Fischer die US- Meisterschaft mit 11:0! Für
den Rest des Jahres tourte er durch die USA und gab Simultanvorstellungen.
Die erste internationale Ratingliste wurde 1964 von Dr. Arpad Elo
veröffentlicht. Die Topspieler waren Fischer und Petrosjan mit 2690.
Seine USCF-Wertung betrug 2734.
Im August 1965, beteiligte sich Fischer am 4. Capablanca Memorial
auf Kuba. Da ihm die Einreise untersagt wurde, spielte er seine Partien im
Marshall Chess Club in New York über Fernschreiber. Er teilte sich den
2.-4. Platz mit 15:6. Im Dezember gewann er die US-Meisterschaft mit 8½:2½.
Im Juli 1966, wurde Bobby zweiter hinter Spassky,
beim Piatigorsky-Cup in Santa Monica. Über 1000 Besucher
"kiebitzten" seine Partie gegen Boris Spassky, der größte
Besuch wegen einer Schachpartie in der US-Geschichte.
Im November spielte er an Brett 1 für die USA auf der 17.
Schacholympiade in Havanna und erzielte ein Score von 15:3.
Im Dezember gewann er die US-Meisterschaft mit 9½:1½. Dies war
sein achter US-Meistertitel in Folge.
Im April 1967 erzielte Fischer den ersten Platz beim Turnier zu
Monaco. Im August gewann er Skopje, Jugoslawien. Im Oktober beteiligte er
sich am Interzonenturnier
in Sousse, trat aber in Führung liegend, wegen Unstimmigkeiten mit der
Turnierleitung vom Turnier zurück.
Seine USCF-Wertung kletterte auf 2762.
Im Juli und September 1968 wurde er Erster in Netanya, Israel und
Vinkovci, Jugoslawien.
1969 beendete Bobby sein Buch "My
60 Memorable Games".
Im April 1970 spielte er am 2. Brett für die USA im Turnier "UdSSR
gegen den Rest der Welt" in Belgrad. Sein Gegner war Tigran
Petrosjan, den er mit 3:1 besiegte.
Anschließend gewann er die inoffizielle 5-Minuten-Blitz-Weltmeisterschaft
mit 19:3. Nach dem Turnier gab Fischer alle seine 22 gespielten Partien,
die insgesamt über 1000 Züge beinhalteten aus dem Gedächtnis wieder.
Er gewann im Mai 1970 ein Turnier in Rovini/Zagreb und im August In
Buenos Aires.
Im September spielte er am 1. Brett für die USA auf der 19.
Schacholympiade in Siegen. Im November verzichtete Pal Benkö auf
seinen Startplatz für das Interzonenturnier Palma
de Mallorca. Fischer erhielt seinen Platz und gewann das Turnier mit 18½:4½.
Beim Kandidatenturnier im Juni
1971 in Vancouver, Kanada, schlug er vernichtend im Viertelfinale den
Russen Mark Taimanov mit 6:0. Nur einen Monat später fegte er den
Dänen Bent Larsen im Halbfinale in Denver, Colorado ebenfalls mit
6:0 vom Brett. Seine Performance-Wertung schnellte auf 3060 in die Höhe!
Im Kandidatenfinale in Buenos Aires, besiegte er im September
Tigran Petrosjan überzeugend mit 6½:2½ und wurde Herausforderer von
Weltmeister Boris
Spassky. Seine USCF-Wertung hatte danach mit
2825 ihren Gipfel erreicht.
Am 11. Juli 1972 begann das Match um die Weltmeisterschaft
mit Boris Spassky in Reykjavik, Island. Am 1. September 1972 wurde Bobby
11. Weltmeister der Schachgeschichte mit einem Score von 12½:8½. Für
diesen großartigen Erfolg erhielt Fischer 160.000 Dollar und zusätzliche
40.000 Dollar in Spesen.
Von nun an, spielte Fischer keine einzige offizielle Turnierpartie
mehr. Seine letzte veröffentlichte USCF-Wertung betrug 2810, und seine
FIDE-Wertung war 2785.
Am 3.April 1975, verlor Fischer seinen Titel an den Russen Anatoly
Karpow,
weil er zur Titelverteidigung nicht antrat. Große Unstimmigkeiten mit der
FIDE, die seine unzähligen Forderungen nicht annehmen wollte, veranlasste
Fischer zu diesem Entschluss.
1977 spielte Fischer drei Partien gegen das MIT
Greenblatt-Computerprogramm, die er alle gewann.
Man versuchte Fischer wieder ans Brett zu bekommen, und bot ihm
250.000 Dollar für eine offizielle Partie im "Caesar's
Palace" in Las Vegas und 3 Millionen Dollar für eine Teilnahme
an einem Turnier auf den Philippinen - vergeblich.
Am 1. September 1992 kam Fischer aus seiner selbstgewählten 20-jährigen
Isolation vom Turnierschach zurück und gab eine Pressekonferenz in
Jugoslawien. Er missachtete die Warnungen des US-Departments für
Finanzen, wegen der Sanktionen gegen Jugoslawien dort nicht zu spielen und
handelte sich eine 10-jährige Gefängnis- und 250.000 Dollar Geldstrafe
ein, sollte er in die USA zurückkehren.
Am 30. September begann das inoffizielle Re-Match
mit Boris Spassky in Sveti Stefan, Jugoslawien. Das Match wurde durch
Bankier Jedzimir Vasiljevic organisiert und finanziert.
Am 11. November gewann Fischer das Match mit 17½:12½ und
kassierte 3,65 Millionen Dollar für seinen Erfolg. Als Verlierer erhielt
Spassky noch 1,5 Millionen Dollar.
Im Juni 1996 stellte Bobby Fischer seine neuen Schachregeln auf
einer Pressekonferenz in Argentinien vor.
Heute soll Fischer in Budapest, Ungarn leben, aber es gibt auch
zahlreiche andere Gerüchte.
Fischer gewann den Schach-Oscar 1970, 1971, 1972
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