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Nachdenken über Helge Schneider?
Zum zweiten Mal hat Jörg Seidel, in Oxford lebender
Wahl-Engländer aus dem Vogtland, ein Buch geschrieben,
das sich dem Werk des Mülheimer Entertainers Helge
Schneider aus philosophischen Blickwinkel nähert.
Doch im Gegensatz zu "Ondologie Fanomenologie Kynethik"
(Verlag DIE BLAUE EULE, Essen 1999), das sich vor allem
an Fachphilosophen richtete und dort auch Anerkennung
fand, ist sein neuerliches Werk "Guten Tach! Helge
Schneider und die Philosophie" für das breite
Publikum - den philosophischen Laien also, gedacht.
Angesprochen wird dabei nicht nur (aber auch!) der Helge-Fan.
Helge Schneider - an fast keiner Person des öffentlichen
Lebens in Deutschland scheiden sich so sehr die Geister
- man mag ihn oder man hasst ihn, ein Dazwischen gibt
es nicht. Seine Gegner werfen ihm und seiner Kunst die
totale Sinnlosigkeit vor, und genau hier setzt Jörg
Seidels Buch an, geht wissenschaftlich an die Beantwortung
der Frage, ob ein Nachdenken über Helge Schneider
sich lohnt, oder vielleicht sogar notwendig ist. Dabei
ist dieses zweite Buch prägnanter, aktueller und
auch preisgünstiger als das erste und - trotz seines
hohen Anspruchs - für jedermann gut lesbar.
Der Text gliedert sich in drei Teile:
(1) Teil 1 ist Werk und Person gewidmet, als Grundlage
für das Buch werden künstlerische und biographische
Besonderheiten besprochen.
(2) Hier geht es um die philosophischen Inhalte. U.a.
wird die Nähe zum Kynismus und dessen Spielarten
festgestellt, die Verwandtschaft zu historischen, antiken
Vorbildern (Diogenes) dargelegt; wo er differiert, werden
moderne und postmoderne Verhältnisse kenntlich
gemacht. Geistige Väter dieses Abschnitts sind
zum Beispiel Peter Sloterdijk, Walter Benjamin und Michel
Foucault.
(3) Die philosophischen Strukturen werden anhand der
zeitgenössischen französischen Philosophie
aufgeschlossen (Derrida, Baudrillard, Eco, Lyotard vor
allem aber Gilles Deleuze).
Helge Schneiders Werk wird nicht interpretiert, denn
eine Interpretation stellt schon immer die peinliche
Frage, warum es eines Interpreten bedarf, um das Werk
zu "erklären", warum es nicht für
sich selbst spricht. Der Künstler wird als Anlass
benutzt, nachzudenken und das in einem Stil, der jedem
das "Eintreten" ermöglicht. Denn: Die
Thematik an sich ist viel zu ernst, als dass man sie
den Gelehrten überlassen dürfte. Überall
ist Sinn, auch da, wo gemeinhin nur Unsinn vermutet
wird - oder umgekehrt !?
Steffen Bandt
Jörg Seidel
Guten Tach!
Helge Schneider und die Philosophie
(Focus Verlag, Giessen 2002)
ISBN 3-88349-494-1
160 Seiten, 15,00 EUR
Das Buch ist bei uns zum Vorzugspreis
von EUR 10,00 inkl. Verpackung und Versand erhältlich.
Wenn Sie Interesse haben, wenden Sie sich bitte an Webmaster
Christian
Hörr oder an Jörg
Seidel selbst.
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