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1. LANDESKLASSE St. B – Saison 2008/2009
 

Lok Leipzig und kein Ende
Richtigstellungen zum "Spitzenspiel" der 5. Runde

Nachdem die II. Mannschaft des SK König Plauen nun schon im vierten Jahr versucht, den Wiederaufstieg von der 1. Landesklasse in die Sachsenliga zu schaffen, scheint es dieses Mal recht gut auszusehen. Dem harten Auftaktsieg gegen Turm Leipzig folgte ein deutlicher Erfolg gegen Leipzig-Südost sowie ein abermals knapper Sieg gegen Neu-Oelsnitz. Ausgerechnet mit dem kompromisslosen Auftritt im Lokalderby gegen den VSC Plauen eroberten die Könige mit der 4. Runde die Tabellenspitze, da Lok Leipzig (letzte Saison noch glücklicher Neunter) einen Punkt in Grimma liegen ließ. Nichtsdestotrotz schien es in Runde 5 zum augenscheinlich vorentscheidenden Spiel um den Aufstieg zu kommen. Dass und warum es nicht zum erhofften Krimi kam, soll im Folgenden geschildert werden und ist auch als Richtigstellung zu den z. T. sachlich falschen Aussagen im Leipziger Forum zu verstehen.

In der letzten Novemberwoche erreichte ML Etienne Engelhardt etwas überraschend eine Anfrage auf Spielverlegung. Zur Begründung wurde lediglich angeführt: "Gleich mehrere Spieler meiner Mannschaft werden an diesem Wochenende nicht in Leipzig sein, sodass wir erhebliche Besetzungsprobleme hätten." Schon hier könnte man die Diskussion über alles Weitere abbrechen, da eine Spielverlegung auf dieser Basis dazu führen würde, dass jede Mannschaft sich in Zukunft aussuchen könnte, wann und wo sie spielt. Die Spieltermine sind allen Vereinen seit Ende Juli bekannt und es bleibt genügend Zeit, sich darauf einzurichten. Insbesondere ein solch großer Verein wie Lok Mitte, der Mannschaften in der 2. Bundesliga und in der Oberliga hat, sollte in der Lage sein, den Ausfall von einigen Stammspielern zu kompensieren. Das Phänomen der Aufstellungsdynamik bei mehreren Teams ist ja nicht erst seit diesem Jahr bekannt. Sollten die Prioritäten für einzelne Spieler an Punktspielsonntagen allerdings woanders liegen, ist das Sache des jeweiligen Vereins und nicht des Gegners. Ein triftiger Grund wie fehlendes Spiellokal oder etwa ein Grippevirus lag offenbar nicht vor.

In Absprache mit den Teammitgliedern wurde von Sfr. Engelhardt eine Spielverlegung abgelehnt. Nicht etwa, wie von Leipziger Seite behauptet wird, aus mangelnder Fairness sondern aus dem einfachen Grund, dass unsere Spieler Wege von z. T. mehreren 100 km in Kauf nehmen, um für ihren Heimatverein spielen zu können und diese Reisen langfristig geplant werden müssen. Aber auch Staffel- und Landesspielleiter Jürgen Rudolph sah die Sache ähnlich und stimmte nach Einschätzung der vorgebrachten Argumente einer Spielverlegung nicht zu (WTO §2.9 Abs. 2). Nach einem weiteren Protest aus Leipzig wurde sogar der Landesspielausschuss befragt (was laut WTO gar nicht vorgesehen ist), der seinerseits die Entscheidung des Staffelleiter völlig folgerichtig bestätigte. Der Wettkampf musste also wie angesetzt am 14.12. in Leipzig stattfinden.

Mit zwei Ersatzspielern, die im Spiel der III. Mannschaft gegen Cranzahl bitter vermisst wurden, kamen die Plauener pünktlich im Leipziger Lokschuppen an. Dort warteten nicht mehr als drei (!!) Leipziger Spieler auf die Gäste, weshalb der Wettkampf laut WTO (§2.10) gar nicht hätte begonnen werden dürfen (regulär ein kampfloses 8:0). Mit einiger Verspätung kam mit Till Beyer schließlich der vierte Spieler und nach drei Remisen und dem Sieg von Andreas Götz (jetzt 5 aus 5, alle mit Schwarz) endete das vermeintliche Spitzenspiel mit 6½:1½ für Plauen. Zum Tabellenzweiten Lok Leipzig hat man nun schon drei Punkte Vorsprung – die Chancen für den Aufstieg standen noch nie so gut.

 

Eigentlich wäre damit die Sache trotz eines fahlen Beigeschmacks erledigt gewesen. Da im öffentlichen Leipziger Forum aber erneut Unwahrheiten verbreitet werden, Vorwürfe der Unsportlichkeit in unsere Richtung erfolgen und sich einige Aussagen von Hermann Sonntag im Nachhinein sogar als Lügen herausstellen, sehen wir uns zur Wahrung unseres Ansehens gezwungen, auf die Unterstellungen zu reagieren.

