Anatoly Karpov

Anatoly Karpov

(geb. 1951)

Schachweltmeister 1975 - 1985 / FIDE-Weltmeister 1993 - 1999

"Bei Karpov vereinen sich die schachlichen Fähigkeiten mit einem wahrhaft eisernen Charakter auf glückliche Weise" (Aleksei Suetin)

Anatoly Karpov wurde am 23.05.1951 in Zlatoust, einer Industriestadt im Südural geboren. Von seinem Vater erlernte er als Vierjähriger das Schachspiel. Mit sieben Jahren fing Anatoly im örtlichen Schachklub mit dem Turnierspiel an. Der kränkliche und zart gebaute Junge fühlte sich zum Schachspiel hingezogen.

In der Stadtmeisterschaft von Zlatoust stieg der neunjährige Karpov in die 1. Vereinsklasse auf. 1961 nahm er an der Jugendmeisterschaft der Region in Tscheljabinsk teil. Das Ergebnis mit einem Mittelplatz unter 66 Teilnehmern gab ihm großen Ansporn.

Im Jahr darauf gab der Weltmeisterkandidat Viktor Kortschnoi in Tscheljabinsk eine Simultanvorstellung. Anatoly durfte teilnehmen und erreichte ein Remis. Die beiden sollten sich von da an noch oft am Schachbrett treffen. Aber noch ist Karpov nur einer von vielen Talenten in der Sowjetunion. 1962 wird Karpov Meisterkandidat - gerade mal elf Jahre alt. Exweltmeister Michail Botwinnik und Weltmeisterkandidat Boris Spassky geben im Schachgebiet des Ural im Jahre 1964 und 1965 Simultanvorstellungen, an denen Anatoly teilnimmt. Gegen beide Großmeister erreichte Karpov ein Remis.

1964 darf Karpov viermal in das 2000 km entfernte Moskau zur Schachschule Botwinniks reisen. Noch ist das ungewöhnliche Talent des Meisterkandidaten nicht zu erkennen. Botwinnik meinte:

"Sein Spiel konnte keinen besonderen Eindruck auf mich machen. Aber auch Boris Spassky hat mich im gleichen Alter mit seinem Spiel keineswegs beeindruckt. Dennoch wurde er 20 Jahre später Weltmeister. Ein Ziel, das Karpov bereits nach elf Jahren erreicht hat."

Durch die während der Kindheit kränkliche Konstitution hatte "Tolja" (ein Spitzname Karpovs) viel Zeit, sich intensiv mit dem Schachspiel zu beschäftigen. Der geistig rege Junge spielte aber auch außer Schach Dame, ein Spiel, das in der Sowjetunion turniermäßig betrieben wird, sowie Billard. 1965 erhielt der Vater in Tula eine Anstellung als Ingenieur, sodass die Familie von Zlatoust nach Tula zog.

Auf der Jugendmeisterschaft der Sowjetunion 1966 in Moskau erreichte der 15 Jahre alte Anatoly den fünften bis sechsten Platz. Er schaffte damit die Qualifikation zum Titel eines Schachmeisters und wird damit der jüngste Meister der Sowjetunion.

Zunächst steigt er im Jugendturnier zum Kandidaten auf. In Leningrad 1966 beim Turnier der Kandidaten mit zehn Teilnehmern spielen die fünf Kandidaten gegen die fünf Meister. Karpov siegt in dem Turnier mit drei Umgängen mit 10 Punkten (aus 15 möglichen). Unter seinen Gegnern sind Meister wie I. Saizew (3 mal Remis) und Tschistjakov (2½), später Großmeisterkandidat.

1966 spielt Karpov in Wladimir die SU-Jugendmannschaftsmeisterschaft und wird Zweiter mit dem Team der RSFSR (Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik). In der Mannschaft spielen auch Sveshnikov und Timoschenko, die noch Großmeister werden. In den folgenden Kämpfen sind spätere Meister wie I. Saizew und Tschistjakov die Gegner. In Stockholm 1966 spielt Karpov beim Turnier Skandinavien-SU Junioren (7:23) am sechsen und letzen Brett und holt 1½ Punkte aus zwei Partien.

