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Schach und Bond, James Bond
Zwei anfängliche Einschränkungen
werden notwendig sein, um Missverständnisse auszuschließen.
Wenn nachfolgend die legendäre Figur des James
Bond besprochen und hinsichtlich seiner Beziehungen
zum Schachspiel untersucht wird, dann meint das ausschließlich
den 007 Ian Flemings. Nicht in Betracht gezogen werden
– allein schon aus Gründen der Originalität
- die Filme, die, das soll nicht verheimlicht werden,
wesentlich für den phänomenalen Erfolg der
Bücher verantwortlich sind, und nicht in Betracht
gezogen werden die zahlreichen James-Bond-Bücher,
die nach Flemings Tod 1964 erschienen und ebenfalls
bemerkenswerte Erfolge feiern konnten. Bereits ein Jahr
darauf erschien Robert Markhams (Pseudonym für
Sir Kingsley Amis) "Colonel Sun" und seither
produzierten Autoren wie Raymond Benson, John Gardner,
Christopher Wood, John Vincent bis in die heutigen Tage
hinein Thriller unter dem James-Bond-Label. Einige davon
dienten als Filmvorlagen oder aber sind diesen nachempfunden
worden.
Der Verzicht auf die Filme mag einigen
Lesern schwerer fallen, nicht zuletzt weil weit mehr
Menschen (Bond) schauen als lesen, vor allem aber weil
die Figur Bonds unweigerlich mit der Person Sean Connerys
(oder Roger Moores und Pierce Brosnans) verbunden ist.
Connerys markantes Gesicht hat das Bild des englischen
Geheimagenten (wie auch das William von Baskervilles)
irreparabel beeinträchtigt. Um an den wirklichen
Bond heranzukommen, sollte zumindest versucht werden,
diese aufoktroyierten Bilder loszuwerden. Wiewohl die
Bond-Filme – wie übrigens auch "Der Name
der Rose" – einen eigenen kultur- und filmhistorischen
Wert besitzen, bleiben sie doch hinsichtlich der Tiefendimensionen
weit hinter ihren literarischen Vorlagen zurück
und sind im Falle Bonds ohnehin oftmals nur sehr vage
daran angelehnt.
Eingeschlossen in die nachfolgende Argumentation
wird hingegen Ian Fleming selbst, nicht nur, weil dessen
biographische Erfahrung oft sehr direkt in die Handlungen
einfloss. Vor allem repräsentiert er exemplarisch
einen Typus des modernen Menschen und nur als solcher
interessiert er hier [1]. Bei den zu besprechenden Werken
handelt es sich in chronologischer Reihenfolge um die
Bond-Romane:
- Casino Royale (nachfolgend abgekürzt: CR)
- Live and Let Die (Live)
- Moonraker (MR)
- Diamonds Are Forever (Diamonds)
- From Russia, With Love (Russia)
- Dr. No
- Goldfinger (GF)
- For Your Eyes Only (Eyes)
- Thunderball (TB)
- The Spy Who Loved Me (Spy)
- On Her Majesty`s Secret Service (Majesty)
- You Only Live Twice (Twice)
- The Man With The Golden Gun (Gun)
- Octopussy (And The Living Daylights)
Auf den ersten Blick mag ein Schachbezug
im Werke Flemings konstruiert erscheinen. Wesentlich
einfacher hätte man es, über Bond und das
Glücksspiel zu schreiben oder über Fleming
und Bridge und Golf. Tatsächlich begegnet uns in
Bond ein leidenschaftlicher Spieler im weitesten Sinne;
wir sehen ihn verschiedentlich im Casino, am Roulettetisch,
sehen ihn beim Gambling, Pokern, Baccara und Canasta
spielen oder beim Bridge, Blackjack, er wettet auf Pferde
oder spielt Golf zu unsinnig hohen Einsätzen usw.
Bond wird regelrecht als Spieler literarisch eingeführt;
noch bevor wir alles andere von ihm erfahren, seine
Spionagetätigkeit, die Lizenz zum Töten, den
Umgang mit Frauen, die Vorliebe für diverse Getränke
und Zigaretten und all das, wissen wir, dass er ein
leidenschaftlicher und erfahrener Spieler ist. All dies
packt Fleming in seine berühmten ersten Sätze:
"The scent and smoke and sweat of
a casino are nauseating at three in the morning. Then
the soul-erosion produced by high gambling – a
compost of greed and fear and nervous tension –
becomes unbearable and the senses awake and revolt from
it (CR, 7).
Mehr noch, "Casino Royal scheint
viel eher ein "Spiel-Buch denn ein Spionagethriller
zu sein. Mehr als die Hälfte des Bandes wird der
legendären Baccara-Partie mit Le Chiffre gewidmet,
allein 40 Seiten, ein Viertel, dem reinen Spiel, der
vielleicht berühmtesten Bondszene überhaupt.
Hierin liegt ohnehin Flemings schriftstellerische Stärke:
in der einzigartigen Beschreibung von Spielszenen (ausführlich
und berühmt sind außerdem die ebenfalls überportionierte
Golfpartie mit Goldfinger und das Kartenspiel mit Largo
in "Thunderball"). Wohl keinem Autor des Genres
ist es gelungen, Spannung und Ernst des Spiels –
meist um hohe Einsätze – derart überzeugend
darzustellen. Hier und nur hier, wächst Fleming
zur quasi-Proustschen Größe - auf seinem
Gebiet - heran. Man hätte es schließlich
auch in nur einen Satz bringen können:
"Bond has always been a gambler"
(CR, 47) und:
"Hes a very serious gambler" (CR, 71).
Diese berühmte Eingangsszene beruht
übrigens auf einem tatsächlichen Erlebnis
Flemings, der 1941 im Dienste der Naval Intelligence
Division, des britischen Marinegeheimdienstes, in Estoril/Portugal
(wo 1946 Aljechin starb) weilte und im dortigen Casino
auf die Idee kam, gegen drei Nazioffiziere zu spielen:
"Fleming whispered to Godfrey (seinem
Vorgesetzten), Just suppose these fellows were
German agents – what a coup it would be if we cleaned
them out entirely!" [2].
Realität und Fiktion sind im Spiel
freilich verschiedene Dinge und während Bond nach
anfänglichen Niederlagen und mit rettender Finanzspritze
des CIA im letzten Spiel gegen Le Chiffre alles gewinnt,
spielte Fleming "ein langes und erfolgloses Spiel,
solange bis er pleite war" (132) [3].
Das tat seiner Spielleidenschaft keinen Abbruch; Fleming
galt ein Leben lang als leidenschaftlicher Spieler und
Sportler, dem es vor allem Golf und Bridge, aber auch
Backgammon, Charade, Blackjack, Roulette und andere
Glücks- und Casinospiele angetan hatten. Seine
Leidenschaft für Bridge war so enorm, dass einer
seiner Biographen schreiben konnte: "
his
social life largely centred around the game of bridge" [4]
(er spielte regelmäßig z.B. mit Somerset
Maugham), und die für Golf war so groß, dass
er es selbst nach seinem schweren Herzinfarkt und gegen
den Rat der Ärzte nicht aufgab:
"At golf and at cards Fleming
liked to concentrate on the game and was impatient
with anyone who talked about trivialities not concerned
with the game they were playing. This abruptness sometimes
showed itself to a stranger, who didn't take the round
or the hand so seriously, and the old label of unsociability
was hung on Fleming again [5].
Dabei, so wird berichtet, war sein Spiel
keineswegs hervorragend; trotzdem er jede Menge Zeit
in Bridge und Golf investierte, brachte er es nie zur
Meisterschaft. Worin also liegen Motiv und Grund für
Flemings Spielwut und gleichzeitig Mediokrität?
Im Ziel des Spielens, im "excitement". Fleming
spielte für den "Kick", er liebte Gefahr,
die zugleich keine zu große sein durfte, er liebte
das Risiko vor gesichertem Hintergrund und diese einzigartige
Kombination bietet nur eines: das Spiel!
"His bridge", sagte einer seiner
langjährigen Spielpartner, "was erratic and
unconventional. He played well but he would always take
too many risks to be a really reliable partner. He was
not a sophisticated player of either game.
Sein Biograph schließt daraus:
"What he wanted was simple schoolboy
excitement [6].
Lycett schloss sich dem Urteil an:
"Ian was not a natural gambler –
most stories tell of him playing for lowish stakes
– but he liked the excitement of the green baize
gaming room and he was fascinated by the precision
and cool intelligence
[7]
Aber er liebte auch die archaische Auseinandersetzung
"Mann gegen Mann" –
"Team games held little fascination
for Ian" [8] –
oder die oft schmerzhafte Selbstüberwindung
(berühmt-berüchtigt sind die ausgiebigen Folterszenen
in vielen Titeln). Man kann schon an diesem frühem
Punkt konstatieren: Was Bond liebt, wurde zuvor von
Fleming geliebt.
Schach allerdings spielte auf dieser
primären Ebene im Leben Flemings offensichtlich
überhaupt keine Rolle!
Und ähnlich verhält es sich
mit Flemings literarischer Kreation: Bond ist, wie wir
bereits sahen, ein Spieler durch und durch und es gibt
kein einziges Buch, in dem keine Spielszene enthalten
wäre. Gelegentlich bekennt sich Bond selbst zu
seiner Schwäche:
"
he was always interested
in anything to do with cards"(GF, 20).
Allerdings kennt auch diese Liebe eine
Grenze, die des Alltags, der auf Bond immer abschreckend
und lähmend wirkt. Als ihm die schöne Miss
Goodnight verführerisch das paradiesische Leben [9]
an ihrer Seite verspricht –
"And James, its not far from
the Liguanea Club and you can go there and play bridge,
and golf when you get better. Therell be plenty
of people for you to talk to. And then of course I can
cook and sew buttons on for you and so on. (190)
- da lehnt er ab, denn mehr als jedes
Spiel braucht der Typus Bond die Abwechslung des
Spiels. Das gerade macht ihn zum modernen Menschen.
