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ÖFFENTLICHER BRIEF AN LOK LEIPZIG-MITTE
 

Persönliche Stellungnahme durch den Webmaster
Klarstellungen zum U20-Spiel König Plauen gegen Lok Leipzig

 

Liebe Schachfreunde von Lok Leipzig-Mitte,

ich wende mich mit diesem offenen Brief an euch, weil es offenbar einige Missverständnisse bezüglich des letzten U20-Spiels gibt. Konkret geht es um die Äußerungen in eurem Gästebuch, die ich so nicht stehen lassen möchte, da in erster Linie ich und im weiteren Sinne der Verein SK König Plauen verbal angegriffen werden und darüber hinaus einige Tatsachen von euch völlig falsch dargestellt werden und uns damit in ein unsportliches Licht rücken.

Weiterhin sei gesagt, dass es sich in diesem Brief um meine persönliche Sicht der Dinge handelt, ich schreibe also ausdrücklich nicht im Namen des Vereins. Ich selbst war am Spieltag nicht involviert in die Ereignisse, sondern wollte gegen 13 Uhr als Plauener Fan im Spiellokal auftauchen und eine spannende Zeitnotphase erleben. Meine Informationen beziehe ich aus drei unabhängigen Gesprächen mit beteiligten Plauener Schachspielern. Zuerst eine sachliche Darstellung was passiert war:

 

Bereits Anfang Februar gab es durch Sfr. Götz (Mannschaftsleiter) bei Lok Leipzig eine Anfrage auf Verlegung des Spiels, da das Spiel in eine "schachfreie Zeit" fiel, in der einige der Beteiligten ihren Winterurlaub geplant hatten bzw. anderweitig verhindert waren. Sämtliche Ausweichtermine wurden abgelehnt und so beließ man es zähneknirschend beim 26. Februar.

Am Donnerstagabend vor dem Spiel meldete sich Sfr. Dorsch bei Andreas Götz und bat wegen ungünstiger Zugverbindung um eine Verlegung des Spiels auf 10 Uhr. Im Sinne der Fairness stimmte man auch dem zu.

Andreas Götz erhielt am Samstagvormittag einen weiteren Anruf von André Dorsch, dass die Leipziger den Zug verpasst hätten, der nächste würde anderthalb Stunden später in Plauen ankommen. Daraufhin meinte Andreas Götz, sie sollen trotzdem versuchen, nach Plauen zu kommen, jedoch würden 10:15 Uhr die Uhren gedrückt, was so auch geschah. Bis zur Deadline um 11:15 Uhr hätten die Leipziger also noch fast zweieinhalb Stunden Zeit gehabt, nach Plauen zu fahren.

Gegen 11:50 Uhr (!) trafen die Leipziger im Plauener Spiellokal ein und nach einigen Diskussionen wurde von beiden ML der Spielberichtsbogen mit einem kampflosen 6:0 für König Plauen unterschrieben.

 

Soweit die Tatsachen, an denen auch die Leipziger bis auf einige wenige Minuten nicht rütteln können. Zum Vergleich: Leipzig-Gohlis, die zwei Spieltage zuvor bei uns zu Gast waren, kamen mit sieben (!) Mann pünktlich um 9:00 Uhr im Plauener Spiellokal an – ebenfalls per Zug.

Bevor es konkret wird, möchte ich die Frage stellen, warum es nicht auch den Lok-Spielern möglich war, einen eheren Zug zu nehmen und damit von vorn herein allen Eventualitäten aus dem Weg zu gehen? Ist es zuviel verlangt, für ein Auswärtsspiel in der besten Jugendliga Sachsens einmal um 6 Uhr aufzustehen? König Plauen fährt jedes Jahr in den Sachsenligen mehrmals nach Leipzig und Dresden (jeweils knapp 200 Kilometer), manchmal sogar nach Hoyerswerda und hat noch nie eine Spielverlegung auf 10 Uhr beantragt.

 

Jetzt zu den Äußerungen in o.g. Gästebuch: Till Beyer schreibt im Ursprungsposting:

nachdem wir das spiel vor kurzem auf 10.30 uhr verlegt hatten, wollten 6 frohgemute und gut vorbereitete Lok Mitte-Spieler (Hermi, Maria, Albrecht, Judith, ich und Andi mehr oder weniger) um 8.27 nach Plauen aufbrechen.
leider gab es einige ungereimtheiten mit dem zug.
nachdem wir uns vergeblich um ein auto bemüht hatten, wollten wir mit dem zug 9.47 fahren, um 11.34 in Plauen anzukommen.