Im Jahre 1967 erzielte Karpov seinen ersten Turniersieg in einem Internationalen Turnier in Trinek, CSSR, vor Kupka, Kupreichik und Smejkal.

1968 wird er Erster in der Junioren-Europameisterschaft in Groningen vor Adorjan, Lawi und Timman.
Im gleichen Jahr besucht er die Universität in Moskau und schreibt sich 1969 an der Universität in Leningrad zum Studium der Wirtschaftswissenschaften ein.

Bei der Mannschaftsmeisterschaft der SU-Jugend 1969 spielte Karpov am 1. Brett und ereichte einen Score von 10:1. Der erst 18 Jahre alte Anatoly Karpov erringt 1969, sekundiert von GM Efim Geller, in Stockholm den Titel des Jugendweltmeisters mit 10 Punkten, vor Adorjan und Urzica (7), Kaplan (6½), Andersson (6). Damit ist die Verleihung des Titels "Internationaler Meister" durch den Weltschachbund (FIDE) automatisch verbunden. Innerhalb Jahresfrist erreicht der kommende Schachstern das erste Limit zum Titel "Internationaler Großmeister".

1970 Caracas: Sechster und Erfüllung der ersten GM-Norm.

1970 Sieger im Halbfinale zur 38. SU-Meisterschaft in Kujbischew: 1. Karpov (12½), 2. Krogius 11, 3.-4. Antoschin und Dementjew (10½) usw.

Im Finale der 38. SU-Meisterschaft wurde Karpov Fünfter bis Siebenter, vor ihm Sieger Kortschnoi, Tukmakov, Stein, Balaschow und Gipslis.

In der Schachpresse dominieren noch die alten Namen: Es sind die Großen aus der Generation um Botwinnik, Smyslov, Bronstein, Geller (schon im Ausklingen). Aber Petrosjan, Tal und Spassky waren die letzten Weltmeister. Keres, Fischer - natürlich ganz vorne - Gligoric, Reshevsky, Polugajewski, Brasiliens Schachidol Mecking, und der Däne Bent Larsen, auf allen Turnieren Favorit und Rivale von Fischer - sie alle stechen noch eine Weile Anatoly Karpov aus. Aber nicht mehr lange!

Nachdem Fischer dreimal den Schach-Oscar gewonnen hatte, eine Trophäe der Schachjournalisten, und nachdem er die Weltmeisterschaft gewonnen und wieder verschenkt hatte, wird Karpov fünfmal nacheinander mit dem Schach-Oscar ausgezeichnet.

1971 Halbfinale der 39. SU-Meisterschaft: Sieger vor Waganjan, Dschindschichaschwili, Karasew, Alburt, Gipslis, Furman (sein Trainer).
1971 Leningrad, 39. SU-Meisterschaft: Vierter nach Sawon, Smyslov und Tal. Dahinter aber Schachriesen wie Balaschow, Stein, Bronstein, Polugajewski, Taimanov, Geller, Lein, Krogius usw.
1971 Mannschaftsmeisterschaft der SU in Rostow am Jugendbrett mit 8½:½.
1971 Leningrad: Ein triumphaler Erfolg mit dem Sieg im Aljechin-Memorial:
1. Karpov (11) vor Stein ebenso (11), Smyslov (10½), Petrosjan, Tukmakov (10), Spassky und Tal (9½), Bronstein, Byrne und Hort (9), Kortschnoi (8½) (18 Teilnehmer).
1971/72 Hastings: Erster bis Zweiter mit Kortschnoi (11) vor Byrne, Mecking (9½), Unzicker und Andersson (8) (16 Teilnehmer).
1972 San Antonio (Texas) Co-Sieger mit Portisch und Petrosjan (10½) vor Gligoric (10), Keres (9½), Hort und Suttles (9), Larsen und Mecking (8½) usw. (16 Teilnehmer).