Bond ist übrigens nicht immer der
tadellose Spieler, der er auf den ersten Blick zu sein
scheint. Er ist durchaus bereit zu betrügen, wenn
er selbst betrogen wird. Goldfinger wird gleich zweimal
sein Opfer, sowohl beim Canasta mit Du Pont als auch
bei der legendären Golfpartie:
"If it needed one cheat by Bond
to rectify the score-sheet that was only poetic justice.
And besides, there was more to this than a game of golf"
(90).
Auch weiß Bond sehr wohl psychologische
Tricks zu nutzen; sein Spielverhalten ist meist auf
den Gegner orientiert, diesen zu entnerven. Ein ganz
wesentlicher physischer Vorteil ist ihm dabei behilflich,
und natürlich auch im Ernstfall:
"But in Bonds case, Goldfinger
could not have known that high tension was Bonds
natural way of life and that pressure and danger relaxed
him" (94) [10].
Mit einer einzigen Ausnahme wird man
das Schachspiel als Spiel vergebens suchen, zumindest
auf der ersten Handlungsebene und man kann James Bond
nirgendwo Schach spielen sehen. Es bedarf eines tieferen
Zugangs um die Bedeutung des Schachspiels ausfindig
zu machen. Dann wird man es auf mindestens drei Ebenen
wahrnehmen, mit jeweils unterschiedlicher Signifikanz:
- Verwendung des Schachvokabulars oder
der Schachgeschichte
- Verwendung der Schachmetaphorik; Schach als Charakteristikum
- "die als Partie verstandene Handlung" [11]
Dies alles läuft auf einer vierten,
einer Metaebene zusammen.
1. Verwendung des Schachvokabulars
oder der Schachgeschichte
Das wohl am häufigsten verwendete
Wort aus dem Spielvokabular ist "gamble" und
erst mit gewissem Abstand folgt "gambit".
Ein Gambit im Schachkontext ist gekennzeichnet durch
einen Zug (meist in der Eröffnung), der ein (zwischenzeitlich)
materielles Opfer zugunsten anderer Vorteile (Zeit,
Angriff, Position, Öffnung des Spiels etc.) anbietet
und in der Regel zu verschärftem Spiel mit erhöhtem
Risiko führt. Die englische Sprache nutzt den Begriff
in weiterem Sinne auch als einen anfänglichen Zug
in anderen Situationen, insbesondere dann, wenn er ein
Element der Trickserei enthält.
In "For Your Eyes Only" spricht
Fleming von einem Gambit, als die letzte Partei eines
konspirativen Treffens von Gangstern erscheint: "
and
the gambit was complete" (117). Gambit umschreibt
hier die Ausgangssituation allgemein. Der indirekte
Schachbezug wird trotzdem aus den vorherigen Zeilen
deutlich:
"Phase by phase, in a series of
minute moves, an exercise that had long been perfected
was then smoothly put into effect. The man near the
caisse munched his spaghetti and critically observed
each step in the operation as if it had been a fast
game of chess".
In "From Russia, With Love
analysiert Bond, der soeben in Istanbul ankam und in
einem Hotel ein Zimmer mietete, welches vom Personal
unter scheinheiligen Gründen gewechselt wurde,
ob dies ein Eröffnungszug der Gegenseite sein könnte:
"The game, whatever it was, had
to be played out. If the change of rooms had been the
opening gambit, so much the better. The game had to
begin somewhere (109).
Der Gambitbegriff wird hier durchaus
im strengen Schachsinne verwandt, denn die Gegnerseite
opfert durch den (Um)Zug ihre Tarnung, um einen anderen
Vorteil zu erringen, in diesem Falle die Beobachtbarkeit
des englischen Superspions, da es sich bei dem großen
Spiegel in der neuen Suite um einen Einwegspiegel handelt.
"On Her Majesty`s Secret Service"
kennt sogar als Überschrift das "Gambit of
shame", in dem Bond nach clever gespielter Gewinnserie
im Casino der geheimnisvollen und offensichtlich verzweifelten
Frau aus der Patsche hilft, die mehr setzte als sie
besaß, verliert und nicht bezahlen kann. Es ist
dieselbe Frau, welche Bond anfänglich mit dem Wagen
überholte und die der Held später heiraten
wird: "The gambit – der Eröffnungszug
der Bekanntschaft – succeded" (34). Von Beginn
an war klar, dass die beiden Protagonisten zueinander
finden mussten; Gambit heißt hier also auch: Schicksal!
Vivien Michel, die Ich-Erzählerin
in der vollkommen untypischen Story "The Spy Who
Loved Me" – offensichtlich Flemings vergeblicher
Versuch aus den Zwängen Bonds zu entkommen –
beschreibt das Arrangement ihrer Abtreibung als Gambit
und meint damit die geheime und rechtswidrige Aktion
und deren Planung: "
the gambit had been thought
out beforehand" (65). Man kann den Begriff hier
auch mit "Plot" übersetzen.
Schließlich, damit soll die Reihe
der Beispiele beendet werden, wird in "The Man
With The Golden Gun" ein erweiterter Gambitbegriff
eingeführt, der bereits auf die zweite Ebene verweist.
Scaramanga und andere Bösewichter diskutieren im
Beisein Bonds den teuflischen Plan, die jamaikanische
Zuckerernte zu vernichten, um von interessierter Seite
bezahlt zu werden: "For my money, the most interested
party for such a gambit would be Soviet Russia"
(104).
Ähnlich ambivalent werden andere
Schachbegriffe genutzt, wie "Stalemate" (Eyes,81:
Bond gibt während einer Schießerei seine
geschützte Stellung auf, um die professionellen
Killer endlich zur Strecke zu bringen), "counter
move" (Spy, 90: Vivien denkt darüber nach,
wie sie ihren beiden Peinigern entkommen könnte)
oder "move" (116), end game ("Now there
was unfinished business. The cards had only been reshuffled.
The end game had still to be played, Gun 156)
und "drawn game" (Twice, 117: Bond berichtet,
wie er zum ersten mal Blofeld begegnet und ihm wird
instinktiv und antizipierend klar: "When I saw
this mans face, it was as if someone had walked
over my grave
It will not be a drawn game").
Dies alles sind nur Indizien, da diese
Begriffe sehr wohl losgelöst vom eigentlichen Schachspiel
oder Spiel generell verwendbar sind. Deutlicher liegt
der Fall in Bonds einziger Referenz auf die Schachgeschichte!
In "Moonraker" sieht man Bond erneut beim
Kartenspiel mit seinem späteren megalomanischen
Widersacher, mit Drax. Während der Vorbereitung
auf das prestigeträchtige Duell werden Bond einige
Mitspieler vorgestellt, unter ihnen Duff Sutherland
als ein "absolute Killer
Nice chap. Wonderful
card manners. Used to play chess for England" (42).
Es kommt zum bekannten Showdown, hohe Einsätze,
alles hängt davon ab, welche Karte Bond nun legen
wird und vor allem, wie!:
"Morphy, the great chess player,
had a terrible habit. He would never raise his eyes
from the game until he knew his opponent could not
escape defeat. Then he would slowly lift his great
head and gaze curiously at the man across the board.
His opponent would feel the gaze and would slowly,
humbly raise his eyes to meet Morphys. At the
moment he would know that it was no good continuing
the game. The eyes of Morphy said so. There was nothing
left but surrender.
Now, like Morphy, Bond lifted his head
and looked straight into Draxs eyes. Then he
slowly drew out the queen of diamonds and placed it
on the table.
Then he spoke. Thats
all, Drax, he said quietly, and sat slowly back
in his chair (56).
Dies ist, was die Person Bonds betrifft,
der einzige und direkte Bezug zum Schach! Man wird ihn
nie spielen sehen. Weshalb das so ist und sein muss,
wird zu zeigen sein. Eines zumindest scheint die Szene
zu belegen: sowohl Fleming als auch Bond war das Schach
und Teile seiner Geschichte bekannt.
2. Verwendung der Schachmetaphorik;
Schach als Charakteristikum
Die Verwendung des Spielvokabulars im
allgemeinen und des Schachvokabulars im besonderen ist
nun nicht auf eine sprachliche Armut Flemings zurückzuführen,
auch wenn man seine Bücher aus bestimmten literaturästhetischem-
und wissenschaftlichem Winkel als ärmlich bezeichnen
kann, als "funktional wie ein billiges Serienmöbel",
als Prosa, die über "das Niveau von Werbeanzeigen"
[12] nicht hinauskommt,
sondern hat Methode, ganz gleich, ob dies nun bewusst
oder unbewusst eingesetzt wurde. Der formalen Sprache
des Spielers entspricht nämlich das Denken des
Spielers Bond-Fleming (Fleming als Autor) und sprengt
damit den Rahmen der Liebe zum Spiel. Dieses Denken
strebt an, komplexe Situationen in Spielstrukturen aufzulösen,
natürlich mit dem Ziel, besagte Situation spielend
und spielerisch zu bewältigen. Die Bond-Stories
bieten nun zahlreiche Beispiele dieses Denkens von denen
hier lediglich einige schachmetaphorische angeführt
werden sollen. Der mögliche Ausgangsgedanke ist
dabei die Unterstellung, dass Verhalten im Spiel, im
Schach, charakterisiert, eine fixe Idee übrigens,
die in der Schachwelt fest verankert ist, ohne je bewiesen
worden zu sein. Zeige mir, wie du spielst und ich sage
dir, wer du bist. Im Falle Bonds auch: Zeige mir, was
du spielst
Bereits am Beispiel Duff Sutherlands
hatten wir die charakterisierende Kraft des Schachs
gesehen, wobei es sich um einen seltenen Fall der positiven
Charakterisierung handelt. Mit welch einfachen Schlussfolgerungen
Bond spielt, zeigt seine Einschätzung Goldfingers,
den er soeben beim Betrug während des Canastaspiels
ertappte:
"If Goldfinger cheated at cards,
although he didnt need the money, it was certain
that he had also made himself rich by cheating or sharp
practice on a much bigger scale" (24).
Und natürlich findet Bond diese
scharfsinnige Konklusion später bestätigt.