Erstens: Als Spielbeginn wurde 10:00 Uhr vereinbart und nicht 10:30 Uhr, da das wie Georg Heinze weiter oben schreibt gar nicht zulässig ist. Vor 10:15 Uhr hätten wir aus Fairnessgründen sicher nicht die Uhren in Gang gesetzt.

Zweitens: Was sind Ungereimtheiten mit dem Zug? Wir haben eine schriftliche Bestätigung der Deutschen Bahn, dass mit dem Zug alles in Ordnung war und er pünktlich um 10:05 Uhr in Plauen ankam. Es ist nicht erst seit heute so, dass man bei Zugreisen etwas eher auf dem Bahnhof ist. Wenn ihr aus welchen Gründen auch immer einen Zug verpasst, dann könnt ihr nicht uns dafür verantwortlich machen! Von 8:30 Uhr bis 11:15 Uhr sind es 2¾ Stunden. In dieser Zeit ist man von Plauen aus fast in Berlin. Wenn ihr dann kein Auto organisieren könnt, ist auch das nicht unsere Schuld.

Till Beyer schreibt weiter:

11.45 trafen wir im spiellokal von plauen ein, wo wir die gerade zusammenpackenden plauener vorfanden. ob dieser tatsache leicht verunsichert fragten wir nach, ob ein spiel noch möglich wäre aber...
"nein." war die schlichte antwort. ihre tschechischen profispieler müssten um eins den bus bekommen und sowieso kommt eine andere gruppe halb 2 in die räumlichkeiten (bei normalen partieverlauf wären wir ca. 15.00 fertig gewesen...).

Nach meinen Informationen war die Schule ab 15 Uhr (nicht 13:30 Uhr) durch eine Veranstaltung belegt, was kein Problem dargestellt hätte, wenn das Spiel wie geplant um 9 Uhr begonnen hätte. Abgesehen davon, dass wir gegen die WTO verstoßen hätten, wäre bei Spielbeginn um 12 Uhr mit einer Stunde Bedenkzeit weniger ein Kampf bis 16 Uhr möglich gewesen. Dabei ist es unerheblich, ob ein "tschechischer Profispieler", der gar keiner ist irgendeinen Bus erwischen muss, sondern erstens war die Schule dann belegt und zweitens hatten einige der Beteiligten noch andere Termine an diesem Nachmittag.

André Dorsch schreibt:

Der Zug kam 1 Stunde und 24 Minuten später als der geplante an. Von diesem Umstand wussten die Plauener, ich habe Herrn Andreas Götz dies am Telefon ausdrücklich erläutert. Anfänglich bekam ich da auch nur die Antwort "Die Uhren werden pünktlich angestellt!", doch jedoch ich irgendetwas genauer ausführen konnte wurde am anderen Ende als Ausdruck höchster Höflichkeit einfach aufgelegt (Sorry, aber von Erwachsenen kann man m.E. erwarten, dass sie sich zivilisiert unterhalten können...).

Zum Zeitpunkt des Anrufs befand sich Sfr. Götz gerade auf der Autobahn (wo telefonieren nun mal lebensmüde ist) und es ist fraglich, welcher ML in dieser Situation anders entschieden hätte. Im Folgenden ist André Dorsch zurecht darüber verägert, danach doch noch nach Plauen gefahren zu sein. Doch auch hier trifft uns keine Schuld, denn wer will sagen, was passiert wäre, wenn es am Telefon gehießen hätte: "Sorry, das ist uns zu spät, bleibt daheim." Andreas Götz sagte übrigens in der Annahme, die Leipziger könnten zwei Autos organisieren weiterhin: "Seht zu, wie ihr herkommt, wir drücken um 10:15 Uhr die Uhren."

Zum Posting von Martin Gaitzsch (TU Dresden) kann ich nichts sagen, da ich von diesem Telefonat nichts weiß. Sebastian Kripfganz (Turm Leipzig) weist auf eine Gegebenheit vom November 2002 hin, die ich ebenfalls nicht kommentieren kann. Dennoch scheint hier das gleiche wie oben zu gelten. Georg Heinze (SF Leipzig Südost) trifft mit einem sachlichen Posting den Kern der Sache: Es hat offenbar bei einem Telefonat ein Missverständnis gegeben, das leider nicht mehr zu revidieren ist, aber als Verursacher der Misere darf Plauen nicht herhalten.

