"Bei
Karpov vereinen sich die schachlichen Fähigkeiten mit einem wahrhaft
eisernen Charakter auf glückliche Weise" (Aleksei Suetin)
Anatoly
Karpov wurde am 23.05.1951 in Zlatoust, einer Industriestadt im Südural
geboren. Von seinem Vater erlernte er als Vierjähriger das Schachspiel.
Mit sieben Jahren fing Anatoly im örtlichen Schachklub mit dem
Turnierspiel an. Der kränkliche und zart gebaute Junge fühlte sich zum
Schachspiel hingezogen.
In
der Stadtmeisterschaft von Zlatoust stieg der neunjährige Karpov in die
1. Vereinsklasse auf. 1961 nahm er an der Jugendmeisterschaft der Region
in Tscheljabinsk teil. Das Ergebnis mit einem Mittelplatz unter 66
Teilnehmern gab ihm großen Ansporn.
Im
Jahr darauf gab der Weltmeisterkandidat Viktor
Kortschnoi in Tscheljabinsk eine Simultanvorstellung. Anatoly durfte
teilnehmen und erreichte ein Remis. Die beiden sollten sich von da an noch
oft am Schachbrett treffen. Aber noch ist Karpov nur einer von vielen
Talenten in der Sowjetunion. 1962 wird Karpov Meisterkandidat - gerade mal
elf Jahre alt. Exweltmeister Michail
Botwinnik und Weltmeisterkandidat Boris
Spassky geben im Schachgebiet des Ural im Jahre 1964 und 1965
Simultanvorstellungen, an denen Anatoly teilnimmt. Gegen beide Großmeister
erreichte Karpov ein Remis.
1964
darf Karpov viermal in das 2000 km entfernte Moskau zur Schachschule
Botwinniks reisen. Noch ist das ungewöhnliche Talent des
Meisterkandidaten nicht zu erkennen. Botwinnik meinte:
"Sein
Spiel konnte keinen besonderen Eindruck auf mich machen. Aber auch Boris
Spassky hat mich im gleichen Alter mit seinem Spiel keineswegs
beeindruckt. Dennoch wurde er 20 Jahre später Weltmeister. Ein Ziel, das
Karpov bereits nach elf Jahren erreicht hat."
Durch
die während der Kindheit kränkliche Konstitution hatte "Tolja"
(ein Spitzname Karpovs) viel Zeit, sich intensiv mit dem Schachspiel zu
beschäftigen. Der geistig rege Junge spielte aber auch außer Schach
Dame, ein Spiel, das in der Sowjetunion turniermäßig betrieben wird,
sowie Billard. 1965 erhielt der Vater in Tula eine Anstellung als
Ingenieur, sodass die Familie von Zlatoust nach Tula zog.
Auf
der Jugendmeisterschaft der Sowjetunion 1966 in Moskau erreichte der 15
Jahre alte Anatoly den fünften bis sechsten Platz. Er schaffte damit die
Qualifikation zum Titel eines Schachmeisters und wird damit der jüngste
Meister der Sowjetunion.
Zunächst
steigt er im Jugendturnier zum Kandidaten auf. In Leningrad 1966 beim
Turnier der Kandidaten mit zehn Teilnehmern spielen die fünf Kandidaten
gegen die fünf Meister. Karpov siegt in dem Turnier mit drei Umgängen
mit 10 Punkten (aus 15 möglichen). Unter seinen Gegnern sind Meister wie I.
Saizew (3 mal Remis) und Tschistjakov (2½), später Großmeisterkandidat.
1966
spielt Karpov in Wladimir die SU-Jugendmannschaftsmeisterschaft und wird
Zweiter mit dem Team der RSFSR (Russischen Sozialistischen Föderativen
Sowjetrepublik). In der Mannschaft spielen auch Sveshnikov und Timoschenko,
die noch Großmeister werden. In den folgenden Kämpfen sind spätere
Meister wie I. Saizew und Tschistjakov die Gegner. In Stockholm 1966
spielt Karpov beim Turnier Skandinavien-SU Junioren (7:23) am sechsen und
letzen Brett und holt 1½ Punkte aus zwei Partien.