Zunächst eine Bemerkung zur Vorgeschichte: Bereits im Februar 2005 hatte es einen ähnlichen Vorfall in der Sachsenliga U20 gegeben, wo wir unter ähnlichen Umständen zunächst eine Spielverlegung beantragt hatten, diese aber ebenfalls ohne Angabe von Gründen von Lok Leipzig abgelehnt wurde. Zum fraglichen Termin hatten wir dennoch eine volle und konkurrenzfähige Mannschaft beisammen, da es um nicht weniger als die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft ging und der geplante Urlaub kurzerhand gecancelt wurde. In der Kurzfassung: Die Leipziger erreichten das Spiellokal erst um 11:45 Uhr, das Spiel ging kampflos 6:0 an Plauen. Genaueres im Offenen Brief vom 2. März 2005.

 

Das arrogante Auftreten des Leipziger Mannschaftsleiters Hermann Sonntag damals wie heute lässt sich nur mit einem Anspruchsdenken gepaart mit offensichtlicher Unkenntnis der für alle gleichermaßen geltenden WTO erklären. Im Punkt 2.9 ist das Problem von Spielverlegungen eindeutig und unmissverständlich geregelt. Ein Antrag impliziert dabei auch die Möglichkeit der Ablehnung. Woraus der Anspruch ableitetet wird, dass es nach einem Antrag zu einer Spielverlegung kommen muss, bleibt das Geheimnis von Hermann Sonntag. Immerhin wurde richtig erkannt, dass "fehlende Spieler" keinen ausreichenden Verlegungsgrund darstellen – insbesondere wenn für deren Abwesenheit noch nicht mal ein Grund angeführt wird. Um wieviele Spieler es sich dabei handelte, scheint Hermann Sonntag selbst nicht klar gewesen zu sein. Die Angaben variieren dabei von "gleich mehrere" über "schlicht die halbe Mannschaft" bis hin zu "beträchtlicher Teil". Später heißt es, der "ursprüngliche" Spielermangel habe sich gar "verdoppelt". Zählt man eins und eins zusammen, findet man schnell heraus, wie die Personallage in Leipzig tatsächlich war. Zwei Stammspieler spielten in der III. Mannschaft, vier weitere eine Stunde später im selben Raum in der Oberliga gegen Löberitz. Hier wurden wir also bereits beim Antrag der Spielverlegung vorsätzlich belogen. Dem Staffelleiter dabei noch Parteilichkeit zu unterstellen (obwohl dieser selbst Leipziger ist!), ist eine Anmaßung und Frechheit zugleich. Wie wenig die WTO in Leipzig offenbar wert ist, sieht man, wenn behauptet wird, dass die vom Staffelleiter getroffenen Entscheidungen 2005 wie 2008 angeblich "jedem intuitiven Verständnis von Gerechtigkeit widersprechen".

Auch wir müssen regelmäßig Ausfälle in höheren Mannschaften verkraften und nehmen dafür auch schmerzhafte Niederlagen in Kauf. Da bereits eingesetzte Spieler in einem Nachholespiel ohnehin nicht mehr aufgestellt werden dürfen, hätte eine Verlegung weder uns noch den Leipzigern genützt. Unerwähnt bleibt natürlich auch, dass Bundes- und Oberligavereine Vorteile an Spieltagen haben, die nicht zusammenfallen. So konnten Olaf Dobierzin, Hermann Sonntag und Dirk Gerhardt in der 1. Runde sowohl in der Oberliga gegen Halle als auch in der Landesklasse gegen Gohlis III mitspielen. Bezeichnend, dass die letzteren beiden beim 5:3 hier die einzigen Siege eingefahren hatten.

So sehr wir das Dilemma von Lok Leipzig III an diesem Wochenende auch bedauern, für die personelle Situation unserer Gegner tragen wir nicht die Verantwortung. Auch wir hätten uns einen Kampf an acht Brettern gewünscht, aber selbst im Nachhinein bleibt unklar, wie dieser hätte zustande kommen sollen. Wer jedoch dem eigenen Verein zuliebe eine komplette Mannschaft aufgibt, nur um dann reflexartig nach Unsportlichkeit zu rufen, der wildert im Garten der Gerechtigkeit. Es reicht schon, dass die Gastmannschaft düpiert wird, indem vier Spieler ihren Sonntag mit vier Stunden Nichtstun und vier weiteren mit Autofahrt verbracht haben. Dass nun aber andere Vereine nach Wettbewerbsverzerrung rufen werden, ist nicht unsere Schuld.

Alles wäre nur halb so schlimm, wenn sich die Verantwortlichen bei Lok Leipzig nicht jedes Mal polemisch, anmaßend und selbstherrlich in öffentlichen Beleidigungen ihrer Gegner ergehen würden, die für die eigene Unfähigkeit nicht das Geringste können. Gerade im Schach sollte es möglich sein, trotz heftiger Emotionen irgendwann in die Vernunftskategorie zurückzukehren. In dieser Hoffnung freuen wir uns auf die nächsten Wettkämpfe – ohne Zwischenfälle.

 

chö
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letzte Änderung: 05.12.2022