 

Das Posting, das am meisten der Klarstellung bedarf ist das zweite von André Dorsch, in dem er sich mehrfach auf unsere Webseite (Meldung vom 26.2.) bezieht:

"Spielverlegung auf 10 Uhr" Aha? Mir neu... Ich sprach am Telefon mit Andreas Götz und meinte, dass ein für uns günstiger Zug erst 10.10 Uhr in Plauen ankommen würde (wohl derselbe wie aus dem Zitat von Sebastian Kripfganz) und fragte lediglich, ob da eine entsprechende Verlegung möglich wäre. Ob wir den Beginn konkret auf 10.30 Uhr festsetzten, oder m.E. praktischer lediglich vereinbarten, dass wir vom Bahnhof direkt zum Spiellokal laufen würden, bin ich mir jetzt nicht mehr ganz sicher. Woher jedenfalls die Information "um zehn" kommt, ist mir völlig unklar.

10 Uhr wurde als Spielbeginn vereinbart, weil alles spätere gegen die WTO verstößt. Weiterhin kommt der Zug 10:05 Uhr in Plauen an (das kann jeder bei der Fahrplanauskunft der DB kontrollieren) und wie bereits gesagt haben wir den Gastmannschaften bisher immer ein akademisches Viertel gegeben, sodass ein Start mit gleichen Bedenkzeiten kein Problem gewesen wäre.

"Man wird das Gefühl nicht los, dass hier ein Provinzclub nicht ernst genommen wird" Absoluter Obernonsens. Nicht ernst genommen wäre für mich, wenn wir angerufen und gesagt hätten, dass wir nicht kommen. Aber gerade weil wir trotzdem den nächsten Zug genommen haben (und alle mit weniger Zeit gespielt hätten), lieferten wir doch den besten Beweis, wie wichtig uns das Spiel war.

Dieser zitierte Satz, der aus meiner Feder stammt, ist nicht nur aus dem Zusammenhang gerissen, sondern auch noch völlig fehlinterpretiert. Wer es nicht weiß: Lok Leipzig gastierte zum dritten Mal in der SJL in Plauen. Im ersten Jahr traten die Leipziger nur mit vier Mann an (5:1 für Plauen) und im zweiten Jahr immerhin zu fünft (4:2 für Plauen). In der Saison 2002/03 gab es weiterhin ein kampfloses 6:0 gegen Gohlis II, sowie ein kampfloses Brett gegen DSC I. Ein Jahr später ließ Gohlis I ein Brett frei und DSC II stand in Dresden (!) vor einem verschlossenen Spiellokal (ebenfalls enorme Fahrtkosten für uns). Unter diesem Eindruck ließ ich mich zur obigen Vermutung hinreißen, da ein Auswärtsspiel in Plauen für viele Leipziger und Dresdner offenbar wirklich ein unschöner Ausflug ins provinziale Bergland ist. Nichts anderes hat André Dorsch selbst mit einer Randbemerkung im Plauener Spiellokal vermitteln wollen.

"mal abgesehen vom sicher nicht absichtlichen, aber dennoch unsportlichen Verhalten" Unsportlichkeit bedeutet für mich, sich absichtlich einen Vorteil mit unfairen Mitteln zu verschaffen. Von einem Vorteil auf unserer Seite sehe ich nichts. Und den Zug wollten wir ebenfalls nicht verfehlen, warum auch? Auf der Gegnerseite sehe ich jedoch immer noch keine stichhaltige Begründung für das Verhalten, da die genannten Termine für mich nicht nachvollziehbar erscheinen.

Unsportlich ist auch, zuerst eine Spielverlegung selbst abzulehnen, dann auf Kulanz bei der Anreise zu pochen und anschließend mit 2 Stunden 45 Minuten Verspätung zum offiziellen Starttermin noch ein Spiel zu fordern. Die logistischen Gründe, die dagegen sprachen sind oben bereits ausgeführt.

Später geht André Dorsch nochmals auf die Zugverbindungen ein. Ich betone ein letztes Mal, dass Leipziger Unfähigkeit bei der Reiseplanung nicht unser Fehler ist. Wir sind den Gästen um 75 Minuten entgegen gekommen, wurden um weitere 90 Minuten versetzt. Noch dazu gab es bei der Bahn an diesem Tag keine Verspätungen, die wir hätten tolerieren müssen. Die Sinnhaftigkeit einiger Zugverbindungen ist darüber hinaus irrelevant. Wenn es nun mal nur diese Möglichkeit gibt, wo man zweieinhalb Stunden Zug fährt, muss man sie eben nehmen, um pünktlich anzukommen. Dass dem Verein nun "Unkosten" entstanden sind von knapp 50 EUR, ist absolut lächerlich. Sowohl das Geld als auch die Zeit wären sowieso draufgegangen und sich jetzt für 8 Stunden sinnlose Reiserei bei Plauen zu beschweren ist doch einfach unsinnig.