Gewöhnlich dient das Schachspiel
zur Kennzeichnung einer andern "Spezies",
derjenigen, die zu Bonds Glanzzeiten das Schach weltweit
beherrschte: "die Russen". Es gehört
zum reichen Repertoire von Klischees, die Fleming oft
den Vorwurf des "Rassismus" und der "Diskriminierung
von Minderheiten" einbrachten. Opfer dieser inhärenten
Minderwertigkeitstheorie sind u.a. die Bulgaren und
andere Balkanvölker, die Koreaner, die "Neger",
die Slawen, die Deutschen, die Italiener, die Juden,
die Türken, die Homosexuellen, die Frauen usw.
Flemings Bösewichter sind meist Mischlinge, in
irgendeiner Form behindert, kleinwüchsig oder mit
physischen Abnormalitäten (ohne Ohrläppchen,
mit dritter Brustwarze, Prothesen u.ä.), sie haben
einen feuchten Händedruck, könnten eine Dusche
vertragen etc. oder aber – spielen Schach! Dieses
freilich bleibt ausschließlich den eiskalten Russen
vorbehalten, als ein nationaler Stereotyp. Man könnte
darin auch eine distanzierte Form von Anerkennung sehen,
eine Form der Ernstnahme des Gegners, der zwar die hohe
Schule des Spiels, des Spiels mit der Freiheit und dem
Glück nicht beherrscht, aber doch immerhin zum
engeren Kreis zählt. In "Diamonds Are Forever"
beobachtet Bond zwei ihm fremde Männer mit dem
Fernglas, die er nun zu kategorisieren und abzuschätzen
versucht:
"What did these people amount to?
Bond remembered cold, dedicated, chess-playing Russians;
brilliant, neurotic Germans; silent, deadly, anonymous
men from Central Europe
" (82).
Die alten PAN-Klassiker machten Bond berühmt
Ähnlich glaubt Kerim in ("From
Russia, With Love), der türkische hünenhafte
Freund aus Istanbul während seiner letzten Reise
im "Orient Express" und im Gespräch mit
Bond, der trügerischen Ruhe nicht trauen zu können
und begründet dies:
"These Russians are great chess
players. When they wish to execute a plot, they execute
it brilliantly. The game is planned minutely, the gambits
of the enemy are provided for. They are foreseen and
countered (168).
Der eigentliche Angriff steht also noch
bevor und Kassandra Kerim wird das erste Opfer sein.
Tatsächlich ist der "mastermind" des
teuflischen Plans, in dem Bond spektakulär und
zugleich ehrabschneidend und propagandawirksam exekutiert
werden soll, ein russischer Schachgroßmeister.
Die Idee dieses Bezugs Schach-Kaltblütigkeit-Berechnend-Russe
schien Fleming äußerst attraktiv und einleuchtend
zu sein. Noch im Nachlass fand man den Beginn einer
Kurzgeschichte, in der Bonds Gesprächspartner noch
einmal dieselben Töne anschlägt:
"The Russians are chess players.
They are mathematicians. Cold machines. But they are
also mad. The mad ones forsake the chess and the mathematicians
and become gamblers" [13].
Hier verrät sich ein weiterer und
offensichtlicher Bezug: Schachspieler/Russen sind nicht
nur kalt, gefühllos, berechnend, sondern gambler
(Typus Bond) sind nichts anderes als verrückte
Schachspieler. Wie oft verweist Fleming auf die
kalten Augen Bonds? Aber nirgendwo sonst macht er diesen
feinen Unterschied deutlicher. Tatsächlich, so
scheint er sagen zu wollen, ist Bond keinen Deut besser
als die Russen, er steht lediglich auf der richtigen
Seite und hat die Freiheit zur Verrücktheit; doch
ist diese nicht selbstverdient. In denjenigen Momenten,
in denen sich Bond dieser Freiheit bewusst wird, begreift
er auch die Verrücktheit und damit die Zufälligkeit
seiner Position. In diesen Momenten zweifelt er aufrichtig
an seiner Mission, ja er ist sogar bereit unter umgekehrtem
Vorzeichen – freilich nach einer Gehirnwäsche
durch die Russen -, M, die Vaterfigur zu töten
(Gun). Unter "normalen Umständen" jedoch
gerät er in eine Identifikationskrise, die gewöhnlich
dann eintritt, wenn er nichts zu tun hat, in spielfreien
Zeiten also, oder aber anonyme und geschichtslose Killeraufträge
ausführen muss, die ihm den Kontakt zum Opfer verwehren
(Überhaupt muss Bond seine Gegner persönlich
kennen und hassen gelernt haben, bevor er sie ruhigen
Gewissens auslöschen kann, und auch dieses Zögern
begreift er als Bestandteil des Spiels: statt Scaramanga
auftragsgemäß und unspektakulär zu töten
und die gute Gelegenheit zu nutzen, tritt er in dessen
Dienste ein und verursacht damit den Tod mehrer Menschen
sowie die eigenen Qualen:
"Well, clearly, he must make the
gamble. In so many respects it was a chance in a million"
(Gun 76);
so etwa nach der Erschießung eines
ihm unbekannten Mexikaners (GF 7f.) und während
der Exekution eines russischen Scharfschützen (Octopussy
93) oder nachdem der große und würdige Gegner
ausgeschaltet wurde; das berühmte "Loch"
nach getaner Arbeit. Diese Krisen sind wesentlicher
Bestandteil der Bondschen Persönlichkeit. Sie begegnen
uns schon in "Casino Royal", wo er für
einen kurzen Moment sich tatsächlich verrückt
glaubt: "Ive been thinking about these things
and Im wondering whose side I ought to be on"
(144). Die Unsicherheiten lassen sich am besten aus
der Spielauffassung erklären, denn dort, wo Identitäten
spielerisch, wie Weiß und Schwarz, gewechselt
werden können, fällt es schwer, im anderen
nur den Feind zu sehen, der an sich böse sei. Man
kann den anderen nicht dafür verdammen, dass das
Schicksal ihm die schwarzen Steine in die Hand gab.
Um so mehr, wenn man weiß, dass auch die Gegenseite
alles nur als Spiel begreift, wie es exemplarisch der
russische General G. ausdrückt:
"The Intelligence services would
also have to pull their weight in this great game that
was being played on their behalf" (Russia 32).
Bond steht dem nicht nach. Für ihn
und die seinen stellt sich das politische Geschäft
als Spiel, oft als Schachspiel dar, indem er lediglich
die Rolle eines Bauern gibt. So begegnen dem Leser immer
wieder Schach- und Spielmetaphoriken, wenn es um große
oder kleine Politik geht. Miss Goodnight etwa erklärt
dem soeben in Jamaika eingetroffenen Helden in "The
Man With The Golden Gun" in groben Zügen die
Lage im internationalen Zuckergeschäft:
"Apparently theres a tremendous
chess game going on all over the world in sugar
"
(55).
In "For Your Eyes Only" wird
Bond nachdenklich darüber, wie wenig er doch von
den großen politischen Zusammenhängen weiß,
in die er nachhaltig eingreift:
"And yet, Bond had reflected that
evening, how many small dramas such as the affair of
the Castro rebels must the Governor have witnessed or
even privy to! How much he would know about the chequerboard
of the small-power politics
(87).
Und wenn es nicht Schach ist, unter dessen
Regeln sich die Komplexität subsumieren lässt,
dann eben ein anderes Spiel: "
America, Russia
and China. That was the big poker game and no other
country had either the chips or the cards to come into
it" (Eyes 179). Ähnlich in "Dr. No,
als dieser Bond mitteilt:
"Perhaps Communist China will pay
more. Who knows? I already have my feelers out.",
und Bond sich folgende Gedanken macht:
"Bond lifted his eyes. He looked
thoughtfully at Doctor No. So he had been right. There
had been more, much more, in all this than
met the eye. This was a big game, a game that explained
everything, a game that was certainly, in the international
espionage market, well worth the candle. Well, well!
Now the pieces in the puzzle fell firmly into place
(144).
Deutlich jedenfalls wird, dass das, was
Bond nicht versteht und verstehen kann, vereinfachend
in Spielsituationen und schachbrettartige Muster übersetzt
wird.
Aber die Spiel- und Schachmetaphorik
muss größere Ausdehnungen ertragen. Sie umfasst
die Geheimdienstarbeit selbst. Bond persönlich
bringt alles auf einen Nenner, wenn er Vivien in "The
Spy Who Loved Me" im Oberlehrerton die Erklärung
gibt:
"Do you understand? Its
nothing but a complicated game, really. But then sos
international politics, diplomacy – all the trappings
of nationalism and the power complex that goes on
between countries. Nobody will stop playing the game.
Its like the hunting instinct (118).
Es ist wert darauf hinzuweisen, dass
Bond an dieser Stelle versucht, den schicksalhaften
Charakter des Spiels zu unterstreichen. Als 007 in ruhiger
Mission auf einer Auktion nur durch genaue Beobachtung
den russischen Doppelagenten aufspürt, kann der
Erzähler das Resultat genüsslich in folgendem
Bilde resümieren:
"In the grim chess game that is
secret service work, the Russians would have lost a
queen. It would have been a very satisfactory visit
to the auction rooms" (Octopussy 88).
Teilbereiche der eigenen Arbeit, und
mögen sie noch so unangenehm sein, werden ebenfalls
in den metaphorischen Rahmen gepresst. Sogar als sein
Kollege und Freund Campbell grausam gefoltert wird und
Bond jeden Moment damit rechnen muss, von Blofeld enttarnt
zu werden, kalkuliert der nervenstarke Spieler: "
if
he is a tough man spiritually, can keep the game
alive for hours by minor admissions
(Majesty
145). Sollte sich in den überraschenden Anführungsstrichen
die Sorge um die Unangebrachtheit des Terminus auf die
Situation aussprechen?
