"Spassky wird in die Schachgeschichte eingehen als ein
Schachspieler von hoher und origineller Begabung mit weitem strategischem
und taktischem Gesichtskreis." (Aleksei Suetin)
Boris Spassky wurde am 30. Januar 1937
in Leningrad geboren. Während des Zweiten Weltkrieges lebte er im Ural
und lernte im Alter von fünf Jahren das Schachspiel.
1947 ging er in die Schachsektion im Leningrader Pionierpalast. Wladimir
Sak, ein fachkundiger Trainer nahm Spassky in die Lehre und unter
seiner Anleitung wurde Boris ein disziplinierter und diszipliniert
denkender Spieler. Als 12-jähriger zählte er schon zu den Begabtesten
der sowjetischen Schachjugend. Unter dem Einfluss seines Trainers
entwickelte er sich zu einem Spieler mit streng positionellen Stil. Einen
tiefgreifenden, doch nützlichen Wechsel bewirkte die Entscheidung, ihm Tolusch
als neuen Trainer zu geben. Dieser war ein Kombinationsspieler, dessen
mutige, oft waghalsigen Angriffspartien auch seinem Schüler bekannt
waren.
Spassky erwies sich dafür empfänglich und nahm das Königsgambit
sowie die Spanische Partie in sein Eröffnungsrepertoire auf. Schon bald
schreckte er vor schwierigen Verwicklungen nicht mehr zurück und ging
auch gerne Risiken ein. Da er zwei gegensätzliche, sich jedoch ergänzende
Ausbildungen genossen hatte, war er im Angriff maßvoll, beim
Positionskampf hingegen darauf bedacht, alle taktischen Möglichkeiten zu
nutzen, um zu aktivem Spiel zu kommen.
1953 beteiligte er sich am Bukarester Turnier und besiegte zum
erstenmal einen Großmeister, und zwar Wassili
Smyslov. Er erreichte den 4.-6. Platz und wurde Internationaler Meister.
Nach Beendigung seines Gymnasiums 1954 begann Spassky ein Studium
an der historisch-philologischen Fakultät der Universität in Leningrad.
Mit seiner Diplomarbeit über “Schach in der Zentralpresse”
beendete er es fünf Jahre später und wurde Journalist.
In der 22. UdSSR-Meisterschaft 1955 in Moskau belegte er mit 11½:7½
gemeinsam mit Botwinnik,
Petrosjan
und Iliwizki den dritten bis sechsten Platz. Sieger wurde Efim
Geller nach einem Stichkampf gegen Wassili Smyslov. Durch dieses gute
Abschneiden hatte Spassky sich die Teilnehmerberechtigung für das
Interzonenturnier erworben.
Im Juni 1955 beteiligte sich Spassky an der Jugendweltmeisterschaft
in Antwerpen und wurde Jugendweltmeister. In der Vorgruppe ließ er seinen
Gegnern keine Chance und auch im Finale gab er lediglich zwei halbe Punkte
ab, obwohl er sich mit Rücksicht auf das bevorstehende Interzonenturnier
schonte.
Im gleichen Jahr nahm er am Interzonenturnier
in Göteborg teil und qualifizierte sich mit dem 7.-9. Platz für das
Kandidatenturnier, gleichzeitig errang er den Titel eines Großmeisters.
Mit 19 Jahren war Spassky der jüngste Internationale Großmeister der
Welt.
In der 23. UdSSR-Meisterschaft in Leningrad, die im Januar und
Februar 1956 ausgetragen wurde, erreichte er zusammen mit Mark Taimanov
und Juri Awerbach den ersten Platz. Ein zusätzlicher Dreierkampf
musste die Frage nach dem Landesmeister beantworten. Dabei errang Taimanov
die Goldmedaille, Spassky wurde Dritter.
Beim Kandidatenturnier in Amsterdam
1956 hatte er sich schon in die Weltspitze gespielt. Er erreichte den
3.-7. Platz zusammen mit Bronstein,
Geller, Petrosjan
und Szabo.
Auf der 24. UdSSR-Meisterschaft in Moskau 1957 (gleichzeitig
Zonenturnier) musste sich Spassky hinter Tal, Bronstein und Keres, gemeinsam mit
Tolusch mit den vierten bis fünften Platz zufrieden geben. Dieses
Ergebnis befriedigte ihn indessen nicht, obwohl es gegen stärkste
Konkurrenz erzielt wurde und darum nicht als Misserfolg gewertet werden
kann. Das Schlimmste stand ihm allerdings noch bevor.