 

Abschließend noch einen Kommentar zum Posting vom "zynischen Hermann" (Hermann Sontag, Lok Leipzig). Hermann stellt sich selbst bloß, denn André Dorsch beschreibt direkt vorher den Hergang des Unglücks. Der Leipziger ML kannte die früheren Verbindungen gar nicht (warum auch immer). Ein "Identitätsproblem", das uns Hermann Sontag unterstellt, kann ich beileibe nicht feststellen und ich muss über seine Aussage mindestens genauso schmunzeln wie er über meine. Desweiteren: "Rücksicht auf reisende Mannschaften" heißt mit Sicherheit nicht, ein Spiel um 12 anzufangen, das auf um 9 angesetzt war. Die geforderte Rücksicht haben wir walten lassen, als wir der Verlegung auf 10 Uhr zustimmten und die Uhren nochmal eine Viertelstunde später in Gang setzten.

Zum Thema "Semesterurlaub": Andere Mannschaften lassen das Brett dann eben frei oder stellen Strohmänner auf, um sich dann den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung gefallen zu lassen. Matthias Hörr wurde nicht "gezwungen", sondern er hat freiwillig seinen bereits gebuchten Urlaub storniert, um seine letzte Chance wahrzunehmen, mit einer Plauener Jugendmannschaft Sachsenmeister zu werden und an einer DVM teilzunehmen. Dass man sich in Leipzig nicht gerne ans Schachbrett zwingen lässt, haben wir in den vergangenen Jahren mehrfach gesehen.

Da einige Leipziger offenbar ein Problem mit Tomas Zeleny haben: Tomas ist mit Sicherheit kein Profispieler (dann hätte er nicht diesen mäßigen Score und würde an Brett 1 statt 2 spielen), sondern ein tschechischer Freund, der gern für unseren Verein spielen wollte, weil die Möglichkeiten in Liberec in der Art nun mal nicht vorhanden sind. Er nutzt dabei die Gelegenheit, seine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und einen interkulturellen Austausch mit Gleichaltrigen zu vollziehen. Ähnlich abfällige Bemerkungen haben wir uns vor nicht allzu langer Zeit über Romal Waesi und neuerdings auch über Sergej Lozovoy gefallen lassen müssen.

Zu guter letzt:

Hoffentlich wird Sachsen bei der DVM von einer sportlich vorzeigbaren Mannschaft vertreten!

Ist das Missgunst, die da als Unterton mitschwingt? Ich möchte daran erinnern, dass Plauen 2003 in Ditzingen mit einer potentiell schwächeren Mannschaft Fünfter wurde. Falls wir uns erneut qualifizieren sollten, werden wir versuchen, dieses Ergebnis zu bestätigen. Und mit welcher Mannschaft ist uns überlassen. Dass sich schon ganz andere sächsische Mannschaften bei DVMs lächerlich gemacht haben, ist nun langsam nicht mehr Thema dieses Briefes.

 

 

Warum diese lange Klarstellung notwendig war, bleibt mir verschlossen. Die Fakten liegen inzwischen klar und unstrittig auf der Hand und jeder kann sich sein eigenes Bild machen. Dass auf beiden Seiten Fehler passiert sind, wollen wir ja gar nicht abstreiten. Mein Kurzbericht auf der Plauener Homepage entsprach meinem damaligen Kenntnisstand und umfasst (das liegt in der Natur der Sache) eben nicht alle Facetten des Geschehenen. Ich lasse nur nicht zu, dass ihr euch jetzt in einer Opferrolle darstellt, die per se gar keine ist und die ihr wenn schon selbst zu verantworten habt. Denn es mehren sich die Gerüchte, dass ihr einfach die falschen Fahrscheine gekauft habt.

Für uns ist die Sache genauso unangenehm wie für euch, wie in meiner Meldung hoffentlich deutlich wurde. Fakt ist aber, dass euch eine pünktliche Anreise sowohl um neun als auch um zehn möglich gewesen wäre und ihr leider mit der Entscheidung leben müsst, um 11:45 Uhr kein Spiel mehr beginnen zu wollen. In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr unseren Standpunkt genauso versteht wie wir euren, aber es nun mal Regeln gibt, an die sich alle zu halten haben. Fehlende Kulanz kann man uns nun wirklich nicht mehr vorwerfen.

 

Falls eurerseits zu diesem offenen Brief abermals Stellung bezogen wird, würde ich euch bitten, mir das mitzuteilen. Wir alle sind gespannt, was Jens Schinkitz nun im Rundenbericht dazu schreiben wird.

 

Mit besten Schachgrüßen nach Leipzig,

Christian Hörr, 02.03.2005.

 

Copyright © 2001- 2024 by Christian Hörr
letzte Änderung: 05.12.2022