Nach all dem kann es schließlich
nicht wundern, wenn andere in Bond den Typus des Schachspielers
konfiguriert sehen, eine Wahrnehmung, die er schwerlich
als Kompliment verstehen kann. Daher kann der Lapsus
auch nur Michel Vivien passieren, für die Bond
eine plötzliche und rettende Erscheinung ist, die
so schnell verschwindet, wie sie überraschend auftauchte,
und die nichts Wirkliches von ihm weiß:
"But this James Bond didnt
seem worried. He just seemed to be weighing them up,
like a chess player. There was a certitude of power,
of superiority, in his eyes that worried me (Spy
117).
Alle andern, wie etwas Felix Leiter,
der Freund vom CIA, wissen derartige "Komplimente
in den richtigen Kontext zu rücken: Sein "You
certainly think things out (CR 52) ist ausschließlich
aufs Spiel gemünzt, in der Tat der einzige Lebensbereich
Bonds, in dem man das mit Fug und Recht sagen kann.
In fast allen anderen Lagen ist er viel mehr –
nach einer treffenden Bemerkung Fausto Antoninis [14]
– ein behavioristischer (funktioniert nach dem
Reiz-Reaktions-Schema) und kybernetischer Held. Alles,
so könnte man zusammenfassend sagen, verkommt
– aufgrund der Eindimensionalität kann man
einen optimistischeren Begriff kaum verwenden –,
alles verkommt in Bonds Augen zum – Spiel.
3. Die als Partie verstandene Handlung
Bis hierher sind wir lediglich an jenem
inhaltlichen Punkt angelangt, von dem Umberto Eco aus
in seinem kurzen, aber prägnanten Artikel "Die
erzählerischen Strukturen im Werk Ian Flemings"
seine Argumentation beginnt. Aufgrund seiner strukturorientierten
Herangehensweise konnte er auf diesen Teil verzichten,
während uns dies vom kasuistischen Interesse her
nicht gestattet war. Für uns liest sich das als
Zusammenfassung: "Es ist überflüssig´,
an den Vorgang zu erinnern, den die Spielsituationen
im wahren Wortsinn, die konventionellen Glücksspiele,
in jedem Buch von Fleming haben. Bond spielt immer,
siegreich, mit dem Bösewicht oder einer seiner
Mittlerfiguren" (287f.). Eco macht in seiner Analyse
einen nur leicht variierten Festbestand von "Charakter-
und Wertgegensätzen aus, die sich, in einer "ars
combinatoria mit ziemlich elementaren Spielregeln",
immer in diversen, doch strukturell monotonen Spielsituationen
verwirklichen und dazu führen, die Wesensbestandteile
der Handlung als Partie zu verstehen. "Diese Darstellung
der Handlung in einer Terminologie des Spiels beruht
nicht auf Zufall. Flemings Bücher sind von einigen
Schlüsselsituationen bestimmt, die wir Spielsituationen
nennen werden" (288). Eco konstatiert hier, mit
anderen Worten, eine relative und strukturelle Handlungsarmut
und kommt zu dem scheinbar paradoxen Schluss, dass dieser
Mangel an Reichtum Grund für den Erfolg der Bücher
sei. Der Leser erfährt nichts Neues, sondern, einmal
mit dem Aufbau vertraut, wiederholt nur immer wieder
dieselben Züge und kann sich daher an den Nebenzügen,
den Varianten erfreuen. Der Vergleich mit einem Fußballspiel
oder mit einer Basketballpartie (vgl. 295) liegt auf
der Hand, aber er hätte noch treffender sein können
– um im Bilde zu bleiben -, wenn Eco eine Schachpartie
herangezogen hätte, oder besser noch, die Eröffnungsvorbereitung,
in der der Spieler stets die gleichen Züge wiederholt,
um sich an den Abweichungen und Nebenvarianten zu erhitzen.
Genüsslich lesen "Bondianer"
immer wieder aufs Neue, welche Menüs sich Bond
zusammenstellt, welche Getränke er wählt,
welche Kosmetika, Zigaretten usw., Dinge, die innerhalb
eines Romans eigentlich Langeweile erzeugen müssten
(sofern sie nicht kunstvoll dargestellt werden, was
hier nicht der Fall ist), aber als farbige Ingredienzien
in einer eher monotonen Erzählreihe plötzlich
Eigenbedeutung erlangen und bald zum Kult wurden (insbesondere
nach den Filmen haben bestimmte Marken tatsächlich
signifikante Umsatzsteigerungen erfahren [15]).
Dabei wird ein guter Geschmack vorgegaukelt, den Bond
in Wirklichkeit gar nicht besitzt, der sich in der Wahl
der Speisen und Getränke oft vergreift: "ihm
fehlt die Kennerschaft und die wahre Liebe" [16].
Spannung entsteht ja nicht aus der Frage, ob Bond siegen
und überleben wird, sondern lediglich wie.
Welche Frauen wird er haben, welchen Luxus, aber auch,
welche Qualen? Dies sind die Dinge, die Fleming gekonnt
auszumalen weiß und die, so Eco, modernen massenmedialen
Mechanismen entsprechen. Bond ist ein Vorreiter der
Serie und ein Werbevertreter. "In den Romanen Flemings
wird also auf exemplarische Weise jenes Element des
absehbaren Spiels und des absoluten Überflusses
gefeiert, das typisch ist für die Evasionsmechanismen,
die im Rahmen der Massenkommunikation funktionieren"
(Eco 295).
Wir sprechen also nicht von Literatur
im strengen Sinne, daran ändert auch die 2002 erfolgte
Aufnahme der Titel in die legendären "Penguin
Classics", wo sie nun neben Fitzgerald und Flaubert
stehen.
Die neuen Penguin
Classics (amerikanische Ausgabe)
Klassisch sind die Bond Romane lediglich
als Erfolg, aber nicht als Kunst. Fleming ist kein Künstler.
Es ehrt ihn, dass er sich dessen, selbst in Zeiten des
Welterfolgs, bewusst war:
"If one has a grain of intelligence
it is difficult to go on being serious about a character
like James Bond.
my books are straight pillow
fantasies of the bang-bang, kiss-kiss variety"
[17].
Alle diese "Nebensächlichkeiten
sind nur Teil der "Partie. Eco führt
dies am Beispiel der Bewegungsmittel (vor allem des
Kultgegenstandes "Auto") und der Mahlzeiten
vor: "Genauso sind Zug und Auto Elemente eines
mit dem Gegner eingegangenen Wettspiels – bevor
die Reise beendet ist, hat einer der beiden seine Trümpfe
ausgespielt und Schach matt geboten.
; hier sei
hervorgehoben, dass, wenn diese Partien einen so breiten
Raum beanspruchen, der Grund der ist, dass sie als reduzierte
und formalisierte Modelle jener allgemeineren Spielsituation
figurieren, die der ganze Roman ist. Nachdem einmal
die Kombinationsregeln der Gegensatzpaare gegeben sind,
stellt sich der Roman als eine Folge von – dem
Kode gehorchenden – Zügen dar,
und er setzt sich nach einem perfekt gefeilten Schema
zusammen.
- M erteilt Bond Auftrag
- Bösewicht erscheint vor Bond (eventuell vertreten
durch eine Mittlerfigur)
- Bond erteilt Bösewicht erste Lektion
- Frau präsentiert sich Bond
- Bond besitzt Frau oder beginnt sie zu verführen
- Bösewicht nimmt Bond gefangen (mit oder ohne
Frau, und in verschiedenen Augenblicken)
- Bösewicht foltert Bond (mit oder ohne Frau)
- Bond schlägt Bösewicht (tötet ihn
oder seinen Mittler oder ist Zeuge seines Todes)
- Bond erholt sich und spricht mit der Frau, die er
dann verliert
Das Schema ist insofern gleichbleibend,
als alle seine Elemente in jedem Roman auftauchen (so
dass man behaupten könnte, die fundamentale Spielregel
lautet so: Bond zieht aus und schlägt in
acht Zügen
" (288f).
Eine Struktur, die man vom englischen
Klassiker "Through the Looking-Glass and what Alice
found there" her kennt, wo die kleine Alice als
Bauer das Schachbrett der traumhaften Ereignisse betritt,
zur Königin wird und in 11 Zügen gewinnt.
Wir wissen, dass Bond die Geschichten von Lewis Carroll
kennt (Diamonds 165).
Fleming macht nichts anderes, als um
ein mehr oder weniger festes Gerüst immer wieder
neue Personen, Bilder und Geschichten zu weben, er besitzt
ein gewisses Repertoire an Konstanten, die durch nebensächliche
Variablen nur äußerlich und scheinbar veränderlich
erscheinen, nicht anders, als der serielle Kitschroman,
der in großem Stile regelrecht produziert.
Beispiele solcher Konstanten sind: Frau, Schmerz, Essen,
Trinken, Sauberkeit, Bewegung, Auto, England, "Rassismus",
nationale Klischees
und das Spiel!
From Russia, With Love
Bevor wir zur vierten und abschließenden
Ebene gelangen, sollen anhand des Schachtitels unter
den Bond-Romanen, anhand von "From Russia, With
Love", einige Zwischenergebnisse verifiziert werden.
Fleming betrachtete sein fünftes Buch als sein
bestes [18]:
"Personally I think From Russia,
With Love was, in many respects, my best book,
but the great thing is that each one of the books
seems to have been a favourite with one or another
section of the public and none has yet been completely
damned" [19].
Und der Erfolg scheint ihm Recht zu geben,
denn es ist bis heute auch das erfolgreichste [20]. Gern
wird wiederholt, dass J. F. Kennedy es in die persönliche
Hitliste seiner zehn Lieblingsbücher aufnahm, die
er im Falle einer Atomkatastrophe gerettet haben würde
[21]. Es mag die ungewöhnlich vielfältig gezeichnete
attraktive Gestalt der Tatiana sein, die Fleming einer
tatsächlichen Bekanntschaft während der journalistischen
Teilnahme an einem Moskauer Schauprozess 1938 nachempfand
[22] und die Bonds übliche Klischeefrauen durch Natürlichkeit
aussticht; es mag der langsame, aber wirkungsvoll gesteigerte
Aufbau des Romans sein, in dem Bond erst spät in
Erscheinung tritt; es mag die Buntheit und Abwechslung
der Bilder sein (Moskau, Istanbul, Katakomben, Zigeunerwelt,
Orient Express usw.), aber ich glaube, dass es auch
das leitmotivische Unikat des Schachs ist, welches ausgerechnet
diesem Buch so viel Erfolg bescherte.