Auf der 25. Meisterschaft 1958 musste er den bitteren Kelch bis zur
Neige leeren. Michail Tal wurde erneut Erster, für Spassky gestalteten
sich die Umstände diesmal aber besonders tragisch. Nach dreizehn Runden führte
er das Feld noch an, wobei er einen Vorsprung von zwei Punkten vor Tal
besaß. Doch dieser errang in den letzten sechs Partien 5½ Punkte. Die
Begegnung Spassky - Tal kam in der letzten Runde zustande. Zu diesem
Zeitpunkt hatte sich folgender Turnierstand ergeben: Tal und Petrosjan je
11½, Bronstein 11 und Spassky und Awerbach je 10½ Punkte. Durch einen
Sieg hätte Spassky also noch viel erreichen können, im Glücksfall den
zweiten oder sogar den ersten Preis. Die Partie hatte eine große
Bedeutung, nicht nur im Hinblick auf das Prestige der Beteiligten, sondern
auch wegen der bevorstehenden Weltmeisterschaftsausscheidungen. Die
Meisterschaft galt gleichzeitig als Zonenturnier und die ersten Vier
gelangten in das Interzonenturnier.
Im 23. Zug bot Tal Remis an, aber Spassky lehnte ab. Der halbe
Punkt hätte ihm möglicherweise schon für die Qualifikation gereicht,
aber an diesem Tag war Spassky zum Kampf entschlossen. Die Partie musste,
da sie in der regulären Spielzeit nicht beendet wurde, vertagt werden.
Spassky hatte greifbare Gewinnchancen, versäumte aber einen relativ
einfachen Gewinn und büßte allmählich auch noch die Initiative ein. Als
die Stellung schon ausgeglichen war, setzte Spassky seine - jetzt völlig
unmotivierten - Gewinnversuche fort, wobei ihm einige kleine
Ungenauigkeiten unterliefen. Als er sich endlich zu einem Remisangebot
aufraffte, wollte Tal davon nichts mehr wissen. Nun verlor Spassky
vollends den Boden unter den Füßen und bald auch die Partie. Damit fiel
er auf den fünften bis sechsten Platz zurück und verfehlte zugleich das
Interzonenturnier.
Dieser Schicksalsschlag traf ihn schwer. Wie er später bekannte
war für ihn eine ganze Welt zusammengebrochen. "Ich ging auf die
Straße hinaus und weinte wie ein Kind", gestand er offen.
Die Erinnerung an die tragische letzte Runde der 25. Meisterschaft
wirkte sich auf Spassky zwei Jahre hindurch lähmend aus. Sehr guten
Ergebnissen, die er auf verschiedenen Turnieren erzielte, standen Halb-
oder Misserfolge bei den Landesmeisterschaften gegenüber.
Spassky gewann z.B. 1959 die Landesmeisterschaft von Leningrad und
belegte in zwei internationalen Turnieren hohe Plätze: In Moskau teilte
er nämlich mit Smyslov und Bronstein den ersten bis dritten Preis und in
Riga wurde er Einzelsieger.
1959 heiratete er, die Ehe erwies sich jedoch nicht als dauerhaft
und wurde wieder nach zwei Jahren geschieden. Die Sicherheit und Harmonie,
die er gesucht hatte, fand er erst, als er zum zweiten Mal heiratete. In
diesem kritischen Lebensabschnitt trennte er sich auch von seinem alten
Trainer Tolusch. Großmeister Bondarewski wurde von nun an sein
Ratgeber. Diesem ist es zu verdanken, dass Spassky endlich seine inneren
Hemmungen überwand und zu einem willensstarken Kämpfer, der über
sportliche Qualitäten verfügt, heranreifte.
Der größte Erfolg Spasskys im Jahr 1960 war der in Mar del Plata,
Argentinien errungene erste bis zweite Platz gemeinsam mit Bobby
Fischer.
Mit dem jungen amerikanischen Champion schloss er eine herzliche
Freundschaft, die sich im Laufe der Jahre noch vertiefte.