Im
Jahre 1967 erzielte Karpov seinen ersten Turniersieg in einem
Internationalen Turnier in Trinek, CSSR, vor Kupka, Kupreichik
und Smejkal.
1968 wird er Erster in der Junioren-Europameisterschaft in Groningen vor Adorjan,
Lawi und Timman.
Im
gleichen Jahr besucht er die Universität in Moskau und schreibt sich 1969
an der Universität in Leningrad zum Studium der Wirtschaftswissenschaften
ein.
Bei
der Mannschaftsmeisterschaft der SU-Jugend 1969 spielte Karpov am 1. Brett
und ereichte einen Score von 10:1.
Der
erst 18 Jahre alte Anatoly Karpov erringt 1969, sekundiert von GM Efim
Geller, in Stockholm den Titel des Jugendweltmeisters mit 10 Punkten,
vor Adorjan und Urzica (7), Kaplan (6½), Andersson
(6). Damit
ist die Verleihung des Titels "Internationaler Meister"
durch den Weltschachbund (FIDE) automatisch verbunden. Innerhalb
Jahresfrist erreicht der kommende Schachstern das erste Limit zum Titel "Internationaler
Großmeister".
1970
Caracas: Sechster und Erfüllung der ersten GM-Norm.
1970
Sieger im Halbfinale zur 38. SU-Meisterschaft in Kujbischew: 1. Karpov (12½),
2. Krogius 11, 3.-4. Antoschin und Dementjew (10½)
usw.
Im
Finale der 38. SU-Meisterschaft wurde Karpov Fünfter bis Siebenter, vor
ihm Sieger Kortschnoi, Tukmakov, Stein, Balaschow und
Gipslis.
In
der Schachpresse dominieren noch die alten Namen: Es sind die Großen aus
der Generation um Botwinnik, Smyslov, Bronstein, Geller
(schon im Ausklingen). Aber Petrosjan,
Tal und Spassky waren die letzten
Weltmeister.
Keres,
Fischer - natürlich ganz vorne - Gligoric, Reshevsky,
Polugajewski, Brasiliens Schachidol Mecking, und der Däne Bent
Larsen, auf allen Turnieren Favorit und Rivale von Fischer
- sie alle stechen noch eine Weile Anatoly Karpov aus. Aber nicht mehr
lange!
Nachdem
Fischer dreimal den Schach-Oscar gewonnen hatte, eine Trophäe der
Schachjournalisten, und nachdem er die Weltmeisterschaft gewonnen und
wieder verschenkt hatte, wird Karpov fünfmal nacheinander mit dem
Schach-Oscar ausgezeichnet.
1971
Halbfinale der 39. SU-Meisterschaft: Sieger vor Waganjan, Dschindschichaschwili,
Karasew, Alburt, Gipslis, Furman (sein Trainer).
1971 Leningrad, 39. SU-Meisterschaft: Vierter nach Sawon, Smyslov
und Tal. Dahinter aber Schachriesen wie Balaschow, Stein, Bronstein,
Polugajewski, Taimanov, Geller, Lein, Krogius usw.
1971 Mannschaftsmeisterschaft der SU in Rostow am Jugendbrett mit 8½:½.
1971 Leningrad: Ein triumphaler Erfolg mit dem Sieg im Aljechin-Memorial:
1. Karpov (11) vor Stein ebenso (11), Smyslov
(10½), Petrosjan, Tukmakov (10), Spassky und Tal (9½), Bronstein, Byrne
und Hort (9), Kortschnoi (8½) (18 Teilnehmer).
1971/72 Hastings: Erster bis Zweiter mit Kortschnoi (11) vor Byrne,
Mecking (9½), Unzicker und Andersson (8) (16 Teilnehmer).
1972 San Antonio (Texas) Co-Sieger mit Portisch und Petrosjan (10½)
vor Gligoric (10), Keres (9½), Hort und Suttles (9), Larsen und
Mecking (8½) usw. (16 Teilnehmer).