Um die Schachszene im 7. Kapitel einzuführen,
findet Fleming sogar ein überaus gelungenes Bild
in literarisch ansprechendem Ton:
"The two faces of the double clock
in the shiny, domed case looked out across the chessboard
like the eyes of some huge sea monster that had peered
over the edge of the table to watch the game" (48).
Es sitzen sich, so erfährt man nachfolgend,
Kronsteen und Makharov gegenüber, im letzten Spiel
der Moskauer Meisterschaft, dessen Ausgang über
die Teilnahme an der nationalen Meisterschaft entscheidet.
Wir befinden uns in der Zeitnotphase: den zwanzig Minuten
auf Kronsteens Uhr stehen nur noch fünf auf der
seines Opponenten gegenüber. Wenn ersterer jetzt
in besserer Stellung einen wirklich starken Zug findet,
dann muss die Partie entschieden sein. Er spielt: Te8!:
"That must be the kill". Kronsteen wird zum
dritten Mal in Folge Moskauer Meister werden, wenn auch
nach enormen Anstrengungen:
"He had sweated away a pound of
weight in the last two hours and ten minutes, and the
spectre of a false move still had one hand at his throat"
(48).
Fleming offenbart mit dieser Insideraussage
gewisse Kenntnisse über das Schach, auch wenn er
von der "Meran Variation of the Queens Gambit
Declined" [23] schreibt.
Man kann davon ausgehen, dass er sich – wie bei
so vielen Spezialthemen in anderen Büchern: Waffen,
Karate, Giftpflanzen, Fort Knox, Haikus, Gold, Diamanten
etc. – fachlich kundig machte. [35]
Es ist interessant zu sehen, wie Fleming die Schachsituation
nutzt um die handelnden Personen und den politischen
Hintergrund zu charakterisieren. Kronsteen wird uns
als "The Wizard of Ice" beschrieben, der "motionless
and erect, as malevolently inscrutable as a parrot"
sitzt, keine Miene verzieht, keine Emotionen zeigt,
als ein Spieler, "whose game had been compared
to a man eating fish. First he stripped of the skin,
then he picked out the bones, then he ate the fish,
ein Mann, der in Stille genießt, den Gegner sich
peinvoll winden zu sehen, "in agony like an eel
pierced with a spear". Fleming achtete peinlich
auf die Konsistenz der Analogien; drei Mal bringt er
Fische und Unterseewelt als Vergleich, was sich leicht
aus seiner Liebe zum Tauchen biographisch erklären
ließe.
"Makharov, Champion of Georgia.
Well tomorrow Comrade Makharov could go back to Georgia
and stay there. At any rate this year he would not be
moving with his family up to Moscow (49).
Damit wird nicht nur der sadistische
Charakter Kronsteens gekennzeichnet, sondern auch dessen
linientreue Russophilie und das sowjetische System als
Ganzes, in dem eine Vielzahl von Völkern (hier
Georgier) unterdrückt werden und auch Schachmeister
bei ungenügenden sportlichen Leistungen mit Strafen
rechnen müssen (Fleming ist hier seiner Zeit voraus:
die Fälle Taimanow, Spassky, Kortschnoi sollten
das in Zukunft bestätigen). Mit wenigen Bildern
und Sätzen gelingt es dem Autor über das Schach
die politische Grundsituation und die Charaktereigenschaften
eines Protagonisten aufzuzeigen und den Leser gegen
die Person Kronsteens und das hinter ihm stehende System
zu stimmen. Schach ist der ideale Gegenstand, exakt
diese Kälte und Berechnung zu symbolisieren.
Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes.
Während Makharov wie ein in die Enge getriebenes
Tier fieberhaft nach einem Ausweg grübelt –
es bleiben ihm noch ganze drei Minuten – wird Kronsteen
eine Nachricht zugesteckt. Der Schiedsrichter unterbricht
die Partie für drei Minuten (wertvolle Minuten
für Makharov) und jedem im Saal wird klar, dass
diese Botschaft nur von "ganz oben" kommen
kann. Sie lautet:
"YOU ARE REQUIRED THIS INSTANT:
No signature and no address".
Was für ein tyrannisches Regime
muss das sein, wenn es eine solche Partie, vor Hunderten
von Zuschauern einfach abbrechen kann um einen Spieler
abzurufen. Kronsteen, mit gewonnener Stellung und vom
Siege ganze drei Minuten entfernt, weigert sich den
Befehl auszuführen – die zweite Ungeheuerlichkeit.
Er riskiert viel, aber er kalkuliert richtig.
"After all, he was Head of the Planning
Departement of SMERSH, with the honorary rank of a full
Colonel. And his brain was worth diamonds to the organization
(51).
Und überhaupt zeigt es uns die Stupidität
der Betonköpfe. Wir lernen ihn also als durchaus
selbständigen Kopf kennen. Er wird es sein, der
die Exekution Bonds logistisch plant und schon viele
andere zuvor erfolgreich durchführte:
"He knew all these cases. He had
handled the planning of most of them and they were filed
away in his memory like so many chess gambits.
.
To him all people were chess pieces. He was only interested
in their reactions to the movements of other pieces"
(53).
Auf der rezeptiven Seite wird dies von
empfindsamen Seelen ebenso wahrgenommen. Kerim bemüht
das gleiche Bild, als er die vertrackte Situation im
Orient Express überdenkt. Beide wissen, dass was
am Laufen ist, aber weder die beteiligten Personen noch
die Ziele der Russen sind bekannt, weder können
sie sich in den Denkprozess versetzen noch die nächsten
Züge vorausahnen:
"These Russians are great chess
players. When they wish to execute a plot, they execute
it brilliantly. The game is planned minutely, the
gambits of the enemy are provided for. They are foreseen
and countered.
I have a feeling that you and
I and this girl are pawns on a very big board –
that we are being allowed our moves because they do
not interfere with the Russian game" (168f.).
Kronsteen im Film
"From Russia, With Love, wo die Partie Spassky
- Bronstein (Leningrad 1960) [24] als Vorlage diente. Hier
sieht man Kronsteen beim 22. Zug: Sxe5 mit Abzugsschach
Im beiderseitigen Einverständnis
spinnt sich die Metapher fort, denn "Metaphern
dirigieren, führen und verführen" [25],
und Bond greift sie schließlich wieder auf, um
letztlich den fundamentalen Unterschied zwischen ihm
und den Fachkollegen deutlich zu machen:
"On your chess analogy, that
is possible. But you still get back to the question
of what its all in aid of. Bonds voice
hardened. And, if you want to know, all I ask
is to go on with the game until we find out,
worauf Kerim in ironischem Ton antwortet
– die Antwort ist wesentlich! –:
"This is not a game to me. It is
business. For you it is different. You are a gambler"
(169).
Das Gespräch wird nun anhand der
Billardmetapher fortgesetzt, aber die wesentliche Aussage
ist gefallen, Kerims Analyse ist vollkommen korrekt
und er wird wenig später deren Wahrheit als seinen
eigenen Tod bestätigt finden. Der Spieler, nur
der Spieler kann auf lange Sicht das Spiel überleben,
dem Businessmann hingegen fehlt die Leichtigkeit, Flexibilität
und die Fähigkeit, auch mit dem eigenen Leben –
"dicing with death" [26]
– zu spielen. Selbst als Bauer auf einem großen
Schachbrett, dessen Rand er nicht überblicken kann,
retten Bond die Würfel, die seine Züge, vor
allem die unorthodoxen, unberechenbar machen. Deswegen
fällt er immer wieder durchs Netz selbst der perfektesten
Planung, des genialsten Geistes.
Kronsteen der Großmeister ist zugleich
der Großdenker. Bond wird diese wichtige Information
von jenem Manne erhalten, der ihn töten soll, einem
blöden und blutrünstigen Instrument des russischen
Apparates:
"You see, old man, weve got
quite a planner in SMERSH. Man called Kronsteen. Great
chess player" (191).
Wiederholt werden Schach und Planungsfähigkeiten
und Skrupellosigkeit gekoppelt. Und wie wir bereits
sahen, fungiert die Spielmetapher als leitfadenähnliches
Gerüst an das immer wieder direkt erinnert wird
(38, 89, 103, 109, 110, 161, 168). Interessant ist die
Austauschbarkeit: Beide Seiten begreifen sich als im
Spiel begriffen; Kronsteen plant den Coup wie die Eröffnungsvorbereitung
vor einem wichtigen Spiel (76) und M/Bond/Kerim sinnen
nach Gegenzügen, als hätte man sich tatsächlich
zu einer Partie verabredet.
4. Metaebene
Im letzten Anlauf wollen wir nun die
zusammengetragenen Beispiele und Ideen zu abstrakteren
Schlussfolgerungen führen.
Trotzdem ein vielfältiges Interesse
Flemings bezüglich des Schachs konstatiert und
dessen Verwendung auf mehreren Ebenen nachgewiesen wurde
– als Vokabular, Metapher, Charakterisierung und
Handlungsstruktur – darf nicht der Eindruck entstehen,
Fleming/Bond hätte ein tatsächlich substantielles
Interesse am Königlichen Spiel. Vielmehr darf man
von einem Missbrauch des Spiels sprechen, insofern es,
von einer einzigen Szene abgesehen, lediglich in seinen
destruktiven Komponenten Anwendung findet. Die eigentliche
Frage ist also nicht, was das Interesse erklärt,
sondern im Gegenteil: Wie ist das Desinteresse zu begreifen?