Weltmeister Robert Fischer erschien in San Antonio zur letzten Runde. Er war überrascht über die Salonremisen von Karpov und Petrosjan.

"Viele denken, dass Karpov 1975 mein Herausforderer werden könne. Doch warten wir ab. Meiner Ansicht nach wird es immer noch Spassky sein, mit dem ich als Gegner rechnen muss."

1973 Budapest: Zweiter hinter Geller, jetzt bereits mit der besten Elozahl aller 16 Teilnehmer mit 2630 (Geller 2590, Hort 2600).

Es beginnt eine Kette von Siegen in den Ausscheidungsturnieren und Kandidatenwettkämpfen zur Weltmeisterschaft für 1975. Karpov gewinnt zusammen mit seinem späteren Rivalen Viktor Kortschnoi 1973 das Interzonenturnier in Leningrad mit 13½ Punkten und legt damit den Grundstein zum Weltmeistertitel.

Ohne Zweifel ist der nur 22 Jahre alte Sieger des Interzonenturniers ein ernster Rivale nicht nur für die potentiellen Weltmeisteranwärter, sondern er könnte sogar Herausforderer von Weltmeister Robert Fischer werden. In seiner Heimat aber will es ihm wieder nicht gelingen, die Goldmedaille um die Landesmeisterschaft zu gewinnen.

1973 Moskau, 41. SU - Meisterschaft: Es siegt der vom WM-Thron gestürzte Spassky (11½) vor Karpov, Kortschnoj, Kusmin, Petrosjan, Polugajewski (alle 10½), es folgen Geller, Tal, Keres, Sawon, Tukmakov, Smyslov (18 Teilnehmer).

1973 Madrid: Karpov gewinnt vor Tukmakov, Furman, Hort, Uhlmann, Andersson, Portisch, Browne, Ljubojevic, Planinc, Panno. Abschließend wird Karpov zum Schachspieler des Jahres gekürt und mit dem Schach-Oscar ausgezeichnet.

Beim Kandidatenturnier 1974 gewinnt Karpov gegen Polugajewski in Moskau im Viertelfinale 5½:2½. Nur acht Partien in zwei Wochen benötigte Karpov zum Sieg gegen seinen Landsmann. Im Halbfinale in Leningrad siegte er gegen Exweltmeister Boris Spassky 7:4. Auch hier musste Karpov nicht über die ganze Distanz von 12 Partien gehen. Das Match dauerte nur vier Wochen vom 12. April bis 10. Mai 1974. Eine Pause bis September folgte vor dem Treffen mit "Viktor dem Schrecklichen", seinem alten Rivalen Kortschnoi.

Karpov gewinnt das Kandidatenfinale in Moskau gegen Kortschnoj mit 12½:11½. Damit ist Karpov Herausforderer von Weltmeister Robert Fischer. Das Tor zur Erlangung der Schachkrone ist aufgestoßen; ein Jugendtraum - sollte er in Erfüllung gehen? Amerikas "enfant terrible" kam zur Hilfe.

Schon seit einiger Zeit war bekannt geworden, dass Fischer, der nichtspielende Weltmeister, merkwürdige Forderungen im Bezug auf den WM-Kampf an die FIDE und die Schachöffentlichkeit stellte. Als der Kongress des Weltschachbundes endlich seine Forderungen ablehnte, und als Fischer auch alle Wartefristen zum Match gegen Karpov verstreichen ließ, blieb dem FIDE-Präsidenten keine andere Wahl.

Am 4. April proklamierte Dr. Max Euwe nach dem Reglement des Weltschachbundes Anatoly Karpov zum neuen Weltmeister. Noch nennt man Karpov "Weltmeister am grünen Tisch". Diesen Makel möchte der 24 Jahre alte Weltmeister nicht auf sich sitzen lassen. Eine neue Ära war in der Schachwelt eingeleitet.