Weltmeister
Robert Fischer erschien in San Antonio zur letzten Runde. Er war überrascht
über die Salonremisen von Karpov und Petrosjan.
"Viele
denken, dass Karpov 1975 mein Herausforderer werden könne. Doch warten
wir ab. Meiner Ansicht nach wird es immer noch Spassky sein, mit dem ich
als Gegner rechnen muss."
1973
Budapest: Zweiter hinter Geller, jetzt bereits mit der besten Elozahl
aller 16 Teilnehmer mit 2630 (Geller 2590, Hort 2600).
Es
beginnt eine Kette von Siegen in den Ausscheidungsturnieren und
Kandidatenwettkämpfen zur Weltmeisterschaft für 1975.
Karpov gewinnt zusammen mit seinem späteren
Rivalen Viktor Kortschnoi 1973 das Interzonenturnier in Leningrad mit 13½
Punkten und legt damit den Grundstein zum Weltmeistertitel.
Ohne Zweifel ist der nur 22 Jahre alte Sieger des
Interzonenturniers ein ernster Rivale nicht nur für die potentiellen
Weltmeisteranwärter, sondern er könnte sogar Herausforderer von
Weltmeister Robert
Fischer
werden. In
seiner Heimat aber will es ihm wieder nicht gelingen, die Goldmedaille um
die Landesmeisterschaft zu gewinnen.
1973
Moskau, 41. SU - Meisterschaft: Es siegt der vom WM-Thron gestürzte
Spassky (11½) vor Karpov, Kortschnoj, Kusmin, Petrosjan,
Polugajewski (alle 10½), es folgen Geller, Tal, Keres, Sawon, Tukmakov,
Smyslov (18 Teilnehmer).
1973
Madrid: Karpov gewinnt vor Tukmakov, Furman, Hort, Uhlmann,
Andersson, Portisch, Browne, Ljubojevic, Planinc, Panno.
Abschließend wird Karpov zum Schachspieler des Jahres gekürt und mit dem
Schach-Oscar ausgezeichnet.
Beim
Kandidatenturnier
1974 gewinnt Karpov gegen Polugajewski in Moskau im Viertelfinale 5½:2½.
Nur acht Partien in zwei Wochen benötigte Karpov zum Sieg gegen seinen
Landsmann. Im
Halbfinale in Leningrad siegte er gegen Exweltmeister Boris Spassky 7:4.
Auch hier musste Karpov nicht über die ganze Distanz von 12 Partien
gehen. Das Match dauerte nur vier Wochen vom 12. April bis 10. Mai 1974.
Eine Pause bis September folgte vor dem Treffen mit "Viktor dem
Schrecklichen", seinem alten Rivalen Kortschnoi.
Karpov
gewinnt das Kandidatenfinale in Moskau gegen Kortschnoj mit 12½:11½.
Damit ist Karpov Herausforderer von Weltmeister Robert Fischer. Das Tor
zur Erlangung der Schachkrone ist aufgestoßen; ein Jugendtraum - sollte
er in Erfüllung gehen? Amerikas "enfant terrible" kam
zur Hilfe.
Schon
seit einiger Zeit war bekannt geworden, dass Fischer, der nichtspielende
Weltmeister, merkwürdige Forderungen im Bezug auf den WM-Kampf an die
FIDE und die Schachöffentlichkeit stellte. Als der Kongress des
Weltschachbundes endlich seine Forderungen ablehnte, und als Fischer auch
alle Wartefristen zum Match gegen Karpov verstreichen ließ, blieb dem
FIDE-Präsidenten keine andere Wahl.
Am
4. April proklamierte Dr.
Max Euwe
nach dem Reglement des Weltschachbundes Anatoly Karpov zum neuen
Weltmeister. Noch nennt man Karpov "Weltmeister am grünen
Tisch". Diesen Makel möchte der 24 Jahre alte Weltmeister nicht auf
sich sitzen lassen. Eine neue Ära war in der Schachwelt eingeleitet.