Warum ist das Schach als Spiel wesentlich abwesend in
einer Romanreihe, die sich wie eine Enzyklopädie
von Spielsituationen liest, in der das Spiel an sich
eine fundamentale Rolle spielt? Und wenn man genauer
hinschaut, dann kann man das Abstraktionsniveau der
Frage erhöhen: Bonds Spiele – die, denen er
vor allem frönt – sind ausschließlich
Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele. Was also
ist der Reiz des Glücksspiels und was schreckt
Bond/Fleming vor Spielen, die den Zufallsfaktor eliminieren,
zurück, lässt sie stattdessen im negativen
Licht erscheinen? Es ist die Liebe zum Zufall, die Liebe
zum Schicksal, der amor fati! Deswegen ist Bond ein
Gambler, am Spieltisch ebenso wie als Lebensmaxime und
deswegen ist er als Typus von allgemeinerem Interesse,
denn diese Liebe zum Schicksal ist nun keine, die aus
einer Gelassenheit heraus sich gründet, sondern
aus Fatalismus. Jener wiederum lässt sich aus der
existentiellen Langeweile erklären, die Bond flieht,
aus einer inneren Leere, die seinem Leben keinen intrinsischen
Sinn mehr geben kann. Das Unvorhergesehene, das Plötzliche,
der Zufall muss dann zum Lebenselixier werden und denkerische
Durchdringung wird durch motorische Fähigkeiten
ersetzt. Bond verhält sich tatsächlich wie
ein konditioniertes Tier, ein Zirkuspferd, dem es freilich
nicht genügt allabendlich seine Runden zu drehen
– das wäre wieder Langeweile -, für den,
gleich dem modernen Touristen, vielmehr gilt: The world
is not enough. Bond ist 007, er trägt diese
Nummer nicht nur. Daher Bonds depressive Phasen und
daher auch der Lokomotionsdrang und damit verbunden
die Liebe zu Verkehrsmitteln. Tritt während eines
Auftrages, einer Aktion, ein Moment der Ruhe ein –
"peace was killing him" (Russia 78) -, dann
muss das Spiel kompensatorisch eingreifen: im Casino
oder mit der Frau. Die Frau selbst fungiert sowohl als
Spieleinsatz [27] als
auch als Spielzeug:
"And as for playing, as you call
it, Id rather play with you than anyone in the
world" (Dr. No 119),
spricht Bond in eindeutiger Absicht zu
Honey.
Und Solitaire, bevor sie sich ihm hingibt,
sieht dies ähnlich:
"It is fun for me to be able to
tease such a strong silent man. You burn with such an
an-gry flame. It is the only game I have to play with
you and I shant be able to play it for long
(Live 114).
Accessoires wie Kleidung, Mahlzeiten,
Getränke, Luxusartikel, Kosmetika, auch Waffen
etc. werden als Spielvorbereitung verstanden, um in
allen Eventualitäten den perfekten Spieler abzugeben.
Ihre Rechtfertigung ergibt sich aus der zu erwartenden
Spannung. Dass Bond stets bestrebt ist, alle Lebenssituationen
in Spielsituationen zu übersetzen, haben wir bereits
gesehen. Es ist Fleming damit gelungen, einen Menschentypus
zu skizzieren, mehr noch, zu antizipieren, dessen millionenfache
Klonung erst in unseren Tagen ihren Höhepunkt erreicht
und der weiteren Höhepunkten entgegenstrebt. Das
Leben wird, deutet man die Zeichen richtig, in immer
stärkerem Maße als Spiel entworfen werden.
Hier können wir den Grund für Bonds Dauererfolg
sehen, der andere Helden des Genres, die ihm oberflächlich
betrachtet gleichen mögen (z.B. Mike Hammer), längst
in den Bereich der Gattungsgeschichte verweist, während
er noch immer virulenter Teil der Entwicklung ist. Es
ist daher auch falsch, in ihm einen triebhaften Sadisten
sehen zu wollen, dem der Akt des Tötens Befriedigung
bereiten würde. Der Reiz, die Doppelnummer tragen
zu dürfen, die "Lizenz zum Töten",
liegt für ihn nicht im Töten selbst, aber
in der Möglichkeit, dass Zufall oder Notwendigkeit
dies verlangen könnten. Bond wurde diesbezüglich
oft missverstanden, obwohl Fleming ein ganzes Arsenal
von Belegen dafür bereitstellt, dass nicht das
Töten den Genuss bereitet, sondern die Lizenz diesen
garantiert bzw. bis an die letzten Grenzen steigert,
weil das Spiel mit dem allerhöchsten Einsatz –
das Spiel mit dem Leben, auch dem eigenen – den
höchsten Genuss verspricht. Dabei muss die Mischung
stimmen, um Bond zufrieden zu stellen:
"He admitted to himself that this
adventure excited him. It had the right ingredients
– physical exertion, mystery, and a ruthless enemy.
He had a good companion. His cause was just (Dr.
No 62).
Bond tötet nach Pflicht, es ist
nicht Sinn seines Tuns:
"It was part of his profession to
kill people. He had never liked doing it and when he
had to kill he did it as well as he knew how and forgot
about it. As a secret agent who held the rare double-O
prefix – the licence to kill in the secret Service
– it was his duty to be as cool about death as
a surgeon. If it happened, it happened. Regret was unprofessional
– worse, it was death-watch beetle in the soul
(GF 7).
Fleming und Bond werden nicht müde
zu wiederholen, dass Bond keine Freude aus dem Töten
zieht, was ihn mitunter sogar in gefährliche Situationen
bringt:
"Why didnt you just
shoot them down?
He said curtly, Never
been able to in cold blood. But at least I ought to
have been able to blast that mans foot off. Must
have just nicked it, and now hes still in the
game (Spy 144).
Töten kann im Sinne des Allgemeinwohls
mitunter Pflicht werden:
"Bond did not like what he was going
to do, and all the way from England he had to keep on
reminding himself what sort of men these were.
.
But for Bond it was differ-ent. He had no personal motives
against them. This was merely his job – as it was
the job of a pest control officer to kill rats. He was
the public executioner appointed by M to represent the
community (Eyes 76).
Ja, Bond kann sogar Gewissensbisse haben,
einen Fisch – solange er nicht gefährlich
ist – zu töten, er glaubt, dessen Schmerzensschreie
hören zu können:
"Ive heard them scream when
theyre hurt
Fidele Barbey had spent his
life killing animals and fish. While he, Bond, had sometimes
not hesitated to kill men. What was he fussing about?
He hadnt minded killing the sting-ray. Yes, but
that was an enemy fish. These down here were friendly
people. People? The pathetic fallacy! (Eyes 175).
Auch M wird uns als dem Schicksal ergeben
vorgestellt; Bond erscheint hier sogar von seiner altruistischen
Seite, wenn er den blutigen Auftrag annimmt, um andere
davor zu bewahren:
"He didnt like the job, but
on a whole hed rather have it himself than have
the respon-sibility of ordering someone else to go and
do it" (Octopussy 101).
Noch einmal: nicht das Töten garantiert
die Erregung, sondern lediglich dessen Möglichkeit.
Und diese Möglichkeit wird von der Notwendigkeit
diktiert. Bond interpretiert Notwendigkeit aber als
Schicksal oder Zufall. Als natürlicher Gambler
zwingt er den Zufall nie zur Notwendigkeit, sondern
lässt sich von ihm zur Notwendigkeit führen.
Was ihn auszeichnet ist die Geduld auf das Fatum zu
warten. Daher sieht man ihn oft in Entscheidungssituationen
"würfeln", in das Schicksal ausweichen.
Er wählt die Passivität um im allerletzten
Moment, den er für den besten und einzigen hält,
aktiv zu werden, dann nämlich, wenn mit Notwendigkeit
alle Möglichkeiten ausgespielt wurden:
"Id better play it the way
the cards fall" (GF 60).
"Well, he would just have to see
which way the card fell" (Gun 51).
"You take a wrong step, play the
wrong card in Fates name, and you are in it and
lost" (Spy 96).
Ist der Gegner gleichwertig, so teilt
er diese Sicht, wie im Falle Goldfingers:
"Well, Mr Bond. So fate wished us
to play the game out" (212).
Der Faktor der Geduld ist dabei der allerentscheidendste,
nicht nur, um die Lesespannung auf den Höhepunkt
zu treiben. Bond ist nämlich ganz und gar nicht
der Superman, den "ideologische" Gegner und
Film aus ihm machen [28], er ist vielmehr ein Verlierertyp,
ein Loser, mit der Gabe, Niederlagen so lange stoisch
einzustecken, bis die letzte Gelegenheit herankommt,
die er dann unweigerlich nutzt. Bis dahin häuft
sich Niederlage auf Niederlage, die schließlich,
in einer Art Negation der Negation, zum Gewinn führt:
durch Irrtum zum Ziel. Man kann diese Form der Geduld
in vielen Fällen auch als pragmatische Dummheit
beschreiben. Bond jedenfalls ist nicht unbesiegbar,
"seine Siege sind die eines Unbesiegten, nicht
Unbesiegbaren" [29]. Aber es hätte auch anders
kommen können, wie der sterbende Scaramanga glaubt:
"Its the luck of the game.
If my bullet had been an inch, mebbe two inches, to
the right, itd be you thats dead in place
of me. Right? (Gun 169f.).
Hätte es? Oder ist dieses Glück
im Spiel selber notwendig? Fleming hat die programmatischen
Gedanken bereits in "Casino Royal" festgehalten:
"Above all, he liked it that everything
was ones own fault. There was only oneself to
praise or blame. Luck was a servant and not a master.
Luck had to be accepted with a shrug or taken advantage
of up the hilt. But it had to be understood and recognized
for what it was and not confused with a faulty appreciation
of the odds, for, at gambling, the deadly sin is to
mistake bad play for bad luck. And luck in all its
moods had to be loved and not feared. Bond saw luck
as a woman, to be softly wooed or brutally rav-aged,
never pandered to or pursued" (48).
Luck was a servant, not a master, und:
Luck had to be loved and not feared. Es ist diese quasi-Nietzscheanische
Grundidee, die Bond allen anderen überlegen macht.
Er ist, wenn man so will und wenn die Blasphemie gestattet
sei, der säkularisierte Nietzschesche Übermensch,
der von den Inhalten und Verantwortungen befreite Übermensch.
"Whenever he had a job of work to
do he would take infinite pain beforehand and leave
as little as possible to chance. Then if something went
wrong it was the unforeseeable. For that he accepted
no responsibility (Moonraker 41).