Karpov wurde im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein spielender Weltmeister. Er nahm Einladungen zu Turnieren und Begegnungen in allen Teilen der Welt wahr. Wie einst Capablanca und Aljechin eilte Karpov von Sieg zu Sieg. Seltene Niederlagen in einzelnen Partien konnten den Spielrausch des neuen Weltmeisters nicht brechen. Wo immer der junge Weltmeister auch auftrat - fast immer hieß der Sieger Anatoly Karpov:

1975 Ljubljana und Portoroz: 1. Platz
1975 Spartikade SU: 1. Brett mit 5½:1½
1975 Weltturnier Mailand: 1. Platz
1976 Skopje: 1. Platz mit 12½:2½
1976 Amsterdam, Viererturnier: Sieger mit 4:2
1976 Manila, Viererwettkampf: Zweiter hinter dem siegreichen Außenseiter E. Torre.

Nach drei vergeblichen Anläufen bei den sowjetischen Landesmeisterschaften 1970, 1971 und 1973 wird Karpov nun auch Herr im eigenen Haus und gewinnt das 44. SU-Championat 1976 in Moskau nach spannendem Verlauf.

1976 Montilla (Spanien): 1. Platz mit 7:2

1977 ist ein Dämpfer dazwischen - Karpov wird in Leningrad unter 18 Großmeistern "nur" Vierter. Im stärksten Turnier des Jahres 1977 in Tilburg (Holland) kontert der Weltmeister und hält die Weltelite im Griff. Zum ersten Mal besucht er 1977 die Bundesrepublik zum Jubiläumskongress des Deutschen Schachbundes (DSB) in Bad Lauterberg. Bei der Europamannschaftsmeisterschaft 1977 in Moskau siegt die Sowjetunion mit Karpov am ersten Brett. Er ganz allein war die beherrschende Figur des Turniers. Aus fünf Partien holte er fünf Siege! Der Weltmeister bezwang Ljubojevic, Portisch, Keene, Smejkal und Georghiu.

1977 Las Palmas: Sieger Karpov vor Larsen, Timman, Browne, Tal usw.
1977 Bad Lauterberg, Deutsche Meisterschaft und Jubiläumskongress (100 Jahre DSB). Der Sieger wiederum Karpov vor Timman, seinem Trainer Furman, Hübner usw.
1977 gibt der Weltmeister Simultanvorstellungen in der Bundesrepublik und der Schweiz.
1977 Leningrad, 50 Jahre Jubiläumsturnier. Weltmeister Karpov wird Vierter hinter den Co - Siegern Tal, Romanischin und Smyslov.

Im Juli 1978 waren nicht Hamburg oder Tilburg, die eine Million Franken als Preisgeld geboten haben Ort des Weltmeisterschaftskampfes zwischen Karpov und Viktor Kortschnoi, sondern die kleine Gebirgsstadt Baguio City auf den Philippinen. Das dollarschwere Rennen hatte also zum ersten Mal nicht Europa oder Südamerika gemacht, sondern ein asiatisches Land.

Die Börse für beide Spieler beträgt eine Million Dollar, die im Verhältnis 5 : 3 von Sieger und Verlierer geteilt werden. Bei seiner ersten Titelverteidigung gelang es Karpov seinen Rivalen in einem zähen Ringen von 32 Partien knapp mit 6:5 bei 21 Remis (Remis zählten nicht) zu bezwingen.

1979 gewann Karpov Montreal, Waddinxveen und Tilburg. Alle drei Turniere waren Kategorie 15 Ereignisse (Elodurchschnitt über 2600).

1980 belegte er in Bad Kissingen, Bogojno, Amsterdam und Tilburg den ersten Platz.

1981 siegte Karpov in Linares und Moskau.

Beim Titelkampf im Oktober 1981 verteidigte Karpov seinen Titel wiederum gegen Kortschnoi, diesmal in Meran, Italien. Er gewann das Match im Gegensatz zu 1978 überzeugend mit 11:7 (10 Remis).