Karpov
wurde im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein spielender Weltmeister. Er
nahm Einladungen zu Turnieren und Begegnungen in allen Teilen der Welt
wahr. Wie einst Capablanca
und Aljechin
eilte Karpov von Sieg zu Sieg.
Seltene
Niederlagen in einzelnen Partien konnten den Spielrausch des neuen
Weltmeisters nicht brechen. Wo immer der junge Weltmeister auch auftrat -
fast immer hieß der Sieger Anatoly Karpov:
1975
Ljubljana und Portoroz: 1. Platz
1975 Spartikade SU: 1. Brett mit 5½:1½
1975 Weltturnier Mailand: 1. Platz
1976 Skopje: 1. Platz mit 12½:2½
1976 Amsterdam, Viererturnier: Sieger mit 4:2
1976 Manila, Viererwettkampf: Zweiter hinter dem siegreichen Außenseiter E.
Torre.
Nach
drei vergeblichen Anläufen bei den sowjetischen Landesmeisterschaften
1970, 1971 und 1973 wird Karpov nun auch Herr im eigenen Haus und gewinnt
das 44. SU-Championat 1976 in Moskau nach spannendem Verlauf.
1976
Montilla (Spanien): 1. Platz mit 7:2
1977
ist ein Dämpfer dazwischen - Karpov wird in Leningrad unter 18 Großmeistern
"nur" Vierter.
Im stärksten Turnier des Jahres 1977 in Tilburg
(Holland) kontert der Weltmeister und hält die Weltelite im Griff.
Zum ersten Mal besucht er 1977 die Bundesrepublik
zum Jubiläumskongress des Deutschen Schachbundes (DSB) in Bad Lauterberg.
Bei der Europamannschaftsmeisterschaft 1977 in
Moskau siegt die Sowjetunion mit Karpov am ersten Brett. Er ganz allein
war die beherrschende Figur des Turniers. Aus fünf Partien holte er fünf
Siege! Der Weltmeister bezwang Ljubojevic, Portisch, Keene,
Smejkal und Georghiu.
1977
Las Palmas: Sieger Karpov vor Larsen, Timman, Browne, Tal usw.
1977 Bad Lauterberg, Deutsche Meisterschaft und Jubiläumskongress (100
Jahre DSB). Der Sieger wiederum Karpov vor Timman, seinem Trainer Furman, Hübner
usw.
1977 gibt der Weltmeister Simultanvorstellungen in der Bundesrepublik und
der Schweiz.
1977 Leningrad, 50 Jahre Jubiläumsturnier. Weltmeister Karpov wird
Vierter hinter den Co - Siegern Tal, Romanischin und Smyslov.
Im
Juli 1978 waren nicht Hamburg oder Tilburg, die eine Million Franken als
Preisgeld geboten haben Ort des Weltmeisterschaftskampfes
zwischen Karpov und Viktor
Kortschnoi, sondern die kleine Gebirgsstadt Baguio City auf den Philippinen.
Das dollarschwere Rennen hatte also zum ersten Mal nicht Europa oder Südamerika
gemacht, sondern ein asiatisches Land.
Die
Börse für beide Spieler beträgt eine Million Dollar, die im Verhältnis
5 : 3 von Sieger und Verlierer geteilt werden. Bei seiner ersten
Titelverteidigung gelang es Karpov seinen Rivalen in einem zähen Ringen
von 32 Partien knapp mit 6:5 bei 21 Remis (Remis zählten nicht) zu
bezwingen.
1979
gewann Karpov Montreal, Waddinxveen und Tilburg. Alle drei Turniere waren
Kategorie 15 Ereignisse (Elodurchschnitt über 2600).
1980
belegte er in Bad Kissingen, Bogojno, Amsterdam und Tilburg den ersten
Platz.
1981
siegte Karpov in Linares und Moskau.
Beim
Titelkampf im Oktober 1981
verteidigte Karpov seinen Titel wiederum gegen Kortschnoi, diesmal in
Meran, Italien. Er gewann das Match im Gegensatz zu 1978 überzeugend mit
11:7 (10 Remis).