Sein intellektueller Nachteil ist sein
größter Vorteil. Er weiß nichts von
seiner nachmetaphysischen Mission, ebenso wenig wie
seine Gegenspieler, Verbündeten (und vermutlich
auch sein Schöpfer). Was er tut, interpretiert
er in seinem kindlichen Verstand als
"playing Red Indians" (Majesty
226), oder: " Before Le Chiffre began, he used
a phrase which stuck in my mind
playing Red
Indians. He said thats what I had been doing.
Well, I suddenly thought he might be right"(CR
141).
Wenn das Spiel stets zukunftsoffen ist,
wenn es also immer wieder verloren werden kann und in
der Tat zigfach von Bond verloren wird, wenn Glück
der Diener, nicht der Meister ist, dann erhält
das Spiel einen vom zufälligen Ausgang relativ
unabhängigen Charakter. Nicht dieser entscheidet
über das Schicksal Bonds – wäre es so,
er wäre und hätte jedes Mal unwiderruflich
verloren -, sondern die Bereitschaft, den Zufall, das
Schicksal immer wieder von neuem herauszufordern, das
Spiel immer wieder von neuem zu spielen; entscheidend
für Bond ist das Wagnis zum Unbekannten. Im einführenden
Kapitel von "You Only Live Twice" entwickelt
Fleming diesen Gedanken parabelhaft. Bond wetteifert
mit Tiger Tanaka beim Fingerspiel "Scissors cut
paper"; beim Gleichstand steht er nun vor dem Dilemma,
das letzte und entscheidende Spiel absichtsvoll zu verlieren,
um die japanische Gastfreundschaft und den sozialen
Unterschied zu achten und evtl. das große dahinter
sich verbergende Spiel zu gewinnen (denn für Tanaka
ist dies offensichtlich ein Test Bonds) oder aber konsequent
auf Sieg zu spielen und damit die gesamte Mission zu
gefährden. Kurz: diese Runde entscheidet über
Bonds Schicksal und sein Gefühl rät ihm zur
Niederlage.
"It was just as difficult to lose
on purpose as to win. And anyway did it really matter?
Unfortunately, on the curious assignment in which James
Bond was involved, he had that nasty feeling that even
this idiotic little gambit had significance towards
success or failure.
My dear Tiger, there is no
point in playing a game unless you try to win
(14f. ).
Bond entscheidet sich für das Spiel
und gewinnt.
"Last game! The two contestants
looked at each other. Bonds smile was bland, rather
mocking. A glint of red shone in the depths of Tigers
eyes. Bond saw it and said to himself, I would
be wise to lose. Or would I? He won the game in
two straight goes
(17).
Er zeigt damit, dass er in jeder Situation
zu gewinnen gewillt ist, unerachtet der Hindernisse
und bekommt deswegen erst den Auftrag Tigers, Blofeld
zu eliminieren. Die Liebe zum Zufall, der Wille zum
Spiel mit dem Glück führt Bond zum Sieg. Ein
determiniertes und intellektuelles Spiel wie das Schach
muss wie das Gegenteil dieser Idee erscheinen und wird
von Bond/Fleming gemieden. Schachspieler mögen
die anderen sein, es ist sogar Teil der Alienierung,
aber auch sie werden dem Schicksal nicht entgehen! Allerdings
sind sie ihm weniger gewachsen, denn das Leben ist zu
reich, als dass es kalkulierbar wäre.
Gerade in England musste eine solche
Herangehensweise früher oder später Aufsehen
erregen, war der klassische englische Kriminalroman
doch durch die "Schachbrettsituation" gekennzeichnet.
Von Wilkie Collins über Conan Doyle bis hin zu
Agatha Christie waren die Detektive Denk- und Kombinationsgenies,
die einen Kriminalfall im Stile einer Schachaufgabe
lösten; rein intellektuell mit so wenig wie möglich
physischem Aufwand. Fleming konnte an dieser Form des
Genres nichts Reizhaftes finden:
"he had no patience with the conventional
English detective story, with everything worked out
on a chess board, no fighting, only the nicest of mating
and all the charac-ters conveniently assembled fort
he inevitable denouement.
If he had to pick a
detec-tive writer of the chess game school it would
have been Dorothy L. Sayers, because he admired her
writing quite outside the context of the crime solving
[30].
Selbst auf stilistischer Ebene versuchte
sich Fleming vom Schachimage des Krimis und Thrillers
zu befreien. Trotzdem entkommt er ihm nicht vollkommen.
Zumindest in einer weiteren Hinsicht
ist Bond dem Schach strukturell verhaftet, auch diese
hängt von seinem Spielerstatus ab. Es ist seine
Geschichtslosigkeit. Auch wenn sich alle Ereignisse
in Bonds Leben und Wirken historisch zurückverfolgen
lassen, so ist er doch, wie ein aufmerksamer Kritiker
bemerkte, ein geschichtsloses Wesen, jemand für
den das Vergangene keine Rolle spielt, der immer den
Augenblick lebt und auf die Zukunft orientiert ist.
"Die Vergangenheit hat keine Gewalt
über ihn.
Die Vergangenheit bindet ihn nicht.
Er ist der Mann ohne Vergangenheit, der Mann, der dazu
bestimmt ist, in einer Gegenwart zu leben, die nur die
Zukunft als bestehende und richtungsweisende Realität
kennt
" [31].
Diese fast unmenschliche Fähigkeit,
das Geschehene permanent abzuschütteln, erlangt
Bond als Spieler und bringt ihn in strukturelle Nähe
ausgerechnet zum Schachspiel, dessen Wesensmerkmal es
ist, vollkommen unhistorisch zu sein. Das heißt,
dass eine jede Partie von jedem beliebigen Punkt an
weitergespielt werden kann, ganz unabhängig davon,
was bis hierher geschah, im Gegenteil zum Kartenspiel
etwa, wo die Erinnerung wesentlicher Faktor ist. Der
Schachspieler spielt immer die jeweilige Stellung, die
Position oder, lebensnaher, die Situation. Was zuvor
geschah, muss er vergessen, gelingt ihm dies nicht,
so leidet er mitunter gar unter seinem Gedächtnis,
das ihm Bilder vorgaukelt, die der derzeitigen Situation
nicht mehr entsprechen [32]. Geschichte ist für den
Schachspieler und für Bond nur aus psychologischer
Sicht von sekundärem Interesse, insofern er glaubt,
den Charakter oder Stil oder die Fähigkeiten seinen
Gegners aus den vorherigen Zügen erschließen
zu können. Sofern jedoch nur der nächste Zug
zählt, von dem immer alles Kommende abhängt,
ist Schach ein geschichtsloses Spiel, das sich nur nach
vorne öffnet. So auch Bond, für den nur Bedeutung
hat, was noch kommen wird.
Natürlich verbirgt sich dahinter
eine bedenkliche Komplexitätsreduktion und was
des Schachspielers Lust ist, kann außer im Spiel
nur in der Fiktion funktionieren. Eine der inhärenten
Verlockungen des Schachs und aller ähnlichen Spiele
ist das Vermögen für einen bestimmten Zeitabschnitt
die Komplexität der umgebenden Welt vergessen zu
machen, um sich in eine einfache, aber in sich hochkomplexe
künstliche Situation zu vertiefen. Nur solange
es als Nebensächlichkeit gesehen werden kann, darf
man überhaupt von Spielen sprechen. Für Bond
wird diese Komplexitätsreduktion nun essentiell
und wäre er nicht fiktiv, man dürfte ihn nicht
wirklich zu den Spielern, sondern zu den Profis zählen.
Bond ist der Mann, der die Komplexität der Umwelt
vollkommen ausblenden kann oder derartige Gedanken anderen
überlässt (M). Für ihn gibt es nur Grundentscheidungen
zwischen Gut und Böse, zwischen Schwarz und Weiß,
nur so gelingt es ihm den "jungle of the world"
(Spy 98) zu vermeiden und sich auf seine Aufgaben zu
konzentrieren. Eco beschreibt diese reflektive Armut
treffend als Manichäerideologie und findet in ihr
einen wesentlichen Grund für die Erfolgsgeschichte
der an sich zweitklassigen Bücher: "Fleming
sucht elementare Gegensätze. Um den primären
und allgemeinen Mächten ein Gesicht zu geben, greift
er zu Klischees. Um die Klischees zu treffen, bequemt
er sich der allgemeinen Meinung an" [33], oder der
allgemeinen Wünsche. Vielleicht ist es kein Zufall
– aber es ist bedenklich -, wenn die Bond-Romane
schon auf einen früheren amerikanischen Präsidenten
starken Eindruck machten, sie könnten heutzutage
die Bettlektüre von anderen sein, die an eine "axis
of evil" glauben und als "Vertreter des Guten
und der Freiheit", in quasigöttlicher Mission,
in fremden Ländern Kriege führen.
Dass Erfolg durch Affront erlangt wird,
lässt sich besonders beeindruckend anhand des Frauenbildes
nachweisen. Eigentlich böten Flemings Simplifizierungen,
vor allem aber seine rassistischen und diskriminierenden
Äußerungen genug Ursache, die Bücher
in Bausch und Bogen zu verdammen, da dies jedoch nicht
geschieht, müssen andere, kompensierende Mechanismen
funktionieren. Was ebenso gut Grund für einen Misserfolg
hätte werden können, die Stereotypisierung
der Bond-Romane – wurde in Wirklichkeit ein Erfolgsgrund;
die Leser warteten auf derartige Wiederholungen. Es
ist zum einen die "alltägliche Diskriminierung",
der "normale Rassismus", die Diffamierung
der Strasse, auf die sich Fleming beruft, zum andern
liegt gerade in der literarischen Präsentation
der moralisch verbotenen Dinge ein Reiz für den
Leser, insbesondere dann, wenn, wie im Falle des Frauenbildes,
archetypische männliche Phantasien, verstärkt
durch eine bedrohlich erscheinende Feminisierung der
Gesellschaft, bedient werden. Für machohafte Beobachtungen
wie diese, seien wir ehrlich, liest und liebt man Bond:
"A girl, sunbathing naked on the
roof of a smart cabin cruiser, hastily snatched a towel.