In den sowjetischen Meisterschaften wurde er weiterhin vom Unglück
verfolgt. Beim 26. Finale stand Petrosjan ständig an der Spitze, doch bis
zur zehnten Runde konnten Tal und Spassky mit diesem Schritt halten. Dann
erlitt Spassky eine Niederlage und viel auf den dritten, später sogar auf
den vierten Platz zurück. Dank einer Energieleistung vermochte er
indessen wieder aufzuschließen, so das er in den Schlussrunden noch
Hoffnungen hegen durfte. Gegen Stein gab er aber seine Partie zu
einem Zeitpunkt remis, als noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft
waren.
Diese fast atavistische Furcht vor der letzten Partie hatte sich für
ihn zu einem psychologischen Problem ausgewachsen.
Die 27. Meisterschaft 1960 in Leningrad bedeutete für ihn einen
Tiefpunkt: Spassky endete auf dem neunten bis zehnten Platz. Landesmeister
wurde Viktor Kortschnoi.
1961 wurde in Moskau die 28. UdSSR-Meisterschaft gespielt. Er hatte
wiederum das Missgeschick, in der letzten Runde - diesmal gegen Stein - zu
verlieren. Dadurch viel er auf den fünften bis sechsten Platz zurück, während
er im Falle seines Sieges den dritten und bei Remis den vierten Platz
geteilt hätte. Immerhin hatten sich die Vorzeichen umgekehrt: nicht die
frühere Verzagtheit, sondern seine riskante Spielführung ließen ihn
Schiffbruch erleiden. Da diese Meisterschaft wieder als Zonenturnier galt,
schied Spassky abermals aus dem Zyklus der WM-Kämpfe aus.
Die außerordentliche Schnelligkeit, mit der er diesen Misserfolg
überwand, zeugt von seiner neuen, selbstbewussteren Haltung. In der noch
am Ende des gleichen Jahres ausgetragenen 29. UdSSR-Meisterschaft in Baku
1961 gelang es ihm endlich, den langersehnten Titel des Landesmeisters zu
erringen. Spasskys Triumph wurde durch Sonderpreise für den besten
"Start" und den erfolgreichsten "Endspurt" sowie für
die im Kampf der Großmeister untereinander erzielte höchste Punktzahl
vervollständigt.
1962 blieben auch internationale Erfolge nicht aus: Er belegte bei
Turnieren in Havanna und Hastings jeweils den 2.-3. Platz. Auf der
Schacholympiade in Warna erreichte er am dritten Brett trotz stärkster
internationaler Konkurrenz das beste Ergebnis.
Die beiden darauffolgenden Meisterschaften brachten
unterschiedliche Ergebnisse. Im 30. Championat wurde er Fünfter, im 31.
Championat in Leningrad 1963 teilte er mit Cholmow und Stein die
ersten drei Preise. Den anschließenden Stichkampf um den Titel des
Landesmeisters gewann Stein mit 2½ vor Spassky 2,0 und Cholmow 1½ Punkte
aus vier Partien.
Die ersten Sechs des 31. Championats (Spassky, Bronstein, Stein,
Cholmow, Suetin und Geller, sowie Kortschnoi der einen Freiplatz
bekam) trafen anschließend in einem zusätzlichen Turnier in Moskau 1964
(Zonenturnier) aufeinander, um die Teilnehmer am Interzonenturnier zu
ermitteln. In einem doppelrundigen Vergleich erwirkten schließlich die
drei Ersten das Recht, am Interzonenturnier teilzunehmen. Spassky wurde
mit 7 aus 12 Erster, gefolgt von 2.-3. Platz Stein und Bronstein usw.
In Spasskys Laufbahn war 1964 ein erfolgreiches Jahr. Im Mai und
Juni wurde das Amsterdamer Interzonenturnier
ausgetragen, in dem er sich zusammen mit Smyslov,
Larsen und Tal
den 1.-4. Platz teilte. Spassky war glücklich, aber auch sehr ermüdet.
Er hatte ungewöhnlich viele Hängepartien und beinahe alle erdenklichen
Endspiele auf dem Brett gehabt. Seine Spielzeit betrug oft sieben Stunden
am Tag. Bedenkt man zudem, dass er in der anderthalbstündigen
"Pause" zwischen Abbruch und Wiederaufnahme der Partie in
fieberhafter Eile seine Stellung zu analysieren hatte, so gewinnt man
ungefähr eine Vorstellung davon, welche Kraft ihm die acht - bis neunstündige
angestrengte geistige Arbeit abverlangt haben muss.