1982
holte er sich den ersten Preis in London, Hamburg und Tilburg. Im April 1983 wird er
Landesmeister bei der 50. UdSSR-Meisterschaft. Im selben Jahr siegte er
auch in Hannover und Tilburg. 1984 gewann
Karpov in Oslo und London.
Im
September 1984 begann das Weltmeisterschaftsmatch
gegen Garry Kasparov. Sieger sollte sein, wer zuerst 6 Partien
gewonnen hatte. Nach 5 Siegen, 40 Unentschieden und 3 Niederlagen für
Karpov, der im Match immer mehr nachließ, - er hatte schon 5:0 geführt -
während Kasparov langsam aber sicher aufholte, stoppte FIDE Präsident
Campomanes das Match nach 5 Monaten Spielzeit.
Die
Schachwelt war entsetzt und die Gerüchteküche brodelte. Sollte mit der
Entscheidung der FIDE, der Weltmeister vor einem drohenden Titelverlust
bewahrt werden, oder waren tatsächlich gesundheitliche Gründe beider
Spieler nach so einem langen Marathonmatch, was die Offiziellen des
Weltschachbundes als Befürchtung angaben, der Grund?
Im
August 1985 gewann Karpov in Amsterdam, bevor er den abgebrochenen und neu
angesetzten Weltmeisterschaftskampf
mit Kasparov wieder aufnahm. Das in Moskau stattfindende Match wurde auf
24 Partien begrenzt. Nach spannenden Verlauf bezwang schließlich Kasparov
den Weltmeister mit 13:11 (16 Remis).
1986
gewann Karpov Brüssel und Bugojno, bevor im Juli der Rückkampf
mit Kasparov in London und Leningrad startete. Wieder verlor Karpov.
Diesmal mit 4 Siegen, 15 Unentschieden und 5 Verlusten.
1987
gewann Karpov Amsterdam und Bilbao. Im Kandidatenfinale
besiegte er Sokolow und erwarb das Recht, den Weltmeister erneut
herauszufordern. Er spielte das Match
gegen Kasparov im Oktober in Sevillia, Spanien. Der Kampf endete
Unentschieden nach 4 Siegen, 16 Remisen und 4 Niederlagen. Kasparov hatte
damit seinen Titel verteidigt.
1988
gewann Karpov Wijk aan Zee, Brüssel, Tilburg, und die
Aktivschach-Weltmeisterschaft in Mexiko (Partien mit 15 Minuten
Bedenkzeit) und teilte sich mit Kasparov die 55. UdSSR-Meisterschaft.
1989 gewann er in Skelleftea. Er wurde erneut
Herausforderer des Weltmeisters, nachdem er in den Kandidatenzweikämpfen
1990 Hjartarson, Jussupow und Timman besiegt hatte.
Im
Juli 1990 gewann er Biel, bevor das WM-Match gegen Kasparov begann. Dieses fand im Oktober 1990 in New York und
Lyon statt. Wiederum behielt Kasparov knapp die Oberhand und verteidigte
seinen Titel mit 12½:11½.
1991
gewann Karpov Reggio Emilia und Reykjavik und besiegte Anand in den
Kandidatenzweikämpfen zur Weltmeisterschaft.
Im
April 1992 verlor Karpov überraschend das Semifinalmatch der
Kandidatenzweikämpfe gegen den Engländer Nigel Short und schied
aus dem Rennen um die FIDE-Weltmeisterschaft aus.
1993
weigerten sich Kasparov und Short, ihr Weltmeisterschaftsmatch unter der
Schirmherrschaft der FIDE zu spielen. Daraufhin erkannte die FIDE im März
1993 Kasparov den Weltmeistertitel und Short den Status des
Herausforderers ab.
Die
FIDE erklärte, Karpov (Verlierer Semifinalmatch) und Timman (Verlierer
Finalmatch der Kandidaten) würden stattdessen um die Weltmeisterschaft
spielen.