Authentic blonde! commented Leiter
(TB 172).
Jeder Mann (in Flemings Verständnis)
träumt davon, von einer fremden Schönen aufgefordert
zu werden:
"Make love to me. You are handsome
and strong. I want to remember what it can be like and
what you would like from me. Be rough with me. Treat
me like the lowest whore in creation. Forget everything
else. No question. Take me (Majesty 36),
oder von einer Ehefrau,
"always smiling and wanting to please
(Eyes 87).
"All women love semi-rape. They
love to be taken –
ist das nicht der heimliche Gedanke des
inneren Mannes? Und wünscht er sich nicht, dass
sie hinterher denkt:
"And I would remember him for ever
as my image of a man" (Spy 154).
Bonds Heldinnen sind oft in der Jugend
vergewaltigte Frauen, nun frigide und scheu und werden
von ihm auch sexuell befreit. Kein Wunder wenn sie ihm
und der dürstenden Leserphantasie entgegenhauchen:
"I want it all James. Everything
youve ever done to a girl. Now. Quickly"(Diamonds
173).
Viel wurde darüber gerätselt,
was das Erfolgsgeheimnis der Bücher sein könne
und komplizierte Theorien wurden dafür bemüht.
Ist es der vulgäre Geschmack der Masse? Sind es
Archetypen, die vom "kollektiven Unbewussten unserer
Zeit imaginiert" werden? Ist es die Identifikation
oder der Prozess der Bewusstseinsbildung? [34]
Mag dies alles eine wichtige Rolle spielen, hier jedenfalls
wurde versucht darzulegen, dass die Attraktion Bonds
die Attraktion des Spiels im allgemeinen und auch der
des Schachs im besondern ist. Man kann Bonds Erfolg
nur verstehen, wenn man den anthropologischen Erfolg
des Spielens versteht. Die Spannung und die Befriedigung,
die der Leser aus der Lektüre zieht ist der des
Spielers sehr wohl vergleichbar. Lesen selbst wird hier
Spiel und ist Teil der Spielsituation. Das setzt Identifikation
mit dem Helden selbstredend voraus, erklärt jedoch
nicht die Faszination zur Genüge.
Literaturnachweis:
Ian Fleming:
Casino Royale. (1953) London Pan Books 196312
Live and Let Die (1954) London Pan Books 196310
Moonraker (1955) London Pan Books 196417
Diamonds Are Forever (1956) London Pan Books 196311
From Russia, With Love (1957) London Pan Books 196310
Dr. No (1958) London Pan Books 19639
Goldfinger (1959) London Pan Books 196310
For Your Eyes Only (From a View to a Kill, For Your
Eyes Only, Quantum of Solace, Risico, The Hildebrand
Rarity) (1960) London Pan Books 19635
Thunderball (1961) London Pan Books 1963
The Spy Who Loved Me (1962) London Pan Books 1967
On Her Majesty`s Secret Service (1963) St. Albans Panther
Books 19792
You Only Live Twice (1964) London Pan Books 19662
The Man With The Golden Gun (1965) London Pan Books
197413
Octopussy (Octopusssy, The Property of a Lady, The Living
Daylights) (1966) London Pan Books 19683
Chitty Chitty Bang Bang. The Adventures of the Magical
Car. (1964) London Jonathan Cape. First Omnibus Edition.
1971
Eco, Umberto/del Buono, Oreste
(Hrsg.): Der Fall James Bond. 007 – ein Phänomen
unserer Zeit. München 1966
Eco, Umberto: Die erzählerischen Strukturen im
Werk Ian Flemings. In: Apokalyptiker und Integrierte.
Zur kritischen Kritik der Massenkultur. Frankfurt 1992
Gant, Richard: Ian Fleming. The Fantastic 007 Man. New
York 1966
Lycett, Andrew: Ian Fleming (1995). London 20023
Pearson, John: The Life of Ian Fleming. London 1967
Snelling, O.F.: James Bond. A Report. London 1964
--- Jörg Seidel, 12.05.2003 ---
[1]
Weiterführende biographische Lektüren sind:
Gant, Pearson und Lycett.
[2] Pearson 131, vgl. auch
Fleming: How to write a thriller
[3] Vgl. Gant 40ff.
[4] Lycett 105
[5] Gant 138
[6] Pearson 165
[7] Lycett 67
[8] Lycett 14
[9] in "Octopussy
wird genau dieses Leben als paradiesisch bezeichnet:
"
after which their life was one endless round
of parties, with tennis for Mary and golf for Major
Smythe. In the evening there was bridge for her and
the high poker game for him. Yes, it was paradise all
right
(37)
[10] vgl. auch "Dr.
No": It brought Bond the only assignement he enjoyed,
the dangerous one" (18).
[11] Umberto Eco: Die
erzählerischen Strukturen im Werk Ian Flemings.
In: Apokalyptiker und Integrierte. Zur Kritik der Massenkultur.
Frankfurt 1984, S. 288
[12] vgl. Laura Killi:
James Bond und die Kritik. In: Der Fall James Bond.
S. 215
[13] zit. in: Pearson
229
[14] Fausto Antonini:
Psychoanalyse von 007. In: Der Fall James Bond.
[15] vgl. James Bond -
Eine Modeerscheinung. In: Der Fall James Bond. S. 15ff.
[16] ebd. S. 32
[17] zit. In: Lycett 290.
vgl. auch: "My wife hates the whole James Bond
business. I think she rather wishes I were a Cyril Connelly
or something respectable like that. She would like me
to write on a much higher level. But I have told her
that I am not capable of writing on a higher level.
Ive got nothing to say at that level anyway. I
am not ambitious. " (zit. In: Gant 77, vgl. 105)
[18] z.B. O.F. Snelling:
James Bond. A Report. London 1964. S. 76ff.
[19] zit. in: Lycett 315f.
[20] vgl. Lycett 281
[21] vgl. Pearson 388
und Fall Bond 13
[22] vgl. Gant 30f.
[23] 1. d4 d5 2. c4 c6
3. Sf3 Sf6 4. Sc3 e6 5. e3 Sbd7 6. Ld3 dxc3 7. Lxc3
b5!; Schwarz versucht den Problemläufer auf c8
mit Tempo nach b7 zu entwickeln.
[24] 1. e4 e5 2. f4 exf4
3. Nf3 d5 4. exd5 Bd6 5. Nc3 Ne7 6. d4 O-O 7. Bd3 Nd7
8. O-O h6 9. Ne4 Nxd5 10. c4 Ne3 11. Bxe3 fxe3 12. c5
Be7 13. Bc2 Re8 14. Qd3 e2 15. Nd6 Nf8 16. Nxf7 exf1=Q+
17. Rxf1 Bf5 18. Qxf5 Qd7 19. Qf4 Bf6 20. N3e5 Qe7 21.
Bb3 Bxe5 22. Nxe5+ Kh7 23. Qe4+ 1-0
[25] Hans Blumenberg:
Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher.
Frankfurt 1979 S. 13
[26] O.F. Snelling: James
Bond. S. 20
[27] vgl. Furio Colombo:
Bonds Frauen. In. Der Fall James Bond. S. 121f. "
die
Frau ist integrierender Bestandteil der Partie, nicht
bloßes Ornament. Das heißt, sie kann nur
feindlich oder auf unserer Seite sein. Auf unserer Seite
heißt: in unserem Bett".
[28] "in diesen z.T.
antikommunistischen Machwerken, die von brutalen Verbrechen,
abenteuerlichen Gewalttätigkeiten und zügellosem
Sex leben, wird ein Menschenbild entworfen, das antihumanistisch
ist und einem kapitalistischen Übermenschen huldigt"
(Lexikon fremdsprachiger Schriftsteller. Bd. 1. Leipzig
1981. S. 528)
[29] Fausto Antonini:
Psychoanalyse von 007. in: Der Fall James Bond. S. 148
[30] Gant 98f.
[31] Fausto Antonini:
Psychoanalyse von 007. in: Der Fall James Bond. S. 148
[32] vgl. Nikolai Krogius:
Psychologie im Schach. Frankfurt/Berlin 1991. insbesondere
Kapitel über das schachliche Abbild, S. 61ff.
[33] Umberto Eco: Die
erzählerischen Strukturen im Werk Ian Flemings.
S. 296
[34] vgl. Antonini: Psychoanalyse
von 007. in: Der Fall James Bond. S. 152f und 162f.
[35] Aber wie so oft,
könnte ihm auch hier ein kleiner Fehler unterlaufen
sein: Te8 war nämlich der 41. Zug und demzufolge
der erste Zug nach der ersten Zeitkontrolle, weshalb
die beschriebene Zeitnot technisch gar nicht bestanden
haben muss, sofern die üblichen Bedenkzeitregelungen
des Weltschachbundes zum Maßstab genommen werden.
Herr Dipl.-Math. Alfred Pfeiffer, Chemnitz, wies darauf
hin, dass es zu unterschiedlichen Zeiten und Orten verschiedene
Bedenkzeitregelungen gab, die nicht mit den FIDE-Regularien
identisch waren, z.B. 2,5 Stunden für 45 Züge;
sollten die Moskauer Stadtmeisterschaften Ende der 50er
Jahre nach diesem Zeitmodus organisiert gewesen sein,
so entfiele selbstverständlich die Fehlervermutung.
Die Aussage "He had sweated away a pound of weight
in the last two hours and ten minutes" spricht
tatsächlich für eine Bedenkzeit von 2 Stunden
und 30 Minuten. Allerdings, so weist Herr Pfeiffer dankenswerter-
und scharfsinnigerweise hin, "wäre es (He
had sweated away a pound of weight in the last two
hours and ten minutes) zugleich auch sachlich falsch,
weil es die vom Gegner verbrauchte Bedenkzeit unberücksichtigt
lässt. Diese wäre zur Partiedauer unbedingt
hinzu zu zählen", so dass Kronsteen bereits
über 4 Stunden, wenn nicht gar 4 Stunden und 40
Minuten, geschwitzt haben muss.
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