Im Chigorin-Gedenkturnier Ende August bis Mitte September 1964 in
Sotschi kam es ihm vor allem darauf an, sich einzuspielen. Der Endstand an
der Spitze lautete: 1. Krogius
(11), 2.-3. Damjanivic und Cholmow (10), 4. Spassky (9½). Größere
Bedeutung maß er dem Abschneiden in Belgrad bei - das Turnier diente ihm
dagegen zwischen Amsterdam und den Zweikämpfen der Kandidaten gleichsam
als Ruhepunkt. Unter den 18 Teilnehmern befanden sich 11 Großmeister.
Botwinnik blieb dem Turnier wegen Erkrankung fern, Fischer dagegen, weil
seine materiellen Forderungen nicht erfüllt wurden. Spassky gewann das
Turnier mit anderthalb Punkten Vorsprung vor Ivkov, Kortschnoi,
Gligoric, Larsen usw.
Im Jahre 1964 wurde ihm der Titel "Verdienter Meister des
Sports" zuteil.
Bei den Kandidatenwettkämpfen
1965 schlug Spassky im Viertelfinale Keres
mit 6:4, im Halbfinale, Geller mit 5½:2½, und im Finale Tal mit 7:4.
Damit war Spassky Herausforderer von Weltmeister Tigran
Petrosjan.
Das Jahr 1965 brachte Boris Spassky neben dem Triumph in den Wettkämpfen
der Kandidaten noch zwei wertvolle internationale Erfolge. In Sotschi und
im Hastinger Neujahrsturnier teilte er jeweils den ersten Preis.
Bis zum Weltmeisterschaftskampf stand nun, abgesehen von der
Vorbereitung nichts mehr auf Spasskys Programm.
Der Titelkampf
wurde im Moskauer Estradentheater ausgetragen und ging vom 9. April bis
9.Juni 1966. Der 1400 Plätze fassende Zuschauerraum war stets voll
besetzt. Die Vorhersagen billigten Spassky im allgemeinen größere
Chancen als dem Weltmeister zu. Die meisten Experten hielten den
Herausforderer für den vielseitigeren Spieler, der im Positions- und im
Kombinationsspiel gleich stark zu sein schien. Dennoch verlor Spassky
knapp mit 11½:12½ Pkt bei 17 Remisen. Nach dem Wettkampf waren sich die
Experten einig, dass Spassky in erster Linie wegen der schlechteren
Vorbereitung den Wettkampf verlor.
Im August 1966 gewann Spassky das Zweite Piatigorsky-Turnier in
Santa Monica (USA) vor Fischer. In diesem schachhistorischen Treffen
gelang es Spassky, sich gänzlich zu rehabilitieren. Er gewann das Turnier
ohne Niederlage! Endstand: 1. Spassky (11½), 2. Fischer (11), 3. Larsen
(10), 4.-5. Portisch und Unzicker (9½), 6.-7. Petrosjan und
Reshevsky (9), 8. Najdorf
(8), 9. Ivkov (6½), 10. Donner (6). Dieser in der ganzen Welt
beachtete Triumph hat viel dazu beigetragen, Spasskys seelisches
Gleichgewicht wiederherzustellen. Der Preisfonds betrug für den 1. Platz
5.000 US-Dollar und für den letzten 1.000 US-Dollar.
1967 gewann Spassky ungeschlagen ein Turnier in Beverwijk und
Sotschi.
Bei den Kandidatenwettkämpfen1968
siegte Spassky im Viertelfinale gegen Geller mit 5½:2½, im Halbfinale
gegen Larsen 5½:2½, sowie im Finale gegen Kortschnoi mit 6½:3½ Punkten
und qualifizierte sich erneut als Herausforderer des Weltmeisters.
Am Ende des Jahres nahm Spassky am Turnier auf Palma de Mallorca
teil, dass zwischen dem 23. November und 15. Dezember veranstaltet wurde.
Sieger wurde Kortschnoi mit 14 Punkten aus 17 Partien vor Spassky und
Larsen (13 Punkte), sowie Petrosjan (11½ Punkte), der den enttäuschenden
vierten Platz erreichte. Spassky wurde als erfolgreichster Spieler des
Jahres 1968 nach Beendigung des Turniers der "Schach-Oscar"
verliehen. Er war - nach Larsen - der zweite Schachmeister, dem diese
ehrenvolle Auszeichnung zuteil wurde.