1982 holte er sich den ersten Preis in London, Hamburg und Tilburg. Im April 1983 wird er Landesmeister bei der 50. UdSSR-Meisterschaft. Im selben Jahr siegte er auch in Hannover und Tilburg. 1984 gewann Karpov in Oslo und London.

Im September 1984 begann das Weltmeisterschaftsmatch gegen Garry Kasparov. Sieger sollte sein, wer zuerst 6 Partien gewonnen hatte. Nach 5 Siegen, 40 Unentschieden und 3 Niederlagen für Karpov, der im Match immer mehr nachließ, - er hatte schon 5:0 geführt - während Kasparov langsam aber sicher aufholte, stoppte FIDE Präsident Campomanes das Match nach 5 Monaten Spielzeit.

Die Schachwelt war entsetzt und die Gerüchteküche brodelte. Sollte mit der Entscheidung der FIDE, der Weltmeister vor einem drohenden Titelverlust bewahrt werden, oder waren tatsächlich gesundheitliche Gründe beider Spieler nach so einem langen Marathonmatch, was die Offiziellen des Weltschachbundes als Befürchtung angaben, der Grund?

Im August 1985 gewann Karpov in Amsterdam, bevor er den abgebrochenen und neu angesetzten Weltmeisterschaftskampf mit Kasparov wieder aufnahm. Das in Moskau stattfindende Match wurde auf 24 Partien begrenzt. Nach spannenden Verlauf bezwang schließlich Kasparov den Weltmeister mit 13:11 (16 Remis).

1986 gewann Karpov Brüssel und Bugojno, bevor im Juli der Rückkampf mit Kasparov in London und Leningrad startete. Wieder verlor Karpov. Diesmal mit 4 Siegen, 15 Unentschieden und 5 Verlusten.

1987 gewann Karpov Amsterdam und Bilbao. Im Kandidatenfinale besiegte er Sokolow und erwarb das Recht, den Weltmeister erneut herauszufordern. Er spielte das Match gegen Kasparov im Oktober in Sevillia, Spanien. Der Kampf endete Unentschieden nach 4 Siegen, 16 Remisen und 4 Niederlagen. Kasparov hatte damit seinen Titel verteidigt.

1988 gewann Karpov Wijk aan Zee, Brüssel, Tilburg, und die Aktivschach-Weltmeisterschaft in Mexiko (Partien mit 15 Minuten Bedenkzeit) und teilte sich mit Kasparov die 55. UdSSR-Meisterschaft. 1989 gewann er in Skelleftea. Er wurde erneut Herausforderer des Weltmeisters, nachdem er in den Kandidatenzweikämpfen 1990 Hjartarson, Jussupow und Timman besiegt hatte.

Im Juli 1990 gewann er Biel, bevor das WM-Match gegen Kasparov begann. Dieses fand im Oktober 1990 in New York und Lyon statt. Wiederum behielt Kasparov knapp die Oberhand und verteidigte seinen Titel mit 12½:11½.

1991 gewann Karpov Reggio Emilia und Reykjavik und besiegte Anand in den Kandidatenzweikämpfen zur Weltmeisterschaft.

Im April 1992 verlor Karpov überraschend das Semifinalmatch der Kandidatenzweikämpfe gegen den Engländer Nigel Short und schied aus dem Rennen um die FIDE-Weltmeisterschaft aus.

1993 weigerten sich Kasparov und Short, ihr Weltmeisterschaftsmatch unter der Schirmherrschaft der FIDE zu spielen. Daraufhin erkannte die FIDE im März 1993 Kasparov den Weltmeistertitel und Short den Status des Herausforderers ab.

Die FIDE erklärte, Karpov (Verlierer Semifinalmatch) und Timman (Verlierer Finalmatch der Kandidaten) würden stattdessen um die Weltmeisterschaft spielen.

Im September 1993 besiegte Karpov Jan Timman im Kampf um die FIDE-Weltmeisterschaft. Karpov war damit wieder FIDE-Weltmeister.