Im
September 1993 besiegte Karpov Jan Timman im Kampf um die FIDE-Weltmeisterschaft. Karpov war damit
wieder FIDE-Weltmeister.
Im
März 1994 siegte Karpov in Linares (Elodurchschnitt war 2685). Er
erzielte eine Performance von 2985!
Im
Februar 1995 besiegte Karpov Boris Gelfand im FIDE-Semifinale in
Indien. Im April gewann er Monte Carlo und im Dezember das Kategorie-17-Turnier
von Groningen.
Im
Juli 1996 verteidigte Karpov gegen Gata Kamsky seinen
FIDE-Weltmeistertitel
in Elista, Russland. Er gewann klar mit 10½:7½.
Im
Januar 1998 verteidigte er wieder erfolgreich seinen Titel gegen den Inder
Anand im Finale der FIDE-K.O.-Weltmeisterschaft in Lausanne.
In
Budapest 1998 spielte er gegen die ungarische Großmeisterin Judit Polgar
ein auf acht Partien festgesetztes Schnellschachmatch (30 Minuten) und
verlor mit 2:6.
Am
30. Juli 1999 wurde FIDE-Weltmeister Anatoly Karpov von der FIDE
disqualifiziert und von der Weltmeisterschaft in Las Vegas (USA)
ausgeschlossen. Der
Grund dafür war, dass Karpov mit den Regeländerungen der FIDE zur
Ermittlung des Weltmeisters nicht einverstanden war und deshalb die
Unterzeichnung des Spielvertrages verweigerte und auch nicht zur Eröffnung
der Weltmeisterschaft in Las Vegas erschien. Daraufhin wurde er aus der
Spielerliste gestrichen und durch einen Nachrücker (Milov)
ersetzt. Die
FIDE unter Präsident Kirsan Iljumschinow brach mit dem herkömmlichen
Modus, mit dem seit 1951 der Weltmeister ermittelt wurde. Sie führte ein
neues auf Schnellpartien und kleine Matche basierendes System ein, dass
die Verlierer nach dem K.O.-System ausscheiden lässt. Der Gewinner des
Turniers ist dann auch gleichzeitig Weltmeister.
Dies
bedeutete für Karpov als Weltmeister, dass er seinen Titel nicht
mehr im herkömmlichen Sinne verteidigen konnte, sondern gleich von der 1.
Runde an sich bis ins Finale hätte "hocharbeiten" müssen.
Damit war er verständlicherweise nicht einverstanden und verweigerte
seine Teilnahme. Karpov
hatte das mögliche Unheil schon früh angekündigt, schloss aber eine
Einigung mit dem Weltschachbund zu dem ihm genehmen Bedingungen nie aus.
Über die Gründe, warum Karpov auf seine Titelverteidigung verzichtete
wurde heftig spekuliert. In einer dpa-Meldung aus Las Vegas hieß es:
"Für
die Absage gibt es aber auch private Gründe. Karpovs zweite Frau Natalja
erwartet im August Nachwuchs. Das Paar ist seit 1986 verheiratet und
bisher kinderlos."
In
der selben dpa-Meldung steht aber auch:
"Der
Champion war für August bereits wichtige Verpflichtungen eingegangen.
Iljumschinows Vertreter Alexej Orlow hatte die von Karpov geforderten
130.000 Dollar Schadenersatz in Aussicht gestellt - aber erst nach dem
WM-Turnier."
Gewinner
im Finale
des K.O.-Turniers in Las Vegas 1999 und 14. FIDE-Weltmeister wurde der
Russe Alexander Chalifman über den Armenier Vladimir Akopian.
Trotz
seines Titelverlustes gehört Karpov zu den genialsten Spielern die die
Schachwelt je gesehen hat.
In
seiner bisherigen Karriere hat Karpov über mehr als 130 internationale
Turniere und Matche gewonnen und war der erste Schach-Millionär.
Vor dem
Zusammenbruch der Sowjetunion war er außerdem Mitglied der Obersten
Sowjet-Kommission für auswärtige Angelegenheiten und Präsident des
Sowjet-Frieden-Fonds.
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