In Palma de Mallorca traten Petrosjan und Spassky zum letzten Male
vor ihrem Wettkampf öffentlich auf. Die noch verbleibende Zeit nutzten
sie zur Vorbereitung. Petrosjans Sekundant und Hauptratgeber war auch
diesmal wieder Boleslawski, der von Furman und Suetin
unterstützt wurde. Spassky arbeitete mit Bondarewski und Krogius
zusammen.
Das Match um die Weltmeisterschaft,
wiederum im Moskauer Estradentheater, dauerte vom 14. April bis 17. Juni
1969. Das Interesse war noch größer als drei Jahre zuvor. Als
Hauptschiedsrichter fungierte der belgische Großmeister Alberic
O'Kelly de Galway. Spassky eroberte den Weltmeisterthron mit 12½:10½
Punkten. Für diesen Erfolg erhielt Spassky 1.400 Dollar.
1969 erreichte Spassky in Palma de Mallorca mit 10 Punkten nur
einen enttäuschenden fünften Platz. Sieger wurde Larsen mit 12 vor
Petrosjan 11½, Kortschnoi und Hort 10½.
Ohne Zweifel aber bedeutete die neuerliche Verleihung des
"Schach-Oscars" für das Jahr 1969 an Spassky eine hohe
Auszeichnung. Die Abstimmung über die Rangliste der besten Schachspieler
der Welt ergab nämlich die Reihenfolge: 1. Spassky, 2. Kortschnoi, 3.
Petrosjan, 4. Larsen, 5. Polugajewski, 6. Hort, 7. Portisch, 8.
Smyslov, 9. Geller, 10. Gligoric.
Nach der Eroberung der Weltmeisterschaft erschien Spassky verhältnismäßig
selten in der internationalen Turnierarena. Unverständlicherweise eiferte
er damit dem schlechten Vorbild einiger seiner Vorgänger nach, obwohl ein
Leben fern vom schachlichen Alltag weder ihm noch der Schachwelt nutzte.
Das größte Ereignis des Jahres 1970 war der vom 29. März bis zum
6. April in Belgrad an 10 Brettern ausgetragene Vergleichskampf UdSSR
gegen den Rest der Welt. Spassky spielte am 1. Brett gegen den Dänen Bent
Larsen und erzielte ein Resultat von 1½:1½ aus 3 Partien. In der vierten
Runde ließ sich der Weltmeister durch den Auswechselspieler Leonid Stein
vertreten. Die UdSSR gewann den "Wettkampf des Jahrhunderts" mit
20½:19½ Punkten.
1970 gewann Spassky in Leiden ein Matchturnier. Seine Gegner waren
Botwinnik, Larsen und Donner. Jeder wechselte mit jedem vier Partien.
Spassky wurde mit sieben Punkten Erster, wobei er gegen Botwinnik viermal
unentschieden spielte, gegen die beiden anderen je eine Partie gewann und
den Rest remisierte.
Im Juli ging Spassky in Amsterdam in der Großmeistergruppe des
IBM-Turniers an den Start. Er beendete das Turnier ungeschlagen - der
Alleinsieg blieb ihm allerdings versagt und er musste den 1. Platz mit
seinem Landsmann Lev Polugajewski teilen.
Im September nahm der Weltmeister als Spitzenspieler der UdSSR an
der Olympiade in Siegen teil. Er erzielte mit 9½ Pkt aus 12 Partien das
beste Resultat am ersten Brett und gab dabei Fischer und Portisch das
Nachsehen.
Zwischen dem 11. Juli und 3. September 1972 kam es zum Weltmeisterschaftskampf
in Reykjavik auf Island gegen Bobby Fischer. Spassky verlor seinen
Weltmeistertitel mit einer Bilanz von 3 Siegen (1 kampflos), 7 Niederlagen
und 11 Remisen gegen den Amerikaner. Boris Spassky hatte eine empfindliche
Niederlage erlitten. Ohne die Leistungen des neuen Weltmeisters schmälern
zu wollen, darf man jedoch feststellen, dass Spassky weit unter seinen Möglichkeiten
blieb. Die Ursachen für Spasskys Misserfolg lagen teils in dessen ungenügender
Vorbereitung, teils in seiner mangelhaften Spielpraxis. Vielleicht war
auch der Wechsel des Trainers und die Auswahl der Sekundanten nicht
reiflich genug durchdacht. Aufgrund des Titelverlustes war sein Verhältnis
zum sowjetischen Schachverband dauerhaft gestört.