Im März 1994 siegte Karpov in Linares (Elodurchschnitt war 2685). Er erzielte eine Performance von 2985!

Im Februar 1995 besiegte Karpov Boris Gelfand im FIDE-Semifinale in Indien. Im April gewann er Monte Carlo und im Dezember das Kategorie-17-Turnier von Groningen.

Im Juli 1996 verteidigte Karpov gegen Gata Kamsky seinen FIDE-Weltmeistertitel in Elista, Russland. Er gewann klar mit 10½:7½.

Im Januar 1998 verteidigte er wieder erfolgreich seinen Titel gegen den Inder Anand im Finale der FIDE-K.O.-Weltmeisterschaft in Lausanne.

In Budapest 1998 spielte er gegen die ungarische Großmeisterin Judit Polgar ein auf acht Partien festgesetztes Schnellschachmatch (30 Minuten) und verlor mit 2:6.

Am 30. Juli 1999 wurde FIDE-Weltmeister Anatoly Karpov von der FIDE disqualifiziert und von der Weltmeisterschaft in Las Vegas (USA) ausgeschlossen. Der Grund dafür war, dass Karpov mit den Regeländerungen der FIDE zur Ermittlung des Weltmeisters nicht einverstanden war und deshalb die Unterzeichnung des Spielvertrages verweigerte und auch nicht zur Eröffnung der Weltmeisterschaft in Las Vegas erschien. Daraufhin wurde er aus der Spielerliste gestrichen und durch einen Nachrücker (Milov) ersetzt. Die FIDE unter Präsident Kirsan Iljumschinow brach mit dem herkömmlichen Modus, mit dem seit 1951 der Weltmeister ermittelt wurde. Sie führte ein neues auf Schnellpartien und kleine Matche basierendes System ein, dass die Verlierer nach dem K.O.-System ausscheiden lässt. Der Gewinner des Turniers ist dann auch gleichzeitig Weltmeister.

Dies bedeutete für Karpov als Weltmeister, dass er seinen Titel nicht mehr im herkömmlichen Sinne verteidigen konnte, sondern gleich von der 1. Runde an sich bis ins Finale hätte "hocharbeiten" müssen. Damit war er verständlicherweise nicht einverstanden und verweigerte seine Teilnahme. Karpov hatte das mögliche Unheil schon früh angekündigt, schloss aber eine Einigung mit dem Weltschachbund zu dem ihm genehmen Bedingungen nie aus. Über die Gründe, warum Karpov auf seine Titelverteidigung verzichtete wurde heftig spekuliert. In einer dpa-Meldung aus Las Vegas hieß es:

"Für die Absage gibt es aber auch private Gründe. Karpovs zweite Frau Natalja erwartet im August Nachwuchs. Das Paar ist seit 1986 verheiratet und bisher kinderlos."

In der selben dpa-Meldung steht aber auch:

"Der Champion war für August bereits wichtige Verpflichtungen eingegangen. Iljumschinows Vertreter Alexej Orlow hatte die von Karpov geforderten 130.000 Dollar Schadenersatz in Aussicht gestellt - aber erst nach dem WM-Turnier."

Gewinner im Finale des K.O.-Turniers in Las Vegas 1999 und 14. FIDE-Weltmeister wurde der Russe Alexander Chalifman über den Armenier Vladimir Akopian.

Trotz seines Titelverlustes gehört Karpov zu den genialsten Spielern die die Schachwelt je gesehen hat.

In seiner bisherigen Karriere hat Karpov über mehr als 130 internationale Turniere und Matche gewonnen und war der erste Schach-Millionär.

Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion war er außerdem Mitglied der Obersten Sowjet-Kommission für auswärtige Angelegenheiten und Präsident des Sowjet-Frieden-Fonds.

zum Seitenanfang

http://www.koenig-plauen.de
Copyright © 1997-2001 by Fred Kahl von Freddy's Schachseite. Auszüge von Freddy's Schachseite werden hier mit freundlicher Genehmigung des Autors verwendet.