Sein erstes Auftreten als Ex-Weltmeister war bei einem Turnier in
Dortmund 1973. Hier teilten sich Hans-Joachim Hecht, Ulf
Andersson und Spassky mit 9½ Punkten aus 15 Partien den 1.-3. Platz.
In Sotschi 1973 kam er hinter dem Turniersieger Michail Tal (11
Punkte) mit 10 Punkten aus 15 Partien auf den zweiten Platz.
1973 wird Spassky erneut Landesmeister bei der 41.
UdSSR-Meisterschaft in Moskau vor Anatoly Karpow und Tigran
Petrosjan mit 11½ aus 17.
Im Kandidatenwettkampf
1974 besiegte Spassky den Amerikaner Byrne im Viertelfinale in San
Juan mit 4½:1½, unterlag aber im Halbfinale in Leningrad Anatoly Karpow mit 7:4 Punkten.
Auf der Olympiade in Nizza 1974 erreichte er 10½ Punkte aus 15
Partien.
In Solingen erreichte Spassky mit 8½ Punkten aus 14 Partien
zusammen mit Kurajica den 3.-4.Platz. Den ersten und zweiten Platz
belegten mit jeweils 10 Punkten Polugajewski und Kavalek.
In Moskau und Tallinn 1975 wurde er jeweils Zweiter hinter Efim
Geller und Paul Keres.
1975 heiratete Spassky in dritter Ehe die Französin (russischer
Abstammung) Marina Schtscherbatscheff und wurde französischer Staatsbürger.
Später zog er nach Paris und spielte auf Schacholympiaden für
Frankreich.
Im Kandidatenwettkampf
1977 gewann Spassky gegen Hort im Viertelfinale in Reykjavik nach Verlängerung
mit 8½:7½ und im Halbfinale in Genf gegen Portisch mit 8½:6½ Punkten.
Im Finale in Belgrad unterlag er schließlich Kortschnoi mit 10½:7½
Punkten.
1978 erreichte Spassky in Bugonjo den geteilten 1.-2. Platz mit
Anatoly Karpow.
Im Kandidatenwettkampf
1980, erspielte Spassky gegen Portisch im Viertelfinale in Mexico City ein
Unentschieden 7 :7, verlor aber den anschließenden Stichkampf.
Im selbem Jahr teilte er sich den Turniersieg in
Baden-Baden mit 10½:4½.
1983 gewann Spassky Linares mit 6½:3½.
In Brüssel 1985 wird er Zweiter hinter Kortschnoi.
In Reggio Emilia 1986/87 ereichte er den geteilten zweiten Platz
hinter Zoltan Ribli.
1988 teilte er sich den ersten Platz mit Murrey Chandler in
Wellington, Neuseeland.
Im September 1992 spielte Spassky einen inoffiziellen Wettkampf
um die
Weltmeisterschaft mit Bobby Fischer in Sveti Stefan, Jugoslawien. Nach 20
Jahren, kehrte Fischer aus seiner selbst gewollten Isolation vom
Turnierschach in die Schacharena zurück. Das Match wurde durch Bankier
Jedzimir Vasiljevic organisiert und finanziert. Spassky verlor den
Wettkampf mit 12½:17½ bei 15 Remisen. Fischer erhielt für seinen Erfolg
3,65 Millionen Dollar. Als Verlierer erhielt Spassky noch 1,5 Millionen
Dollar.
1993 verlor Spassky ein Match in Budapest gegen die ungarische Großmeisterin
Judit Polgar mit 4½:5½ Punkten.
In einem doppelrundigen Vierer-Turnier Hoogoven 1998, wurde Spassky
mit 2½ aus 6 Dritter. Den ersten Platz belegte Judit Polgar (5) vor Jan
Timman (3½). Letzter wurde Shaked mit 1 Punkt.
Spassky spielte insgesamt 68 WM-Partien mit einem Ergebnis von 12
Siegen, 15 Niederlagen und 41 Unentschieden.
Seine höchste erreichte Elo-Wertung betrug 2640.
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